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Ausbildung in Zeiten von Corona: Lieselotte Heil wird Medizinische Fachangestellte

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		Ausbildung in Zeiten von Corona:  Lieselotte Heil wird Medizinische Fachangestellte

Von Martina Birkelbach

Eberbach. Direkt nach der Begrüßung geht’s los: "Corona-Checkliste, Händewaschen, Desinfizieren". In der Arztpraxis "medizinuptodate" von Dr. Gudrun Keppler und Holger Schumacher stehen die Corona-Hygienemaßnahmen derzeit ganz oben auf der Liste. Corona-Tests laufen. Die Grippewelle hat laut Keppler schon angefangen. Es gibt jede Menge zusätzliche Bürokratie. "Die Kontaktdaten sind das A und O, Rücksichtnahme ist wichtig." Patienten, die nur etwas abholen wollen, nutzen den Take-Away-Schalter, drinnen gibt’s einen Spuckschutz an der Theke und auch über die Terrasse werden Patienten "geschleust".

Mittendrin: Azubi Lieselotte Heil. Am 1. Oktober erst hat die 19-Jährige ihre Ausbildung zur Medizinischen Fachangestellten in der Praxis begonnen (Schulstart war im September), doch in der kurzen Zeit hat sie schon allerhand gelernt. Direkt nachdem sie die Schweigepflichterklärung unterschrieben hat, ging’s los. Die Grundlagen der Hygiene standen zuerst auf dem Plan. Unter anderem hat sie auch gelernt, wie sie sich selber die Hände waschen muss. Denn nur einfach mal kurz Wasser und Seife drauf, damit ist es nicht getan. Ausbilderin Dr. Gudrun Keppler hat sie dann in das EDV-System eingewiesen, ihr unter anderem erklärt, wie man einen "Fall" anlegt. Karteikarten waren gestern. Heute läuft fast alles über den PC. Patienten können sich nach Bedarf in dem Messenger System "medflex" anmelden, die Online-Terminfunktion nutzen und seit der Corona-Pandemie gibt’s auch eine Videosprechstunde.

Medizinische Fachangestellte, und damit auch Azubi Heil, sind die ersten Ansprechpartner einer Praxis. Sie entlasten die Ärzte bei allem, was es rund um die Patienten zu tun gibt.

Heil hat im vergangenen Jahr ihr Abitur am Hohenstaufen-Gymnasium in Eberbach absolviert. Danach wollte sie eigentlich den sogenannten Medizinertest machen und Medizin studieren. Wegen Corona wurde der Test von Mai auf Juli verschoben. Heil jobbte bei Gelita und absolvierte ein Praktikum im Heidelberger Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, bevor sie den Test dann im Juli machte. "Das Ergebnis hat leider nicht direkt zum Studieren gereicht", erzählt sie.

Sie arbeitete wieder bei Gelita im Labor ("Mit Corona bin ich da gut klar gekommen, Masken sind dort sowieso Pflicht") und hat sich dann in der Praxis "medizinuptodate" beworben. Wegen ihres Abiturs konnte sie direkt mit dem zweiten Ausbildungsjahr starten. Sie hofft nun, nach ihrer Ausbildung einen Studienplatz zu bekommen. Allerdings ist sie auch sehr froh, noch praktische Erfahrungen sammeln zu können.

Derzeit besucht sie zweimal die Woche die Ludwig Ehrhard Schule in Mosbach, ansonsten ist sie in der Praxis. "Es gefällt mir richtig gut, vor allem auch der Menschenkontakt", sagt sie. Den gibt es natürlich trotz aller digitalen Hilfsmittel auch noch. Inzwischen hat sie schon selbstständig EKGs geschrieben, Lungenfunktionstests durchgeführt, Wunden desinfiziert und Blutdruck gemessen.

"In der Schule läuft der Unterricht bis auf die derzeit geltendem Hygienemaßnahmen ganz normal", sagt Heil. Obwohl für die Ausbildung zur Medizinischen Fachangestellten eigentlich der Hauptschulabschluss reichen würde, sind bei den derzeit 22 Schülern in ihrer Klasse alle Abschlüsse vertreten. Einige haben auch das Abitur, andere bereits abgeschlossene Ausbildungen, die meisten den Realschulabschluss. Auch das Alter der Schüler ist gemischt: "Von 16 bis 40 Jahre ist alles dabei". Heil versteht sich super mit den Mitschülern, "die sind alle mega nett". Einzig findet sie, dass sich die Gewichtung der Fächer stärker auf den medizinischen Bereich konzentrieren könnte.

Dr. Keppler ist "sehr zufrieden" mit ihrer Auszubildenden: "Wir sind oft unter Zeitdruck, manchmal klingelt das Telefon pausenlos, die Patienten müssen getrennt werden und Abstand einhalten... man muss das alles wollen. Auch für ein langjähriges Medizinstudium, bei dem es immer wieder etwas Neues gibt und man nie ausgelernt hat, muss man viel Durchhaltevermögen haben – und ich denke, meine Auszubildende hat das. "

"Ich möchte den Kontakt zu Menschen und ich möchte Verantwortung übernehmen. Ich möchte das Team unterstützen und auch über den Tellerrand schauen", sagt Heil. Auch nach der Ausbildung gibt es (sollte sie doch nicht studieren) zahlreiche Möglichkeiten zur Weiterbildung, etwa Study Nurse (Studienassistent) oder NEPA Schwester (Versorgungsassistentinnen in der Hausarztpraxis); im Qualitätsmanagement oder als Hygienebeauftragte.

"Ich habe auch mal als Krankenschwester angefangen. Das hat mir geholfen, überhaupt mein Studium durchzuziehen. Nach dem Physikum, also nach zwei Jahren, wird Medizin erst richtig spannend. Medizin ist so breit gefächert, und die Uni eröffnet diese Welt", macht Keppler ihrer Auszubildenden Mut für den langen noch anstehenden Weg.

Panik vor Corona hat Heil in der Praxis nicht: "Wir setzen alle Schutzmaßnahmen um".

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