Fußball
News melden
Nachrichten

80 Jahre Deportation nach Gurs: Weinheimer setzten Zeichen gegen Unmenschlichkeit

0 13

		80 Jahre Deportation nach Gurs:  Weinheimer setzten Zeichen gegen Unmenschlichkeit

Von Günther Grosch

Weinheim. "Freiheit und Demokratie brauchen Bürger, die nicht wegsehen. Und sie benötigen den Einsatz von Menschlichkeit, wenn andere um ihre Rechte oder um ihre Würde gebracht werden." Es waren beinahe beschwörende Worte, die OB Manuel Just am Mittwochabend von der Treppe des Rathauses herab an rund 100 Menschen richtete, die sich im Kleinen Schlosshof unter der mächtigen Zeder versammelt hatten.

Den Hintergrund zu der Gedenkveranstaltung bildete der 80. Jahrestag der Deportation Weinheimer Juden, die am 22. Oktober 1940 von gleicher Stelle aus in das Konzentrationslager Gurs am Rande der Pyrenäen verschleppt worden waren. Bereits eine Woche zuvor – am 15. Oktober 1940 – waren Menschen mit körperlichen und geistigen Behinderungen aus dem damaligen Weinheimer Kreispflegeheim in das Tötungslager Grafeneck gebracht und dort ermordet worden.

Gedämpfte Gespräche hinter den obligaten Nase-und-Mundschutzmasken, vor allem aber die acht Schautafeln, die von Bodenscheinwerfern in einem kalten Grün angestrahlt wurden, verliehen der Gedenkveranstaltung eine fast gespenstische, symbolhafte und unheildrohende Stimmung. Ein Stück weit ließ sich die Stimmung unter den damaligen Opfern erahnen, die vor Weinheims Wahrzeichen ihres Abtransports in ein grauenhaftes Schicksal harrten.

OB Just wies in einer gut 20-minütigen Rede darauf hin, dass es auch heute, in einer Zeit zunehmender rechtsgerichteter Tendenzen, Anschläge, Anfeindungen und Übergriffe nicht immer leicht falle, Zivilcourage zu zeigen. Die politisch motivierten Gewalttaten von Kassel über Halle bis Hanau ließen keine Zweifel daran, welch ein gefährdetes Gut die Menschenrechte sind. "Mit Erschrecken und Beschämung sehen wir, dass der Antisemitismus nicht mit dem ,Dritten Reich’ untergegangen ist", so Just. Deshalb setzten alle, die zu der Veranstaltung im Schlosspark gekommen seien, ein mutiges Zeichen gegen jede Form von Menschenfeindlichkeit.

Als Oberbürgermeister einer Stadt feststellen zu müssen, dass es noch immer Menschen gibt, die andere aus ihrer Mitte zu Bürgern zweiter Klasse machen wollen, empfinde er als bitter. Dem gelte es, die Stirn zu bieten, dies dürften Politiker wie Bürger nicht dulden. 80 Jahre nach den Geschehnissen vom Oktober 1940 stehe die Stadt erneut vor der Aufgabe, überall Akzeptanz dafür zu erreichen, dass Andersgläubige, Andersfarbige, Andersdenkende oder Menschen mit Beeinträchtigungen dazugehören.

In Weinheim gebe es mutige Mitstreiter, die sich eigens für diese Idee organisiert hätten, verwies Just auf das Bündnis "Weinheim bleibt bunt". Dieses stehe als Leuchtturm für eine offene, tolerante und integrative Stadtgesellschaft. Die Projekte und Aktionen des Bündnisses trügen dazu bei, Tendenzen von Fremdenhass, Rassismus und Diskriminierung zu begegnen. Hierfür dankte Just allen Beteiligten.

Dank gebührt aber auch den Schülern der Dietrich-Bonhoeffer-Schule, die vor zehn Jahren im Schlosshof einen Gedenkstein zur Erinnerung an die damaligen Geschehnisse gestaltet und errichtet haben. In Lützelsachsen waren es Alexandra Sarafoglu, Anne Friedrich und Emilia Tafel, die mit einer Bildhauerin und Kunstpädagogin zwei "Memorialsteine" erarbeiteten. Diese wurden bereits 2009 eingeweiht. Einer der Steine wurde am zentralen Mahnmal in Neckarzimmern aufgestellt.

Загрузка...

Comments

Комментарии для сайта Cackle
Загрузка...

More news:

SC Wemmatia 1930, Jugendabteilung

Read on Sportsweek.org:

Andere Sportarten

Sponsored