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Schönbrunn: Bei ’Tante Lili’ neben Ware auch Worte finden

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		Schönbrunn:  Bei ’Tante Lili’ neben Ware auch Worte finden

Von Felix Hüll

Schönbrunn. Trotz der Regentropfen und der Windböen haben die Verbraucher Schönbrunns ersten Wochenmarkt gestern gut angenommen. Der Ansturm Kaufwilliger wie Neugieriger war größer als vom Beschickerehepaar Liana und Rüdiger Lang sowie Bürgermeister Jan Frey ursprünglich erwartet.

Die Frau vor dem Tischbrett mit der grünweiß-karierten Decke hebt ihre bordeauxrote Tasche leicht an: "...und dann noch die Eier hier, die Kohlrabi und ein Blumenkohl." "Das macht dann acht-achtzig zusammen." Kaum sieht Liana Lang auf der anderen Seite des Markttisches den braunroten Geldschein aus dem Portemonnaie ihrer Kundin blitzen, greift sie auch schon zur Münzenablage ihrer Kasse, um das Rausgeld aufzunehmen.

Direkt vorn an dem Markttisch mit der grauen Kassette neben der Tischwaage mit ihrer roten Digitalanzeige ist der stete Wechsel am deutlichsten: wer von der gut über 20 Meter langen Schlange der Wartenden bis zu den Kisten und Körben unter der weißen Partyzeltplane gekommen ist, sucht seine Ware in der Auslage zusammen und gelangt an die Kühltheke, bevor er von Verkäuferin Nicole Schäfer oder Geschäftsfrau Lang verabschiedet wird. Und die Schlange bleibt über Stunden hinweg so lang, heute an Schönbrunns erstem Markttag überhaupt: seit Donnerstag, 10 Uhr, gibt es das Wochenmarktangebot, das es jetzt künftig jede Woche von 10 bis 14 Uhr geben soll, im Sommer dann erweitert auf 8 bis 16 Uhr.

Bürgermeister Jan Frey zählte zu den ersten Kunden gleich bei Öffnung des Marktstandes und räumt ein, dass leider der angefragte Bäcker nach anfänglicher Bereitschaft dann doch abgesagt habe. Ihm rechtfertige die zu erwartende Größenordnung der Kundschaft den Aufwand nicht. Wer den gestern bis nach 14 Uhr anhaltenden Andrang sah, wird zuversichtlich gestimmt, dass Schönbrunns Wochenmarkt auch auf Dauer Bestand haben wird; Ilse Heid aus Schönbrunn sagt, sie werde ihre Einkäufe jetzt hier decken. Bislang hat sie im Schwarzacher Supermarkt oder in Eberbach das dazu gekauft, was sie nicht ohnehin selbst im Garten zieht. Fisch etwa, für den sich Richard Steinhauser aus Haag interessiert, der ansonsten zum Einkaufen Waldwimmersbach oder Eberbach ansteuert.

Auch Gertrud Braner aus Schönbrunn will den Markt regelmäßig nutzen – sowie die Möglichkeit, Bekannte zu treffen, sich auszutauschen "das Angebot bei den Landfrauen und dem Treff im Rathaus gibt’s ja wegen der Pandemie jetzt nicht. Da ist das doch gut hier."

Allein schon beim Warten in der Schlange ergibt sich das eine oder andere Wort auch zwischen nicht direkt miteinander Bekannten. Bürgermeister Frey sieht’s und lächelt, war das doch auch ein Beweggrund dafür, neben dem Einkaufsangebot mittels der "Marktfee-App" und der Zustellung durch den Ehrenamtlichen Jörg Gerspach (wir berichteten) und dem rollenden Bauernmarkt von André Kruppa jeweils Dienstags nun wöchentlich Donnerstags einen Marktbeschicker vor Schönbrunns Rathaus zu holen. "Wir bieten vier Segmente unter einem Dach: Obst, Gemüse, Frischfisch und Fischfeinkost, Käse und Sauerwaren wie eingelegte Gurken und Möhren, rote Beete, Sauerkraut. Weil der Bäcker ausgefallen ist, werden wir demnächst auch von unserem Brotlieferanten Backwaren mit anbieten," sagt Rüdiger Lang.

Seit zehn Jahren seien seine Frau und er auf Märkten - erst mit nur einem Produkt, seit drei Jahren mit der jetzigen Konzeption, zu der auch "der Sozialeffekt" gehört, so Lang: viele ältere Menschen kämen, "um gerade mal drei Kartoffeln und fünf Zwiebeln mitzunehmen, aber vor allem, um mit jemandem sprechen zu können." An manchen der Orte, die Langs beschicken, hieße seine Frau "Tante Lili" - von ’Tante Emma’.

Das Reden und Angehört-Werden sei den Leuten ungemein wichtig, berichtet Lang, und auch, dass selbst jüngere Menschen am Marktstand Dinge erfahren, die sie im Supermarkt gar nicht gesagt bekommen - sei es, wie man Gemüse wie Schwarzwurzel oder Erdkohlrabi zubereitet. Rat gibt’s auch, was man zur Abwechselung einmal anderes kochen könne und wie man die frischen Zutaten dafür zubereitet, wenn sie nicht geschält und portioniert in Schutzatmosphäre eingeschweißt im Supermarkt gekauft worden sind. Lang: "Und die kommen auch wieder, wenn sie das mal erlebt haben."

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