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Heidelberger Stadthalle: Konzertfreunde schalten im Sanierungs-Streit Petitionsausschuss ein

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		Heidelberger Stadthalle:  Konzertfreunde schalten im Sanierungs-Streit Petitionsausschuss ein

Von Holger Buchwald

Heidelberg. Es ist still geworden um die "Konzertfreunde der Stadthalle". Monatelang hat die Bürgerinitiative, die sich für eine behutsame Sanierung des Veranstaltungshauses am Neckar und vor allem gegen den Entwurf des Architekten Felix Waechter einsetzt, in der Öffentlichkeit geschwiegen.

Im Hintergrund setzten sie sich aber weiter für ihr Anliegen ein. Bereits Ende Juni haben sie sich an den Petitionsausschuss des Landtags gewandt. Vier der "Konzertfreunde", Albertus Bujard, Hans Gutbrod, Martin Kölle und Jürgen Edler, erklärten nun in einer Videokonferenz die Hintergründe und was sie sich von der Petition versprechen.

Warum wenden sich die Konzertfreunde erst jetzt an die Öffentlichkeit? "Weder Architekt Felix Waechter noch die Geldgeber um Wolfgang Marguerre oder die Kommunalpolitik haben auf unser Anliegen reagiert", sagt Albertus Bujard. Er selbst war Mitglied im Experten- und Nutzerkreis, der im Vorfeld der anstehenden Stadthallensanierung ins Leben gerufen worden war. Und er hätte gerne den Gegenvorschlag zum Waechter-Entwurf, den die "Konzertfreunde" als "optimierten Ist-Zustand" beschreiben, im Haupt- und Finanzausschuss vorgestellt – und zwar bevor sich die Stadträte im September 2019 für ein Sanierungskonzept entschieden hatten.

So habe man es ihm auch zugesagt. "Der Geburtsfehler war, dass es keinen Architektenwettbewerb gab", sagt Bujard, sondern von vornherein Waechter beauftragt worden sei. Und dieses Manko hätten die "Konzertfreunde" versucht, mit dem Entwurf vom "optimierten Ist-Zustand" auszugleichen. Noch sei unklar, wann sich der Petitionsausschuss des Landtages mit dem Anliegen befasse, daher gehe man nun an die Öffentlichkeit. Zudem habe man erst vor einigen Wochen Akteneinsicht in die Unterlagen des Bauantrages erhalten.

Was stört die "Konzertfreunde" am Waechter-Entwurf? In ihren Augen zerstört er die Atmosphäre des großen Saals. Sie verstehen nicht, wie die Pläne mit dem Denkmalschutz vereinbar sein sollen. Nicht nur, dass die Bodendecke herausgerissen werden soll, um die Hubpodien einbauen zu können und den Saal künftig wechselweise mit aufsteigendem Gestühl für Konzerte oder als ebenerdige Variante für Bankettveranstaltungen nutzen zu können. Der historische Saal werde zudem laut Bauantrag für die Konzertnutzung durch etwa 13 Meter lange "Absturzsicherungswände", die bis zu 2,40 Meter hoch seien, segmentiert. "Sie verdecken die Säulen teilweise und nehmen dem Saal seine Großzügigkeit, seine Weite und seine besondere Atmosphäre", schreiben die "Konzertfreunde" in einer Pressemitteilung.

Auf den Rängen seien mittlerweile fünf statt bisher drei Sitzreihen angeordnet – und zwar so steil, dass auch dort die eintretenden Besucher vor mannshohen Absturzsicherungswänden stünden. Selbst die Balkonbrüstung müsse erhöht werden. "Wir bestreiten nicht, dass das Landesdenkmalamt involviert war, wie von der Stadt behauptet, aber beim Bauantrag lag noch kein abschließendes Gutachten vor", ärgert sich Kölle. Dass der Saal mit den Hubpodien auch ebenerdig bespielt werden kann, ist für Bujard kein Trost: "Muss ich als Konzertbesucher in eine Perkeo-Veranstaltung gehen, damit ich den Saal in seinem historischen Zustand sehe?", fragt er sich: "Das kann doch nicht sein." Max Reger, Richard Strauss, Camille Saint-Saëns, Herbert von Karajan und viele andere seien sich nicht zu schade gewesen, im historischen Saal zu musizieren. Wieso solle dies für das Philharmonische Orchester der Stadt und den "Heidelberger Frühling" nun auf einmal anders sein.

Was ist das Minimalziel der "Konzertfreunde"? Sie wollen, dass mit den Fragen des Denkmalschutzes transparent umgegangen wird und schlagen vor, in Sachen Stadthalle eine zweite Meinung einzuholen – entweder durch die oberste Landesdenkmalbehörde eines anderen Bundeslandes oder durch die "Deutsche Stiftung Denkmalschutz". Die Bürgerschaft solle beteiligt und zu Fragen der Hochwasser-Gutachten, des Denkmalschutzes und des Umweltschutzes gehört werden.

Die Sanierung des Theaters und vor allem die Umgestaltung des Alten Saals, den damals auch Felix Waechter zu verantworten hatte, aber auch der Umbau des Alten Hallenbades und noch unter Reinhold Zundel der Abriss des Capitols sind für Bujard abschreckende Beispiele, wie die Stadt in der Vergangenheit mit ihren Denkmälern umgegangen sei: "Wir sind zwischen Karlsruhe und Frankfurt die einzige Stadt, die im Zweiten Weltkrieg nicht bombardiert wurde. Schwetzingen macht Reklame, dass es ein Theater aus dem 17. Jahrhundert bietet, doch wir machen aus unseren Kleinoden nichts und wollen lieber alles über den Modernismus verändern."

Rechtfertigen die Verbesserungen im alten Saal durch das Waechter-Konzept nicht die Eingriffe? Obwohl die "Konzertfreunde" die Verbesserung der Garderobensituation für die Musiker, die Instandsetzung der Technik, die Freilegung der Orgel und vieles andere begrüßen, meinen sie, dass diese Vorteile auch im "optimierten Ist-Zustand" erreicht werden könnten. Vorteile der Hubpodien und der steilen Ränge sehen sie nicht. Martin Kölle liest aus dem Akustikgutachten heraus, dass es auch nach dem Umbau noch 40 Prozent Plätze mit eingeschränkter Sicht oder Akustik gebe.

Hinzu komme: Laut Bauantrag passen künftig etwa 50 Besucher weniger in die Stadthalle als in der Vorentwurfsplanung angegeben – insgesamt 890 ohne Bestuhlung der Hinterbühne hinter dem Orchester. Die Hubpodien kosteten schätzungsweise sechs Millionen Euro, so Bujard: "Wir würden gerne ins Gespräch kommen, wie man preiswerter die Sichtbeziehungen und die Akustik verbessern kann." Auch wenn die Theater- und Orchesterstiftung zuständig ist, sollten dem Haupt- und Finanzausschuss aktuelle Berechnungen zur Kostenschätzung und zum Unterhalt der Technik vorgelegt werden.

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