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Baden-Württemberg: Schlusslicht bei der Impfquote

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		Baden-Württemberg:  Schlusslicht bei der Impfquote

Von Sören S. Sgries

Stuttgart/Heidelberg. Wer auf die aktuellen Impfzahlen des Robert-Koch-Instituts schaut, kann feststellen: Baden-Württemberg ist Schlusslicht bei der Impfquote. Wie kommt das? Hintergründe zum aktuellen Impfgeschehen.

Wie ist der aktuelle Stand? Laut RKI-Zahlen vom Montag wurden bisher rund 1,1 Millionen Menschen deutschlandweit geimpft. Über eine halbe Million davon allein in den drei großen Flächenländern Nordrhein-Westfalen (212.000), Bayern (214.000) und Baden-Württemberg (115.000). Schaut man allerdings auf die Impfquote, dann stehen andere Länder deutlich besser da. Spitzenreiter sind Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein, wo bereits 2,3 Prozent der Bevölkerung die erste Impfung bekamen. Danach folgt Rheinland-Pfalz (2,0 Prozent). Bayern (1,6 Prozent) liegt im Mittelfeld – und der Südwesten mit einer Impfquote von 1,0 Prozent auf dem letzten Platz der 16 Bundesländer. Die bundesweite Impfquote liegt bei 1,4 Prozent.

Wie erklärt der Gesundheitsminister das langsame Tempo? Das wichtigste Argument für Manne Lucha (Grüne) ist, dass Baden-Württemberg "auf Sicherheit und Zuverlässigkeit" setze. Das heißt, dass nicht alle verfügbaren Impfdosen schnellstmöglich verimpft werden, sondern nur die Hälfte – damit für die notwendige Zweitimpfung auch bei möglichen Lieferausfällen genügend Impfstoff vorhanden ist. Bestätigt sieht man sich durch eine Meldung vom vergangenen Freitag, wonach es beim Biontech/Pfizer-Impfstoff zu einer Verzögerung kommen soll. Ein Ministeriumssprecher erklärte außerdem, es sei eine Frage der "Strategie": "Ein Bundesland, das zunächst vor allem auf mobile Impfteams in Pflegeheimen setzt, wird am Ende auch eine niedrigere Impfquote haben als ein Land, das am Anfang bereits stark in Zentren impft."

Haben die anderen Länder keine Impfstoff-Reserven für die zweite Impfung? Nur zum Teil. Bei den Spitzenreitern bei der Impfquote, in Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein, wird tatsächlich kaum Impfstoff-Vorratshaltung betrieben. Dort wurden zuletzt über 80 Prozent der verfügbaren Menge geimpft. Bayern hat am Donnerstag verkündet, die bisherige Impfstrategie zu ändern und nur noch eine kleine Reserve für die Zweitimpfung bereitzuhalten. Andere Länder gehen den gleichen Weg wie Baden-Württemberg und stehen trotzdem ein wenig besser da.

Sind in Baden-Württemberg denn dafür die "vulnerablen Gruppen" besonders gut geschützt? Das ist zumindest ein Argument aus dem Sozialministerium. Es trifft aber nur begrenzt zu. Richtig ist, dass hier bisher nur ein Drittel der Impfungen (rund 35.000) aufgrund "beruflicher Indikation" – also an Pflegekräfte oder Ärztinnen – vergeben wurden. Demgegenüber stehen 59.000 Impfungen für Über-80-Jährige und 23.400 für Bewohner von Pflegeheimen. Auf einen Geimpften aus dem Medizin-Bereich kommen also rein rechnerisch 2,3 aus einer "vulnerablen Gruppe". In Bayern liegt das Verhältnis bei 1:1. In Schleswig-Holstein bei 1:1,6. Was Kritiker allerdings bemängeln: Im Bereich der Pflegeheime hinkt Baden-Württemberg deutlich hinterher. So wurden in absoluten Zahlen selbst in Berlin, Hessen und Niedersachsen schon deutlich mehr Bewohner geimpft – bei insgesamt weniger Impfungen in diesen drei Ländern.

Was sagt die Opposition? FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke geht Sozialminister Manne Lucha hart an. "Dieser Minister ist überfordert und muss dringend von der Impforganisation abgezogen werden", erklärte Rülke am Montag. Lucha unternehme nichts, um an mehr Impfstoff zu kommen. Die Organisation funktioniere nicht.

Kann schon bald schneller geimpft werden? Das muss sich erst zeigen. Ab dem 22. Januar sollen eigentlich, so der bisherige Stand, rund 50 Kreisimpfzentren im ganzen Land öffnen. Dann könnte theoretisch auch schneller geimpft werden – wenn denn genug Impfstoff im Land ist. Der Öffnungstermin wurde schon einmal um eine Woche verschoben.

Wie viel Impfstoff ist in Baden-Württemberg aktuell verfügbar? Nach letzten Zahlen wurden bisher rund 268.000 Impfdosen von Biontech geliefert. Hinzu kamen 8400 Impfdosen von Moderna. Die Hälfte davon soll aber – wegen der Reservemengen für die zweite Impfung – bis zum 21. Januar verimpft sein. Dann wird die nächste Lieferung erwartet.

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