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SV Sandhausen: Viele Baustellen für Michael Schiele

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		SV Sandhausen:  Viele Baustellen für Michael Schiele

Von Claus Weber

Sandhausen. Als Aziz Bouhaddouz aufs Tor schießen wollte, fuhr ihm Kevin Behrens in die Parade. Die Szene in der 90. Minute war beispielhaft für die Vorstellung des SV Sandhausen beim 1:4 (1:2) gegen Erzgebirge Aue: Die Spieler standen sich selbst im Weg. Die Partie wurde nicht deshalb verloren, weil die Sachsen so stark waren, sondern weil Sandhausen den Gegner durch eigene Missgeschicke aufbaute. "Fußball ist ein Fehlerspiel", sagte SVS-Präsident Jürgen Machmeier und seufzte: "Wir haben heute wesentlich mehr Fehler gemacht als der Gegner – das hat den Ausschlag gegeben." An allen vier Gegentoren trage seine Mannschaft mindestens 50 Prozent Mitschuld, klagte der Sandhäuser Vereins-Chef.

Der Einstand von Michael Schiele ist gründlich missglückt – wenn man auch nicht sagen kann, der Effekt des Trainerwechsels sei völlig verpufft. Es war nicht so, dass die Sandhäuser nicht gewollt hätten: Die bessere Ballbesitz- und Zweikampfquote sprach für die Gastgeber, die Mehrzahl der Ecken (9:4) ebenfalls. Viel effektiver allerdings war die Mannschaft aus dem Erzgebirge. Auch dank der vielen Unzulänglichkeiten in der Sandhäuser Hintermannschaft.

"Die Niederlage ist zu hoch ausgefallen", sagte Michael Schiele. Er wolle sich die Tore nochmal anschauen und analysieren, was schiefgelaufen ist. Es war eine ganze Menge. Schiele: "Die haben wir uns selbst eingeschenkt, da haben wir uns gegenseitig gestört, statt richtig zu klären."

Bezeichnend war das 1:1 in der 31. Minute. Diego Contento und Aleksandr Zhirov rannten sich gegenseitig über den Haufen, Florian Krüger war der lachende Dritte, musste nur noch draufhalten. Beim 1:2 (40.) nach Flanke von Krüger und Kopfball von Ben Zolinski verließ sich Nils Röseler offenbar auf Torwart Martin Fraisl. Doch der griff daneben. Und das 1:3 (63.) leitete Aleksandr Zhirov durch einen Ballverlust in der Vorwärtsbewegung selbst ein. Krüger passte auf Zolinski. Zack, Tor. So geht Konterfußball. Auch beim abschließenden 1:4 (74.) stand Torschütze Pascal Testroet völlig frei.

Dabei hatte die erste Partie unter dem neuen Trainer, der die Mannschaft erst am Donnerstag von Uwe Koschinat übernommen hatte, so vielversprechend begonnen. Kevin Behrens verwandelte in der 18. Minute einen an ihm verschuldeten Foulelfmeter zum 1:0. Die frühe Führung schien Flügel zu verleihen. Dennis Diekmeier (21.), Behrens (22.) und Nils Röseler (23.) hätten nachlegen können – das Spiel wäre bei einer Zwei- oder Drei-Tore-Führung sicher ganz anders gelaufen.

Vermutlich auch, wenn Behrens den zweiten Strafstoß für Sandhausen (nach einem Foul von Rizzuto an Diekmeier) in der 36. Minute zum 2:1 verwandelt hätte. Doch diesmal ließ sich Martin Männel nicht erneut verladen, kam mit dem Arm noch an den Ball. Stark!

"Der verschossene Elfmeter war der Knackpunkt", meinte Geschäftsführer Volker Piegsa. Gift für die angeschlagene Psyche. "Der Mannschaft fehlt nach den letzten Wochen das Selbstvertrauen", glaubt der Sportliche Leiter Mikayil Kabaca.

Michael Schiele hat viel Arbeit vor sich. Er muss ein verunsichertes Team aufrichten und vermutlich auch einige Personalentscheidungen treffen. Gegen Aue hat er auf die einigermaßen eingespielte Mannschaft aus den Vorwochen gesetzt, um nicht gleich alles über den Haufen zu werfen und sich einen Überblick zu verschaffen. Was er beobachtet hat, dürfte ihm nicht gefallen haben: Der Sturm nicht effektiv, das Mittelfeld oft ideenlos, die Abwehr fahrlässig. Und sogar Torwart Martin Fraisl – sonst ein Fels in der Brandung – gönnt sich gerade jetzt eine Schwächephase.

Es gibt viele Baustellen. Und die lassen sich nicht durch Floskeln oder Schönreden beheben.

Zum Glück ist die Saison noch jung und an der Tabellensituation hat sich auch nach dem sechsten sieglosen Spiel in Folge nicht viel geändert. Sandhausen bleibt Fünfzehnter, weil auch Braunschweig, St. Pauli und Würzburg verloren.

Jürgen Machmeier, der alles tut, um dem neuen Trainer den Rücken zu stärken, weiß, dass der weitere Verlauf der Saison nicht von Glück oder Pech abhängt. Bemerkenswert seine Aussage: "Würzburg wird für uns zum Schlüsselspiel." Die Partie am nächsten Sonntag (13.30 Uhr) steckt also voller Brisanz. Zumal Michael Schiele auf jenen Klub trifft, den er im Sommer in die Zweite Liga geführt und der ihn nach nur zwei Spieltagen vor die Tür gesetzt hat. Der Trainer und sein Team haben etwas zu beweisen.

Sandhausen: Fraisl – Nauber (87. Halimi), Röseler, Zhirov – Diekmeier, Nartey, Linsmayer (68. Türpitz), Contento (68. Scheu) – Biada – Behrens, Keita-Ruel (62. Bouhaddouz).

Aue: Männel – Strauß, Gonther, Ballas, Rizzuto – Gnjatic, Riese (86. Samson) – Krüger (77. Hochscheidt), Fandrich (90. Nazarov), Zolinski (86. Breitkreuz) – Testroet.

Schiedsrichter: Cortus (Röthenbach); Tore: 1:0 Behrens (18., Foulelfmeter), 1:1 Krüger (31.), 1:2 Zolinski (40.), 1:3 Zolinski (63.), 1:4 Testroet (74.); Gelb-Rote Karte: Strauß (84. wiederholtes. Foulspiel).

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