Südwest: Anonyme Bewerbung an Hochschulen und Ministerien kaum möglich

Stuttgart. (axh) An Baden-Württembergs Hochschulen kann man sich bisher nicht anonym auf Stellen bewerben. Das geht aus einer Antwort von Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) auf eine Anfrage der FDP hervor. "Derzeit führt keine Hochschule des Landes anonymisierte Bewerbungsverfahren durch, so dass keine Erfahrungswerte vorliegen", schreibt Bauer.

Auch die Regierung nutze kaum Verfahren, in denen Bewerber nur über ihre Qualifikationen Auskunft geben und nicht über ihre Person: "Im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst kamen bislang – wie auch in der Mehrzahl der übrigen Ressorts der Landesverwaltung – keine anonymisierten Bewerbungsverfahren zur Anwendung"; teilt Bauer mit. Grundsätzlich sehe sie solche Verfahren als Möglichkeit, Diskriminierungen entgegenzuwirken.

Hintergrund ist eine Initiative der Vorgängerregierung, der Bauer angehörte. Die damalige Integrationsministerin Bilkay Öney (SPD) hatte 2014 Ergebnisse eines Modellversuchs bei Unternehmen und Behörden vorgestellt. Ergebnis: Anonymisierte Bewerbungen ermöglichten Chancengleichheit.

Mehrere Hochschulen, teilt Bauer nun mit, befürworteten solche Verfahren, wenden sie aber nicht an. Ein Grund: Wissenschaftliche Leistungen wie Publikationen, Drittmitteleinwerbungen oder Preise seien nur schwer so darzustellen, dass Rückschlüsse auf die Person unmöglich sind. Ähnliches gaben Kunst- und Musikhochschulen zu bedenken.

Der FDP-Abgeordnete Nico Weinmann, der die Anfrage gestellt hat, nimmt die Landesverwaltung in den Blick. 2013 habe ein grün-rotes Modellprojekt zu "durchaus positivem Resümee" geführt. Dennoch wollten viele Ministerien das Verfahren nicht anwenden – obwohl es "dem Anspruch der Bestenauslese für die öffentliche Verwaltung" diene, kritisiert er.