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Hardheim: Eine Hardheimerin erinnert sich an Heiligabend 1944

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		Hardheim:  Eine Hardheimerin erinnert sich an Heiligabend 1944

Hardheim. (dore) Weihnachten wird dieses Jahr definitiv nicht so sein, wie es die meisten von uns kennen: Corona macht uneingeschränktes Feiern unmöglich. Festlich Essen gehen mit Verwandten ist nicht drin, die Gasthäuser bleiben voraussichtlich auch über die Feiertage geschlossen, "Christmas-Partys" oder Weihnachtskonzerte finden nicht statt. Doch immerhin kann mit der Familie – ja sogar ein bisschen darüber hinaus – gefeiert werden: Nach den Beschlüssen von Bund und Ländern vom Mittwoch sind an Weihnachten Zusammenkünfte von zehn Personen aus dem engsten Familien- und Freundeskreis erlaubt. Reichlich Geschenke wird es sicher wieder für viele Kinder geben. Allemal leicht zu verkraften scheinen die diesjährigen Einschränkungen, wenn man betrachtet, wie im Zweiten Weltkrieg Weihnachten gefeiert wurde. Wobei von feiern eigentlich keine Rede sein konnte.

RNZ-Leserin Margarete Rechnitzer aus Hardheim erinnert sich noch genau, wie es damals war, wie sie Heiligabend 1944 im zarten Kindesalter von vier Jahren und vier Monaten zusammen mit ihrer Mutter und ihrer drei Jahre älteren Schwester in der Erftalgemeinde erlebt hat. "Es wurde an allen Fronten hart gekämpft, und die wenigsten Soldaten bekamen Heimaturlaub", erzählt die heute 80-jährige Rentnerin. Auch ihr Vater konnte an Weihnachten nicht bei der Familie sein.

Ihre Mutter musste sich alleine auf den Weg machen, um ein kleines Tannenbäumchen zu besorgen. "Es war nur 60 Zentimeter hoch, wurde auf einen Tisch gestellt und heimlich, ohne, dass wir Kinder es merkten, geschmückt: mit den wenigen Christbaumkugeln, die wir besaßen. Den Luxus, dass jedes Jahr eine andere Farbe modern war, gab es damals nicht", sagt Rechnitzer. Etwas Lametta und ein paar Wachskerzen, die Stummeln vom Vorjahr – das war’s dann aber auch schon.

Große Geschenke gab es nicht: Ihre Mutter hatte den kleinen Puppenwagen und die Wiege neu hergerichtet, nur das alte Bettzeug gewaschen und gebügelt. "Diese Habseligkeiten musste ich mit meiner Schwester teilen", berichtet Rechnitzer. Die Puppe sei auch die gleiche wie im Vorjahr gewesen und von den Liebkosungen in die Jahre gekommen. Als Überraschung gab es ein Paar selbst gestrickte Strümpfe aus roher, gesponnener Schafwolle und eine Unterhose aus Glanzgarn (laut Margarete Rechnitzer der erste Versuch, Wolle und Garne synthetisch herzustellen). "Hübsch verpackt in altem Geschenkpapier", wie Rechnitzer erzählt. Besonders alltagstauglich erwiesen sich diese Geschenke allerdings nicht: "Die Strümpfe kratzten beim Tragen fürchterlich, und die Unterhose rutschte, denn das Glanzgarn war sehr glatt und der Gummi schon gebraucht", erklärt sie.

"Das Einzige, über das man sich freuen konnte, war: Wir waren nach fünf Kriegsjahren noch am Leben und vielleicht auch Vater im fernen Rumänien." Zumindest die Atmosphäre im Wohnzimmer scheint einigermaßen gemütlich gewesen zu sein: Der Holzhofen sei angeheizt worden, ihre Mutter habe die Kerzen angezündet und mit einem kleinen Glöckchen – aus Vorkriegszeiten gerettet – die beiden Kinder zur "Bescherung" gerufen, so Margarete Rechnitzer. Das einzig Schöne an diesem Heiligabend seien der Duft der kleinen Tanne und die brennenden Kerzen gewesen. "Man tauschte die Geschenke aus, es wurde gebetet und dann zu Bett gegangen. Wir wünschten uns nur, dass im nächsten Jahr Friede in unserem Land und auf der ganzen Erde sein würde", erzählt sie. Sie glaubt, dass die Alliierten in dieser Nacht Erbarmen hatten und es keine Bombardierungen in den Städten und dem, was noch davon übrig war, gab. Ihr Geschenk an ihre Mutter war einer ihrer ersten Malversuche: "Ein Friedensengel [Foto links, Anm. d. Red.], der die ganzen Kriegs- und Friedensjahre überstanden hat und den ich heute noch besitze."

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