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1000 Bäume für 1000 Kommunen: Keine dauerhafte Kompensation

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		1000 Bäume für 1000 Kommunen:  Keine dauerhafte Kompensation

Von Harald Berlinghof

Rhein-Neckar. In Baden-Württemberg gibt es aktuell 1101 Kommunen. Darunter befinden sich neben den Gemeinden neun Stadtkreise und 94 Große Kreisstädte. In einer Initiative des Gemeindetages Baden-Württemberg soll es gelingen, 1000 Kommunen dazu zu bewegen, auf ihrer Gemarkung bis zum 25. April jeweils 1000 Bäume zu pflanzen. Das würde bedeuten, dass in Baden-Württemberg eine Million Bäume gepflanzt werden würden. Aber der Plan ist anspruchsvoll. Tatsächlich haben sich bisher – Stand: 19. Januar – 221 Kommunen bereit erklärt, sich an der Klimaschutzaktion zu beteiligen. Auch in der Metropolregion Rhein-Neckar.

Diese hat 290 Kommunen, von denen 83 in Baden-Württemberg liegen. Aktuell machen hier 50 Kommunen mit – von A wie Altlußheim bis Z wie Zuzenhausen. Darunter befindet sich auch der Rhein-Neckar-Kreis. An der Bergstraße sind Weinheim, Hirschberg, Schriesheim und Dossenheim ebenfalls dabei, und in vielen Orten wurden schon Bäume gepflanzt.

Die Städte Heidelberg und Mannheim sind deshalb nicht in der Teilnehmertabelle aufgeführt, weil sie keine Mitglieder im Gemeindetag sind und gleichzeitig bereits eigene Baumpflanzprojekte auf die Beine stellen. In Heidelberg sollen in sogenannten Klimawäldchen 3000 Bäume in verschiedenen Stadtteilen gepflanzt werden. In Mannheim sollen zur Buga23 insgesamt 2023 Bäume gesetzt werden, die nach dem Ende der Schau im Stadtgebiet verteilt werden sollen.

Trotzdem gut für die Umwelt

Bäume sind gut fürs Klima, für die Umwelt und auch für den Menschen. Überschätzen sollte man ihren Beitrag zur CO2-Vermeidung aber nicht. Eine Beispielrechnung: Eine 23 Meter hohe Buche mit einem Stammdurchmesser von 30 Zentimetern in gut einem Meter Höhe über dem Boden enthält etwa 550 Kilogramm Trockenmasse. Die Wurzeln hinzugerechnet, kommt man auf einen Schätzwert von 600 Kilogramm.

Zum Aufbau ist darin eine Tonne CO2 gebunden. Die Buche muss aber 80 Jahre lang wachsen, um diese Größe zu erreichen. Dass eine Buche oder eine Kastanie rund doppelt so viel CO2 bindet wie eine Fichte, liegt am schnellen Wachstum ihrer Blattmasse, während die Fichte bekanntlich auch im Winter grün bleibt und ihre Nadeln nur ganz langsam, nach und nach abgibt und durch neue ersetzt. So schnell wie die Buche im Frühjahr relativ viel CO2 speichert, so schnell wird es auch wieder frei, wenn im Herbst die Blätter fallen und von Mikroorganismen verarbeitet werden.

In der Natur geht nichts verloren. Auch das CO2 nicht. Die Pflanzenwelt bindet es beim Wachstum in Form von Zucker und anderer Biomasse. Es wird wieder frei, wenn die Pflanze das Ende ihrer Lebenszeit erreicht hat. Holz, Stroh und Heu werden in ihre Bestandteile zerlegt, und das CO2 gelangt zurück in die Atmosphäre.

Der Klimakiller ist nicht umzubringen. Wenn Holz dann noch beim Hausbau oder in Möbeln eingesetzt wird, kann man seine unausweichliche Zersetzung noch einmal hinaus zögern. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Eine Kompensation von freigesetztem CO2 durch Aufforstungsprojekte funktioniert daher nur temporär, nicht dauerhaft. Weil das CO2 nur geparkt ist im Holz. Wesentlich effektiver kann eine Kompensation sein, wenn sie hilft, die Entstehung von CO2 zu verhindern oder das Treibhausgas einzusparen – etwa durch Solarkocher in Entwicklungsländern. Unbestritten ist aber, dass Bäume, und auch alle anderen Pflanzen, beim Wachstum CO2 aus der Luft entnehmen. Unbestritten ist auch der positive Einfluss von Bäumen und Pflanzen auf das Kleinklima in unseren Städten und Gemeinden.

Sie reichern die Luft mit Feuchtigkeit an, sie bilden Schattenzonen, die im Hochsommer zu einer Abkühlung führen, und sie stabilisieren in der Natur den Boden und halten ihn fest. So verringert sich die Gefahr eines Abrutschens in abschüssigem Gelände und vermindert Erosion. Wälder sind Alleskönner: Sie sind Holzlieferant, Wohlfühlfaktor für Ausflügler, natürliche Klimaanlagen, Lebensraum für unzählige Tier- und Pflanzenarten, Wasserspeicher und Luftfilter. Und eben auch temporäre CO2-Speicher. Bäume zu pflanzen ist also ohne jeden Zweifel eine gute Sache. Als dauerhafte Kompensation für einen tiefen CO2-Fußabdruck taugen Baumpflanzungen allerdings nicht.

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