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80 Jahre Deportation nach Gurs: Gedenken ist heute wichtiger denn je

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		80 Jahre Deportation nach Gurs:  Gedenken ist heute wichtiger denn je

Kirchardt-Berwangen. (isi) Einen besinnlichen Impuls gab es am Donnerstagabend in Berwangen am Gedenkstein auf dem Friedhof, dessen Zwillingsstein auf dem zentralen Mahnmal in Neckarzimmern seinen Platz hat. Auf den Tag genau vor 80 Jahren waren acht Bürger jüdischen Glaubens aus Berwangen ins Barackenlager "Camp de Gurs" nach Frankreich deportiert worden.

Dr. Joachim Hartmann beschäftigt sich seit Jahren mit der Geschichte seines Heimatortes, er hielt die Andacht am Memorialstein. "Es ist das erste Mal, dass wir in Berwangen in diesem Rahmen an diese schreckliche Nacht erinnern." Vor acht Jahren hat er mit Konfirmanden den Gedenkstein gestaltet. Zwei der vier Konfis von damals waren jetzt bei der Gedenkveranstaltung dabei, die nach dem Läuten der Friedhofsglocken begann. Begleitet vom Posaunenchor der evangelischen Kirchengemeinde erinnerte Hartmann an die acht Bürger, nannte ihre Namen, die auch auf einer Informationstafel auf dem Friedhof verewigt sind.

Zwei der Juden, die in den frühen Stunden jenes Dienstagmorgens während des jüdischen Sukkot (Laubhüttenfest, ein mehrtägiges Erntedankfest) aus dem Schlaf gerissen wurden, haben die Lageraufenthalte überlebt und kamen zurück in ihre Heimat. Das Ehepaar Gutmann lebte nach dem Zweiten Weltkrieg wieder in Berwangen. Abraham Gutmann starb 1948, weil er von den Entbehrungen in den Lagern stark gesundheitlich angeschlagen war. Seine Frau Else ist älteren Berwangern noch gut in Erinnerung und starb 1973. Beide sind auf dem jüdischen Friedhof in Berwangen begraben worden.

"Ich bin mit 20 Jahren, im Jahr 1970, zum ersten Mal auf Pilgerfahrt in Israel gewesen. Nach der Rückkehr hatte ich das Bedürfnis, Else Gutmann zu besuchen", erinnert sich Ursula Weissert-Hartmann, die in Berwangen aufgewachsen ist. Noch heute werde in ihrer Familie Berches genossen – ein jüdisches Hefegebäck. "Wir sind die Konfirmanden von damals", sagen Finn Hartmann und Maurice Neu nach der Andacht. Durch die Mitarbeit an dem Gedenksteinprojekt haben sie vieles über das Leben jüdischer Bürger erfahren, viel mehr als seinerzeit im Geschichtsunterricht der Schule, sagen die beiden 22-Jährigen.

"Das Gedenken aufrechtzuerhalten ist wichtiger denn je in einer Zeit, in der Hass, Gewalt, Intoleranz und Diskriminierung immer mehr um sich greifen", sagte Bürgermeister Gerd Kreiter. Um Geschichte lebendig zu halten, sei es wichtig, daran zu erinnern, welche Rolle jüdische Mitbürger im eigenen Ort gespielt haben.

In Berwangen siedelten sich bereits 1719 sogenannte "Schutzjuden" an, die für den Schutz an die Herren von Helmstatt Geld zahlen mussten. Im 19. Jahrhundert waren von 900 Berwanger Bürgern 200 jüdischen Glaubens. Deren Gemeinde war so groß, dass sie eine eigene Synagoge, eine Schule und einen Friedhof hatten. Mitte der 1930er-Jahre lebten noch 30 jüdische Mitbürger im Ort.

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