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Nachtbürgermeister Heidelberg: Das Kandidaten-Duo hält nichts von "Altstadt-Sheriffs"

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		Nachtbürgermeister Heidelberg:  Das Kandidaten-Duo hält nichts von

Von Anica Edinger

Heidelberg. Wer wird der erste Nachtbürgermeister Heidelbergs? Was soll er eigentlich tun? Und wann kann er seine Arbeit aufnehmen? Noch vor einigen Wochen schien es, als seien all diese Fragen geklärt. Schließlich sollte der Nachtbürgermeister schon im Oktober vom Gemeinderat gewählt werden. Drei Kandidaten waren in der engeren Auswahl. Gehaltsklasse und Stundenanzahl waren fixiert.

Doch einige Ausschusssitzungen und Diskussionen später ist jetzt wieder alles offen: Denn an diesem Dienstag schlägt die Verwaltung im Haupt- und Finanzausschuss (17 Uhr, Rathaus) vor, das komplette Verfahren rund um die Besetzung der Stelle neu aufzurollen – mit neuer Ausschreibung, veränderten Konditionen und neuem Zeitplan.

Zwei der drei Kandidaten, die bislang für die Stelle im Rennen waren, haben ob des ständigen Hin und Hers jetzt schon den Hut genommen – und ihre Bewerbungen zurückgezogen. Ein Kandidatenduo ist noch übrig: Hannes Diether und Florian

Schweikert. Die beiden hatten sich zu zweit im März für die Nachtbürgermeister-Stelle beworben. Ob sie auch weiterhin dafür kandidieren wollen, machen beide von der Entscheidung im Haupt- und Finanzausschuss abhängig. Fest steht: "Wir wollen keine Altstadt-Sheriffs sein", sagt Florian Schweikert. Der 32-Jährige ist Veranstalter und DJ in Heidelberg, für das Festival "Metropolink" kümmert er sich seit Jahren um das Musik-Booking. Ein Nachtkultur-Konzept erarbeiten, illegale Angebote in die Legalität holen, eine echte Ermöglichungskultur für Veranstalter in der Stadt schaffen, Hürden senken, Strukturen dezentralisieren, raus aus der Altstadt, rein in die Peripherie: Das war die Vision des Duos.

Nun fordert in der Diskussion um das Aufgabenprofil des Nachtbürgermeisters etwa die CDU-Fraktion: "Präsenz an neuralgischen Punkten, vornehmlich auch am Wochenende und in der Nacht", wie Fraktionsvorsitzender Jan Gradel in der Stadtblattausgabe vor zwei Wochen schrieb.

Natürlich, das wissen auch Diether und Schweikert: Lärmreduktion in der Kernaltstadt müsse ein Themengebiet des Nachtbürgermeisters sein. Aber eben nur eines von vielen. "Die Lärmsituation ist Teil eines komplexeren, größeren Problems", sagt Schweikert. Und dazu zähle eben auch die Angebotsstruktur, die sich primär auf die Altstadt konzentriere. Deshalb müsse man alle Beteiligten an einen Tisch holen, sagt auch Diether, der den Fensterplatz leitet und bei den Breidenbach Studios arbeitet.

Kneipiers, Gastronomen, Veranstalter, Anwohner – alle müssten endlich wieder miteinander ins Gespräch kommen. Außerhalb von Gerichtssälen. Deshalb, und das ist dem Duo ein besonderes Anliegen: "Der Nachtbürgermeister sollte nicht Teil der Verwaltung sein", sagen beide. Weil das Finanzamt aufgrund der letzten Stellenausschreibung, die auf Honorarbasis bezahlt worden wäre, Bedenken wegen Scheinselbstständigkeit angemeldet hatte, soll aber genau das nun geschehen.

Ein Fehler, finden Schweikert und Diether. Denn der Nachtbürgermeister solle doch gerade als neutrale Schnittstelle zwischen Verwaltung, Kneipiers in der Altstadt und Anwohnern fungieren, auch eine Art Mediator sein. "Wie soll das gehen, wenn er bei der Verwaltung angestellt ist?", fragt Schweikert. "Der Nachtbürgermeister soll Bindeglied sein zwischen Verwaltung, Gastronomen und Anwohnern. Dann kann er doch nicht gleichzeitig ein Teil davon sein", meint auch Diether.

Gerne hätten sie diese Punkte auch einmal im Gespräch mit Lokalpolitikern besprochen. Nur: Ausgerechnet die, die in öffentlicher Sitzung Kritik an der Kandidatenauswahl – das waren die CDU und "Die Heidelberger" – und damit auch an Schweikert und Diether übten, meldeten sich nie bei den beiden. Auch nicht, nachdem sie Stellungnahmen zu dem gesamten Vorgehen an alle verschickten. "Irritierend", so drücken sie es aus, finden Schweikert und Diether zudem die Möglichkeit zur Nachnominierung potenzieller Kandidaten oder Kandidatinnen. Sollte die Stelle nun auf die Lärmreduktion in der Altstadt fokussiert werden, findet das Duo, müsse man das auch benennen. "Dann sucht die Stadt keinen Nachtbürgermeister, sondern einen Lärmkümmerer", sagen sie. Und für diesen Job, da sind sich Diether und Schweikert sicher, "sind wir nicht die Richtigen".

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