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Kreisimpfzentrum Sulzfeld: Bislang sind nur 975 Ampullen für 14 Tage zugeteilt worden

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		Kreisimpfzentrum Sulzfeld:  Bislang sind nur 975 Ampullen für 14 Tage zugeteilt worden

Von Armin Guzy

Sulzfeld/Eppingen. Viele Journalisten, viele Kameras, etliche "Offizielle", und vor ihnen, auf einem Stuhl, Willi May. Der 94-Jährige macht etwas mühsam den Arm und den halben Oberkörper frei und kneift nur kurz die Augen zu, als ihm die Arzthelferin, die sich für ihren Job hier "aktiv Zeit genommen" hat, wie sie sagt, die feine Kanüle in den Muskel sticht und die Kameras Blitzsalven abfeuern. So viel Rummel um einen Piks. "Des Publikum intressiert mich net", sagt May. Er ist in Begleitung seiner Tochter gekommen und nun froh, dass er die ersten der beiden nötigen Impfungen bekommen hat.

May mag den Auflauf um seine Impfung gegen Corona zwar abtun, eine Vorbildfunktion hat er aber schon, und er weiß das wohl auch. Ja gesagt hat er zumindest gleich, als er ausnahmsweise als Kandidat für den allerersten und somit symbolischen Nadelstich im Kreisimpfzentrum in Sulzfeld angefragt wurde.

May ist Ehrenbürger der Gemeinde, langjähriger SPD-Gemeinderat, war viele Jahre Vorsitzender des Partnerschaftsauschusses Sulzfeld-Avize und hat sich um die Völkerverständigung und die Aussöhnung mit Frankreich verdient gemacht. An diesem Freitag macht er sich in seiner Vorbildfunktion nun im Kampf gegen die Pandemie verdient. Bürgermeisterin Sarina Pfründer dankt ihm.

Impfkandidat Nummer 2 heißt Hans-Joachim Thyret, sitzt derweil ziemlich unbeachtet in dem großen, aber fast leeren Wartebereich und schaut sich auf einem großen Monitor das Aufklärungsfilmchen zur Impfung an. Danach gehts mit dem Laufzettel in der Hand weiter zum Auf- und Abklärungsgespräch beim Arzt. Ob und welche Medikamente eingenommen werden, ob Allergien bekannt sind, wird er fragen. Erst wenn nichts dagegenspricht, wird tatsächlich gepikst.

Wie May gehört auch Thyret zu den wenigen, die am Eröffnungstag hier geimpft werden. "Mein Sohn hat den Termin ausgemacht", erzählt der 84-Jährige der RNZ später, wie er dank der Ausdauer seines besorgten Filius’ an den Termin gekommen ist: "Der hat keine Ruhe gegeben, und irgendwann hats geklappt."

Dass Thyret hier, in Sulzfeld, also im Landkreis Karlsruhe, das Biontech/Pfizer-Serum erhält, ist ein gutes Zeichen für Corona-bedingt ungewohnt durchlässige Kreisgrenzen. Denn der Senior lebt im Eppinger Stadtteil Mühlbach, also ziemlich nahe bei Sulzfeld, aber eben jenseits der Landkreisgrenze. Und dass die bei der Vergabe der Impftermine eben nicht gilt, und er daher nicht ins fast 40 Kilometer entfernte – und am Freitag ebenfalls eröffnete – Impfzentrum des Landkreises Heilbronn reisen muss, freut den Senior sehr. "Wie bei einer Grippeimpfung" habe sich der Piks und der kurze Druck im Oberarm angefühlt, sagt Thyret danach im beaufsichtigten Kontrollbereich. Hier wartet er nach der Impfung noch eine halbe Stunde, dann kann er gehen. Den Termin für die zweite Impfung hat er bereits in der Tasche.

Ach ja, das leidige Thema: die Termine und ihre Vergabe. Die ersten 800 waren innerhalb einer Stunde ausgebucht. Viele schauen in die Röhre, der Ärger ist groß. "Die Strategie des Landes ist richtig", sagt der Karlsruher Landrat Christoph Schnaudigel auf die Kritik an ebendieser Strategie angesprochen. "Ja, wir müssen jetzt den Unmut ertragen. Aber der Unmut wäre bei Terminabsagen noch viel größer", ist er überzeugt. Derzeit seien bei den Impfwilligen leider noch Geduld und Flexibilität gefragt, und ja, Baden-Württemberg liege bei der Impfzahl im Ländervergleich unbestritten hinten. Das werde sich aber bald ändern, behauptet Schnaudigel und verweist darauf, dass in manch anderem Bundesland zwar mehr geimpft werde, es aber dort noch längst nicht sicher sei, dass auch jeder die zweite Dosis im vorgegebenen Zeitraum erhält. "Unsere Bürger in Baden-Württemberg aber haben die Garantie, dass sie innerhalb von drei Wochen einen zweiten Termin bekommen", versichert er, und man hat irgendwie den Eindruck, dass hier auch politische Nadelstiche gesetzt werden.

Diese Garantie gilt allerdings nur, wenn die Impfwilligen die telefonische oder die Online-Terminvergabe des Landes nutzen. (Telefon 116.117; www.impfterminservice.de) "Rufen Sie nicht bei der Gemeinde an, fragen Sie nicht beim Arzt", appelliert Schnaudigel, "die haben keine Termine!"

Nur: Weil kaum Impfstoff verfügbar ist, gibt es eben auch sonst kaum Termine und somit in Sulzfeld vorerst auf Mittwoch, Freitag und Sonntag beschränkte Öffnungszeiten. 975 Ampullen mit dem Impfstoff hat das Kreisimpfzentrum (KIZ) als Ration für die ersten 14 Tage erhalten, also 5850 Einzeldosen. Und weil noch nicht klar ist, ob und wann Nachschub kommt, sollen hier derzeit maximal 150 Menschen pro Woche geimpft werden, also 50 pro Tag. Ausgelegt ist das KIZ, das im Eiltempo in der früheren Produktionshalle der Firma E.G.O. in Sulzfeld eingerichtet wurde, jedoch auf bis zu 750 Impfungen – und das an sieben Tagen die Woche. Trotz dieser Malaise ist Schnaudigel froh, am Freitag in Sulzfeld zu stehen. Es hätte ja schließlich auch schlimmer kommen können: Der Eröffnungstermin war längst nicht sicher. "Wir freuen uns, dass es losgeht, wenn auch eingeschränkt", sagt der Landrat.

Zu dieser Zeit kämpfen Willi May, seine Tochter und die Bediensteten des KIZ an einem der dafür vorgesehenen Terminals noch mit dem Registrierungsprozedere. Aber schon eine Dreiviertelstunde später geht May, auf seinen Stock gestützt und bei seiner Tochter untergehakt, durch ein Labyrinth aus steril-weißen Stellwänden nach draußen. Noch ist er nicht vollständig geschützt, und auch nach der zweiten Impfung bleibt ein Restrisiko, sich doch mit Corona zu infizieren. Aber es ist gering, findet May, und der Anfang ist gemacht.

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