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Impfpflicht für Pflegekräfte: "Jeder soll selbst entscheiden dürfen"

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		Impfpflicht für Pflegekräfte:

Von Stephanie Kern

Neckar-Odenwald-Kreis. Es ist eine Nachricht, die viele Menschen verunsichert, die manche Menschen auch erzürnt. Und es ist eine Nachricht, die man vielleicht nicht einfach so stehen lassen darf: Die Hälfte aller Pflegekräfte in Krankenhäusern und Altenheimen will sich offenbar nicht gegen das Coronavirus impfen lassen. Diese Meldung machte zuletzt schnell die Runde. Die Befragung, auf die sich diese Nachricht berief, hatte die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin zwischen dem 3. und 12. Dezember 2020 per E-Mail verschickt. 2305 Menschen nahmen teil. Eine neue Erhebung gab es seitdem nicht.

Im Neckar-Odenwald-Kreis gibt es so viele Pflegeheime wie sonst in keinem anderen Landkreis in Baden-Württemberg. In manchen war das mobile Impfteam des Impfzentrums in Heidelberg schon, in manchen stehen die Impftermine für Bewohner und Personal kurz bevor.

Anruf im Tannenhof in Neckarelz: Hier wird am morgigen Mittwoch das mobile Impfteam erwartet. Über 75 Prozent der Pflegekräfte wollen sich hier impfen lassen. "Wir haben viele Gespräche geführt und informiert", berichtet Heimleiter Hans-Jürgen Mössner. "Man muss darüber diskutieren", ist er überzeugt. Auch er lasse sich impfen. Wer es nicht möchte, muss es aber nicht tun.

In den Heimen des DRK in Schefflenz und Waldbrunn wurde schon geimpft. DRK-Kreisgeschäftsführer Steffen Blaschek sagt: "Wir empfehlen die Schutzimpfung gegen Covid-19 nachdrücklich. Es ist der einzige ersichtliche Ausweg aus der Pandemie. Deshalb unterstützen wir die laufende Impfkampagne und stellen auch ehrenamtliche Kräfte zur Unterstützung der Nachbeobachtungen im Kreisimpfzentrum." Ebenso wichtig wie bei älteren Menschen sei es, dass auch bei Personen in gesundheitsbezogenen Berufen, die ein erhöhtes Infektionsrisiko tragen, so schnell wie möglich eine hohe Impfquote erreicht werde. "Die Freiwilligkeit halten wir dabei aber weiterhin für ein hohes Gut und Ausdruck persönlicher Freiheit. Wir setzen unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht unter Druck, sich gegen das neuartige Coronavirus impfen zu lassen, aber natürlich werben wir intensiv um Vertrauen dafür", so Blaschek.

Im Pfalzgrafenstift berichtet Heimleiter Udo Fütterer von den geplanten Impfungen im Heim. "Von 72 Mitarbeitern haben sich 43 für die Impfung eingetragen. Damit bin ich sehr zufrieden." Skepsis sei vorhanden. "Ich denke, die Zeit wird auch dazu beitragen, die Zweifel abzubauen", meint Fütterer. "Ich bin unbedingt dafür und würde es mir wünschen, dass alle sich impfen lassen. Aber die Freiwilligkeit ist sehr wichtig", ist Fütterer überzeugt.

Eine, die in einem Pflegeberuf arbeitet, und sich nicht impfen lassen wollte, ist Nadine Schmidt (*Name von der Redaktion geändert). "Es ist die Angst vor der Impfung, weil es keine Langzeitstudien gibt", sagt die Pflegekraft. Die Entscheidung habe sie sich aber nicht einfach gemacht. "Es ist schon ein Zwiespalt. Ich bin mir ja auch der Verantwortung gegenüber unseren Bewohnern bewusst." Sie habe lange überlegt, ob sie sich impfen lassen soll. "Man muss nach sich gehen. Für mich hat es sich noch nicht richtig angefühlt." Ihr Arbeitgeber habe die Entscheidung akzeptiert, ebenso wie die Kollegen. "Jeder ist respektvoll gegenüber dem anderen." Dass Politiker eine Impfpflicht für Pflegekräfte ins Spiel bringen, findet Nadine Schmidt nicht gerade gut. "Jeder muss es für sich selbst entscheiden dürfen, ob er sich impfen lässt." Prinzipiell sei sie aber froh, dass es nun die Möglichkeit gebe. "Ich bin keine Impfverweigerin und ich werde mich sicher auch noch gegen das Coronavirus impfen lassen – jetzt kann ich es einfach noch nicht", betont Schmidt.

Angelika Meier (*Name von der Redaktion geändert) hat sich impfen lassen. "Ich habe mich wirklich damit auseinandergesetzt." Sie verfolge die Entwicklung der Pandemie und sei zu dem Ergebnis gekommen: "Es ist wichtig für mich, mich impfen zu lassen. Auch damit wir in der Gesellschaft die Aussicht auf Herdenimmunität haben." Die Aufklärung durch das Impfteam habe sie auch als sehr gut empfunden. "Was für mich wichtig war: Der impfende Arzt hat sich auch selbst impfen lassen. Das hat mich überzeugt." Die Impfung habe sie sehr gut vertragen. "Ich hatte gar nichts, wirklich null Nebenwirkungen", berichtet Angelika Meier. Auch sie betont, wie wichtig die Freiwilligkeit ist. "Ich bin wirklich unglücklich, wie auf die Menschen in den Gesundheitsberufen losgegangen wird." Eine Diskussion über eine Impfpflicht für eine bestimmte Berufsgruppe hält sie für gefährlich. "Alle müssen sich einschränken, wenn dann auf eine Berufsgruppe moralischer Druck ausgeübt wird, verfehlt das sicher das Ziel."

Impfbereitschaft signalisieren auch die Mitarbeiter der Neckar-Odenwald-Kliniken: "Die Abfrage bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern läuft noch, aber die Klinikleitung kann sagen, dass die Impfbereitschaft innerhalb der aktuell zu impfenden Gruppe der höchsten Priorität schon jetzt größer als 50 Prozent liegt", heißt es auf eine Anfrage der RNZ aus dem Landratsamt.

Die Zahl steht im Raum: Mehr als die Hälfte aller Pflegekräfte will sich offenbar nicht impfen lassen. Das sollte man nicht so stehen lassen, denn viele wollen sich eben doch impfen lassen. Und hinter jeder Zahl stehen Menschen – die sich intensiv mit dem Thema auseinandersetzen.

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