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Kunstverein Heidelberg: "Wir sind hier" zeigt Werke von Mitarbeitenden im virtuellen Rundgang

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		Kunstverein Heidelberg:

Von Julia Behrens

Heidelberg. Es gibt sie immer wieder: Überraschende Formate und Ideen, die während der Coronakrise in der Kunstszene entstehen. Die Ausstellung "Wir sind hier" drückt das selbstbewusst aus. Denn die große, momentan nur online zugängliche Schau im Heidelberger Kunstverein signalisiert neben künstlerischem Kampfgeist auch kuratorisches Durchhaltevermögen.

Dass am Ausstellungsaufbau in kulturellen Einrichtungen meist bildende Künstlerinnen und Künstler beteiligt sind, ist nicht allen bekannt. Im Heidelberger Kunstverein hilft eine ganze Reihe junger Kunstschaffender hinter den Kulissen. Jetzt sind sie es selbst, die ihre Werke zeigen und in einem 360º-Rundgang vermitteln. Nach der digitalen Schau "Facing New Challenges: Water" während des zweiten Lockdowns entstand die geniale Idee von Kunstvereinsleiterin Ursula Schöndeling, die künstlerische Seite ihrer Mitarbeiter bis Mitte Februar institutionell sichtbar zu machen.

Die Exponate fügen sich nicht nur zu einer gelungenen Gesamtansicht zusammen, sondern können es auch locker mit den dort sonst gezeigten internationalen Positionen aufnehmen. Neben Malerei, Zeichnung und Fotografie gibt es zahlreiche Objekte und Installationen zu entdecken. Den Anfang machen zwei Bilder des Heidelberger Künstlers Björn Ruppert (*1980), der seine Landschaften mit rätselhaft-abstrakten, futuristisch anmutenden Zeichen von Zivilisation versieht und damit ausgedehnte Deutungsräume im Spannungsfeld von Natur, Architektur und Technik eröffnet. Dagegen schafft der Maler Matthias Gmeiner (*1998) aus Karlsruhe meist abstrakte Farbkompositionen aus mehreren Öl-, Latex- und Lackschichten.

Werkimmanente Fragen beschäftigen auch den Heidelberger Fotografen Markus Kaesler (*1977), der mit der Lochbild-Serie "transit" vertreten ist. Die durch Langzeitbelichtung verwischten Schwarz-Weiß-Bilder tragen Aspekte von Mobilität und Schnelllebigkeit in sich. Ähnlich komplex sind die Popart-bunten Photoshop-Kompositionen des in Heidelberg lebenden Fotografen Eyal Pinkas (*1980). Durch die Überblendung mehrerer Interieur-Aufnahmen entsteht eine surreale Szenerie. Hier befinden sich nicht nur die Dinge, sondern auch das Medium Fotografie in Auflösung.

Malte Römer (*1997) aus Karlsruhe ist mit zwei großen, sich langsam drehenden Skulpturen im Atrium und einer kinetischen Installation im Studio präsent. Letztere heißt "Zimmer frei, 500 Euro kalt" und lässt an den angespannten Wohnungsmarkt in Städten denken.

Auf dem virtuellen Rundgang direkt ins Auge fallen auch die großen Objekte von Manuel Dück (*1990), der heute in Düsseldorf und Karlsruhe lebt. In fast schon lyrischer Leichtigkeit erhebt sich die Arbeit "Ouroboros" auf einer nierenförmigen Basis als spitz zulaufende Holz-Ellipse in die Höhe, während der "Große Kreis" vollkommene Harmonie verströmt. Die gerissenen Stoffbahnen, die dieser Skulptur im Inneren Eleganz verleihen, passen gut zur benachbarten Installation von Matthis Bacht (*1982). Der Heidelberger Künstler, der das "Haus am Wehrsteg" als Atelier und Ausstellungsforum nutzt, hat die Grundrisse der Räume seines Wirkungsortes in Form von rot umrandeten Leinentüchern mitgebracht. Versetzt übereinander gelegt haben sie fast etwas Sakrales.

Wie eine Zeichnung im Raum wirkt dagegen die Arbeit "Kategorischer Imperativ" von André Wischnewski (*1983) aus Mannheim. Sie entpuppt sich als verwinkeltes Konstrukt mit schubladenartigen Elementen und spielt auf Kants Moraltheorie an. Wischnewski wurde zur diesjährigen Ausgabe der regionalen Schau "Deltaleben" in die Kunsthalle Mannheim eingeladen – wie seine Kollegin Valentina Jaffé (*1990). Im Kunstverein kombiniert sie bemalte Stoffbahnen mit malerisch bearbeiteten Fotografien und einer kleinen Keramik, die alle um das Verhältnis von Material und Ausdruck kreisen.

Auf der Empore erobert dann die Heidelberger Künstlerin Rosa Violetta Grötsch (*1989) mit einer ortsbezogenen Installation Steg und Plattform und weist mit stimmigen Setzungen den Weg. Dabei bringt sie einen orangefarbenen Abspanngurt, Keramiken, Fundstücke und Alltagsrelikte zum Einsatz. Genauer hinsehen sollte man auch bei der "Modekollektion" von Katharina Andes (*1987), die als Bühnen- und Kostümbildnerin für das Heidelberger Theater tätig ist. Ganz in der Nähe finden sich die textilen Arbeiten von Felicitas Kunisch (*1998) aus Karlsruhe. Ihre großformatigen Objekte besitzen eine spannende Haptik.

Schließlich halten auch die Arbeiten von Maximilian Bauer, Eva Gentner, Diana Frasek, Annerose Müller, Nicolas Reinhart und Jochen Steinmetz viele sehenswerte Aspekte bereit. Eine in jeder Hinsicht schlüssige Schau.

Info: "Wir sind hier" im Heidelberger Kunstverein. Bis Mitte Februar. Virtueller Rundgang unter: https://360.studiokepler.com/wir/

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