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Ladenburg: Dürfen in künftig Haustiere mit in Urnengräbern bestattet werden?

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		Ladenburg:  Dürfen in künftig Haustiere mit in Urnengräbern bestattet werden?

Von Axel Sturm

Ladenburg. Der Ladenburger Friedhofsgärtner und FWV-Stadtrat Heiko Freund ist ein kontaktfreudiger Mensch, der mit den Besuchern des Friedhofes schnell ins Gespräch kommt. Die Hinterbliebenen wissen die gärtnerischen Ratschläge des Fachmannes zu schätzen, denn beim Thema Grabpflege hat Freund einen ausgezeichneten Ruf. Von seiner Kreativität profitiert auch die Stadt Ladenburg, denn der parkähnliche, topp gepflegte Friedhof der Römerstadt ist in der Tat eine Augenweide.

Im westlichen Teil des Friedhofes wurden in den letzten Jahren Bereiche angelegt, die den heutigen Bestattungsbedürfnissen entsprechen. Natürlich fordern die Hinterbliebenen einen würdevollen Platz ein, an dem sie ihre Liebsten betrauern können. Früher waren große Kaufgräber und Familiengräber sehr beliebt. Die Menschen nahmen sich die Zeit, um bei ihren täglichen Friedhofsgängen die Gräber zu pflegen. Heutzutage ist der tägliche Gang auf den Friedhof eher eine Ausnahme. Die kleinen Urnengräber sind weniger pflegeintensiv, und auch die Bestattungen in Gemeinschaftsgrabfeldern – wie im "Garten der Stille" – werden immer beliebter.

Freund ist es wichtig, dass der Friedhof in Ladenburg zeitgemäße Bestattungsmöglichkeiten anbietet, die von den Hinterbliebenen nachgefragt werden. Der Experte weiß, was die Menschen für Bedürfnisse in der Trauerphase haben, denn nicht wenige Hinterbliebenen vertrauen sich dem verheirateten Familienvater an, dessen Mutter Jutta und Großeltern Rose und Franz seit Jahrzehnten mit dem Thema Friedhof vertraut waren oder immer noch sind.

Heiko Freund ist jemand, der anderen Menschen in ihrer Trauerzeit Mut zusprechen kann. Besonders betroffen machen ihn Gespräche, aus denen er heraushört, dass die oder der Hinterbliebene nun völlig alleine ist. "Der Tod eines Menschen ist immer ein Schicksalsschlag – der aber einfacher zu ertragen ist, wenn man den Verlust mit anderen Menschen gemeinsam beklagen kann", sagte Freund der RNZ. Für einsame Hinterbliebene ist daher oft ein Hund oder eine Katze der einzige Lebensinhalt, der noch Freude bereitet. Der Tod der vierbeinigen Freunde trifft diese Menschen besonders hart, weiß der FWV-Stadtrat aus vielen Gesprächen. Immer wieder wurde ihm zugetragen, dass es gewünscht wird, die Asche der Tiere mit ins eigene Grab nehmen zu können. Eine solche Bestattungsform ist in Ladenburg bisher nicht möglich. Das soll sich aber nun ändern, denn Freund hat einen Vorschlag in der Verwaltung eingereicht, dass zukünftig Tierurnen in einem bestimmten Bereich des Urnengrabfeldes mit bestattet werden dürfen.

Diese Bestattungsform ist übrigens nicht neu, denn es gibt in Deutschland einige Kommunen, die ihre Friedhofsatzung auf die Neuerung abgestimmt haben. "Viele Tierbesitzer möchten den letzten Weg gemeinsam mit ihrem geliebten Tier gehen", sagte Freund – und es sei einfach eine Tatsache, dass manch ein Hund oder Katze als Partner und Familienmitglied betrachtet wird.

"Für mich ist die neue Bestattungsform ein herzergreifendes Thema", meinte Freund, der dem Bürgermeister und dem Team vom Friedhofsamt dankbar ist, dass die Verwaltung dieser Idee offen gegenüber steht. Seit drei Jahren ist Freund an diesem Thema dran, und nun erhält er in der nächsten Ratssitzung die Möglichkeit, sein Konzept vorzustellen. Klar ist für ihn, dass der städtische Friedhof kein Tierfriedhof werden soll. "Verstorbene Tiere auf dem Ladenburger Friedhof auf einem separaten Feld zu beerdigen, das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen", meint der Friedhofsgärtner.

Für die gemeinsame Urnenbestattung sei es hingegen erforderlich, dass ein Kleintierkrematorium das verstorbene Tier einäschert, um die Asche dann in eine Urne zu geben. Rechtlich gesehen ist Tierasche in einer Urne "ein Gegenstand", der beispielsweise auch zuhause beigesetzt oder in das Wohnzimmer gestellt werden kann.

Eine Urne mit der Asche eines Menschen muss hingegen auf einem Friedhof oder beispielsweise auf hoher See nach den gesetzlichen Vorgaben bestattet werden. Es spricht laut Gesetz nichts dagegen, wenn Tierurnen in ein Urnengrab als Beigabe hinzugefügt werden. Eine Tierurne hat anders als eine Menschenurne keine Ruhefrist, und daher kann die neue Bestattungsform flexibel umgesetzt werden. Sollte der Gemeinderat die neue Bestattungsform genehmigen, hat Freund dafür schon einen passenden Bereich im Auge. Erst kürzlich wurde von ihm und weiteren Handwerkern das Grabfeld "Bestattung unter Bäumen" angelegt.

Am Randbereich würde Freund ein Urnengrabfeld errichten, in dem die Bestattungsform Mensch/Tier umgesetzt werden könnte. Die Hauptmotivation für seinen Vorstoß war, dass Tierfreunde ihren vierbeinigen Liebling noch nach dessen Tod mit ins Grab nehmen möchten. Eine untergeordnete Rolle spielt für ihn die wirtschaftliche Perspektive.

Die neue Option würde aber zusätzliche Bestattungseinnahmen ermöglichen, die den Zuschussbedarf beim Bestattungswesen verringern könnten. Eigentlich hatte der kreative Friedhofsgärtner in der nächsten Woche eine Fahrt nach Braubach bei Koblenz fest eingeplant. Dort entstand vor vier Jahren der erste Mensch-Tier-Friedhof Deutschlands, und den wollte sich der Fachmann einmal genauer ansehen.

Coronabedingt wird Freund die Exkursion allerdings nicht antreten, was nichts daran ändert, dass er von seiner Idee überzeugt ist. Er ist zuversichtlich, dass dies auch seine Ratskollegen so sehen werden, denn auch ein Friedhof sollte kein Ort des Stillstandes ein.

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