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Tödlicher Radlader-Unfall: Angehörige erleben eine Welle der Hilfsbereitschaft

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		Tödlicher Radlader-Unfall:  Angehörige erleben eine Welle der Hilfsbereitschaft

Von Friedemann Orths

Helmstadt-Bargen. Die Stimme stockt, auf eine Zigarette folgt die nächste, der Blick geht oft ins Leere: "Ich sehe mein Kind überall", sagt Monika Dussinger. Sie ist die Mutter von Stephanie Helbig, die bei einem tragischen Unfall in Waibstadt ums Leben gekommen ist. Dussinger sitzt gemeinsam mit Diana Wandzik, der Lebensgefährtin von Helbig, auf dem Balkon der Wohnung ihrer toten Tochter. Sie erzählen von den Kindern, von der Familie, vom Unfall und den Tagen nach dem Tag, der ihr Leben für immer verändert hat. "Unser Herzstück ist weg", sagen sie.

Vor knapp drei Wochen halten die drei Autos vor dem Haus. Polizisten und Seelsorger steigen aus und sagen: Steffi ist tot; überfahren von einem Radlader. An diesem Tag haben Dussinger und Wandzik Unfassbares erlebt, die ganze Familie hat Unfassbares erlebt. Dazu gehören Tom und Justin, Steffi Helbigs Söhne im Teenageralter, Finn, Wandziks siebenjähriger Sohn, aber auch Helbigs Tochter und ihr Ex-Partner sowie Dussingers Mann. Vor diesem Tag hatten sie Pläne: gemeinsam Urlaub machen, ein gemeinsames Haus kaufen, heiraten, erzählt Wandzik, die manchmal ihre Sätze mit erstickter Stimme abbricht. Alles weg. "Wir stehen vor den Trümmern", sagt sie.

Aber es sind auch die kleinen, die unscheinbaren Dinge, die Wandzik nach dem Tod ihrer Partnerin treffen: Einmal, beim Einkaufen, da fragte die Kassiererin beiläufig, freundlich: "Wo ist denn deine Freundin?" Oder als die Nachbarin die gleiche Jacke wie Steffi trug. "Da bin ich so zusammengefahren", sagt Wandzik. Da sind die Gedanken an Justins Schulabschluss, der bald bevorsteht, und an Weihnachten. "Alleine der Gedanke, dass seine Mama nicht dabei ist", sagt Dussinger und dreht sich kurz weg. Wegen Corona haben sie noch einen Pool gekauft. Genau zwei Mal haben sie ihn genutzt. "Jetzt wollen sie alle nicht mehr", sagt Wandzik.

Aber da ist auch die große Hilfsbereitschaft, die die Familie erfährt: Immer wieder fallen Wörter wie "überwältigt" oder "irre", wenn Dussinger von der Anteilnahme, der Rücksicht, der Hilfe und den Spenden berichtet. Bislang sind mehr als 10.000 Euro bei einer Spendenaktion der SG Waibstadt und des Schalke-Fanclubs "Sportfreunde Kurpfalz 04" zusammengekommen. Tom und Justin spielen bei der SG, ihre Trainer Karl Herth und Pietro Vasta kümmern sich mit Ulfert Hagemeier von den "Sportfreunden" um die Aktion. Auch aus Hannover, dort hat Dussinger ein Patenkind, kamen Spenden. Sogar von Menschen, die sie gar nicht kennt: "Ich hab’ geweint", sagt Dussinger. Dabei sind die Frauen gar nicht so sehr von der hohen Geldsumme gerührt, sondern von der Anzahl der Spender. Und da sind die Eltern der anderen Kinder, und "die Nachbarn waren zuckersüß", ergänzt Wandzik.

Dann erzählen sie und Dussinger von den Dingen, um die sie sich jetzt kümmern müssen. "Bürokratie", "Beamtendeutsch", die Maschinerie, die in Deutschland anläuft, wenn jemand stirbt. Versicherungen, 50-seitige Anträge, Rente, Rechnungen, zählt Dussinger auf. Aber auch hier Hilfe, Verständnis: Das Bestattungsinstitut habe sich um fast alles gekümmert, Tipps gegeben, sei Tag und Nacht für sie da gewesen. Bleibt da überhaupt Zeit für Trauer? "Trauern können wir gar nicht – da ist einfach viel zu viel zu erledigen", erzählt Dussinger. Die Gedanken kommen dann am Ende des Tages. Beide können nachts nicht schlafen.

"Es geht um die Kinder", sagen die beiden. Und das hilft ihnen. "Ich hoffe, dass das irgendwie für die Kinder klargeht", sagt Dussinger, dass es "wenigstens familiär und wirtschaftlich läuft". Jemand von einer Behörde oder Versicherung habe erstaunt zu Dussinger gesagt: "Sie sind ja ganz klar." "Es geht um meine Enkelkinder", hat sie dann geantwortet. Sie sind immer für die Kinder da, auch werden sie "gut aufgefangen in der Schule und im Verein", berichtet Dussinger. "Auch die Firma steht total hinter mir", sagt Wandzik über ihren Arbeitgeber. Dussinger erzählt, dass sie nicht versucht, vor den Kindern zu weinen, denn es seien die Kinder, die jetzt Trost brauchen. Wandzik und Dussinger schauen sich an: Beide sorgen sich darum, dass die Kinder jetzt zu schnell erwachsen werden.

Zwar wäre es am einfachsten, in die Wohnung ihrer Tochter zu ziehen. Aber Dussinger sagt: "Ich kann hier nicht einziehen, ich sehe mein Kind überall." Der Traum der Familie wäre ein Haus, in dem alle gemeinsam wohnen könnten.

Abends schauen sie oft gemeinsam in den Nachthimmel, die Kinder zünden eine Kerze an und sagen ihrer Mama gute Nacht.

Info: Wer möchte, kann Geld auf das Konto der "Sportfreunde Kurpfalz 04" überweisen bei der Deutschen Skatbank, IBAN DE75.8306.5408.0004 5154 04; Verwendungszweck "Soforthilfe Justin und Tom". Außerdem sucht die Familie ein Haus: Wer hier helfen kann, kann sich bei den "Sportfreunden" per E-Mail an sf-kurpfalz04@email.de melden.

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