Fußball
News melden
Nachrichten

Kreisimpfzentrum Sinsheim: Immerhin wurde geimpft

0 4

		Kreisimpfzentrum Sinsheim:  Immerhin wurde geimpft

Von Tim Kegel

Sinsheim. Die Parsa-Hallen im Gewerbegebiet Breite Seite liegen öd und sind fast leer. Der Sicherheitsdienst bewacht das Rolltor. Das Kreisimpfzentrum Sinsheim ist kein sonderlich einladender Ort. Vereinzelt kommen den Mittag über Menschen, viele von ihnen sind jung: Im Vorderteil des Gebäudes werden Abstriche für Tests auf das Virus genommen. Die Corona-Impfungen, die dort stattfinden sollen, haben am 22. Januar im Kraichgau nur zögerlich begonnen. Es gibt zu wenig Impfstoff.

Ein landesweites Problem, wie sich herausstellen sollte. Auf der hiesigen Bühne wand man sich, die Tatsache einzuräumen. Vorausgegangen war ein unruhiger Donnerstag: Nachdem Impfzentren in den Nachbar-Landkreisen ihren Auftakt über die Woche öffentlichkeitswirksam beworben hatten – in Sulzfeld erhielt etwa ein Ehrenbürger seine Dosis, in Mosbach wurde eine 98-Jährige vor laufenden Kameras geimpft – reagierte man im Landratsamt des Rhein-Neckar-Kreises zugeknöpft. Auf Anfrage war am Vortag lediglich zu erfahren, dass man zum Starttag "bis zu 80 Impfungen pro Tag durchführen" könne; die Auslastung liegt allerdings bei 500 Personen.

Ob dann auch wirklich 80 Personen den etwa einstündigen Prozess durchlaufen haben, war nicht zu erfahren. Aber wohl eher nicht: Am Abend rückte das Sozialministerium nach einer Anfrage der RNZ die eher ernüchternde Zahl von "lediglich 585 Impfdosen" heraus, die in den ersten beiden Wochen in jedem Kreisimpfzentrum "für eine Erstimpfung zur Verfügung" stehen würden. Diese verteilten sich noch dazu "auf Impfungen im Zentrum selbst sowie auf Impfungen durch Mobile Impf-Teams in den Pflegeheimen". Macht unterm Strich lediglich rund 150 Termine pro Woche. Man müsse "um Geduld bitten", sagte ein Sprecher der Behörde: "Es wird sehr, sehr wenig Termine geben – und viele Menschen werden keinen bekommen."

Ob man schon von einem Debakel sprechen kann, ist ungewiss: Wenig Hoffnung macht das Ministerium den Impfwilligen allerdings, sofern die Aktion nicht mehr Tempo aufnimmt: Allein zur derzeit impfberechtigten Personengruppe der Über-80-Jährigen und des medizinischen Personals zählten in Baden-Württemberg rund eine Million Menschen. Täglich impfen könne man derzeit allerdings "nur rund 7000" Personen oder 0,7 Prozent der Berechtigten. Würde nicht mehr Impfstoff beschafft, rechne das Ministerium damit, dass es rund 143 Tage – also fast fünf Monate – dauern werde, bis man "auch der letzten anspruchsberechtigten Person ein Angebot machen" könne.

Hier mit Achselzucken, dort fast mit resigniertem Unterton reagieren die Behörden: Bis zu welcher Kalenderwoche man im Kraichgau mit einer Auslastung rechne, kann Kreis-Sprecherin Silke Hartmann nicht sagen und verweist aufs Land. "Keine Wertung abgeben" will sie dazu, bis wann es nach Ansicht des Landratsamts eine Effektivitätssteigerung geben muss. Deutlich konkreter klingt in Stuttgart Ministerium-Sprecher Florian Mader. Von Schuldzuweisungen hält er sich fern, allerdings geht sein Blick Richtung Bund: Die Lieferketten seien "nicht stabil und wenig verlässlich". Aus diesem Grund halte man in Baden-Württemberg die Hälfte der Impfstoff-Lieferung zurück, "um auch die Zweitimpfung garantieren zu können", deren Termin beim ersten Impfen festgelegt wird. Andernfalls bestehe die Gefahr, "Termine absagen zu müssen". Man gehe einen "Weg der Vernunft", rechtfertigt Mader das Geschehen. Termine vergebe man erst, "wenn der Impfstoff tatsächlich im Land eingetroffen ist".

Andere Bundesländer hätten sich "von einem Tabellenplatz" in einem "Ranking" des Robert-Koch-Instituts leiten lassen. Nachdem der Impfstoff-Hersteller Biontech/Pfizer "ganz kurzfristig" angekündigt habe, wegen eines Werks- Umbaus vorerst nur knapp die Hälfte der zugesagten Mengen liefern zu können, herrsche in anderen Ländern "nun Chaos" mit Terminabsagen, so seine Darstellung. Dies sei wichtiger als ein Tabellenplatz.

Ob Tabellen innerhalb der Kreisimpfzentren eine Rolle spielen, ließen die Behörden offen: Details zur Qualitätssicherung vor Ort, etwa zum Anteil der Risikopatienten und Berufsgruppen, wurden nicht genannt. Die ersten Impf-Kandidaten rollten gegen 14 Uhr in Sinsheim ein – überwiegend rüstige Senioren mit Begleitperson, hin und wieder manche Pflegekraft. Eine Terminbuchung "ist auch landkreisübergreifend möglich", heißt es bei den Behörden. Viele der Fahrzeugkennzeichen stammten aus den Kreisen Heilbronn oder Mosbach.

Dort, wie auch in anderen Kreis-Zentren, herrschte reger Pressebetrieb. Im Rhein-Neckar-Kreis waren Journalisten unerwünscht. Pressevertreter durften das Gelände auch auf Anfrage nicht betreten.

Загрузка...

Comments

Комментарии для сайта Cackle
Загрузка...

More news:

Read on Sportsweek.org:

Andere Sportarten

Sponsored