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Corona-Folgen in Sinsheim: Mehr "Take away" heißt auch mehr Ratten

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Von Christiane Barth

Sinsheim. Sie ernähren sich vom Abfall des Menschen: Ratten. Und sie können Krankheiten übertragen. "Jede Kommune hat drei Mal so viele Ratten wie Einwohner", sagt Oberbürgermeister Jörg Albrecht. Es handle sich dabei zwar um eine Schätzgröße, aber sicher sei: Völlig frei von Ratten wird eine Stadt wohl niemals sein. Dass die Nager in der Kanalisation am Werk sind, ist nichts Ungewöhnliches und bekannt. Doch wer die Augen offen hält, kann sie hier auch auf den Straßen und den Plätzen entdecken. "Es gibt gewisse Stellen, da müssen wir was tun", sagt Albrecht dazu.

Zusätzlich befeuert werde die Belastung durch die Nager nun in Zeiten der Corona-Pandemie durch "Take away"-Angebote, also Essen zum Mitnehmen, mit dem Restaurants und Imbisse ihr Geschäft am Laufen halten. Denn wenn mehr Menschen als bislang Essen zum Mitnehmen kaufen, gibt es auch mehr Essensreste "thrown away", also Weggeworfenes, das dann am Wegesrand, auf der Straße, in den Gewässern und in den offenen Mülleimern landet. Das merken die Nager. "Leider Gottes wissen die Leute oft nicht, was sie da tun, wenn sie Essensreste unterwegs einfach wegwerfen", sagt der OB dazu.

30.000 Euro sind im städtischen Haushalt 2021 für die Rattenbekämpfung eingestellt. So viel, wie sonst auch. "Wir vom Ordnungsamt haben die Aufgabe, dieses Geld sinnvoll einzusetzen", sagt Amtsleiter Werner Schleifer dazu. Die Summe klingt zunächst nach viel, ist jedoch ein "normaler Stand", wie Albrecht betont. Im Betrag enthalten sind auch die Lohnkosten für die städtischen Bauhofmitarbeiter, die den Köder einsetzen. Diese müssen sich zudem mit einem neuen Vorgehen bei der Rattenbekämpfung vertraut machen. Und um die richtige Wahl unter all den auf dem Markt angebotenen Methoden zu treffen, darum kümmern sich wiederum die Mitarbeiter des Ordnungsamtes.

Seit einem Vierteljahr befinde man sich da in der Findungsphase, berichtet Schleifer. Man sei also momentan dabei, die Art der Rattenbekämpfung zu revolutionieren. Denn nach den neusten Bestimmungen sei die konventionelle Art nicht mehr zulässig. Man müsse sich nun "neu aufstellen", um den geänderten Bestimmungen gerecht zu werden. Nach der aktuellen Verordnung darf Giftköder nicht mehr in die Kanalisation gelangen. Denn die Substanzen, mit denen die Kommunen bislang versuchten, die Ratten im Zaum zu halten, können auch für andere Tiere und nicht zuletzt den Menschen gefährlich werden.

Angebote von mehreren Firmen habe man nun eingeholt, um künftig mit alternativen Methoden vorzugehen. So seien schwimmende Köder erhältlich, die verhindern, dass belastende Stoffe in die Kanalisation gelangen.

Statt einer flächendeckenden Rattenbekämpfung in einer einmaligen großen Aktion pro Jahr, gehe die Stadt jetzt außerdem nur noch punktuell vor, erklärt Teresa Kastner, Sachbearbeiterin im Ordnungsamt. Die Stadt reagiere auf die Anrufe der Bürger, die die Ratten entdeckt haben. Dann müsse zunächst geklärt werden, ob die Tiere tatsächlich aus der Kanalisation kommen und nicht etwa von einem Komposthaufen angelockt werden. Der Garaus soll ihnen in Zukunft wohl mit einem Futterköder gemacht werden, der mit einem Blutgerinnungsmittel versetzt ist und der dafür sorgt, dass die Ratte noch in der Kanalisation verendet. Der Köder liegt in einer schwimmenden Box, so dass er nicht ins Wasser gelangen kann, selbst wenn der Pegelstand in der Kanalisation steigen sollte.

Ob der "Take away"-Service zum Anstieg der Ratten führt, sei schwer auszumachen, meint Teresa Kastner: "Man merkt auf jeden Fall, dass die bisherige flächendeckende Aktion nicht mehr läuft." Es gebe auch Beobachtungen, die von einem umgekehrten Effekt ausgehen: So könnte es auch sein, dass durch die Corona-bedingt verwaisten Städte die Nager regelrecht aushungern und diese dann vermehrt versuchen, in die Häuser der Menschen zu gelangen.

Die Bürger können übrigens auch selbst dazu beitragen, das Rattenvorkommen einzudämmen: Tiere sollten nicht angefüttert werden, der Komposthaufen sollte für Ratten unzugänglich gemacht und Deckel von Mülltonnen geschlossen sowie Essensreste nicht die Toilette runterspült werden.

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