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Überregional beachtet: Verein will der Kriminalität wirksam zuvorkommen

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		Überregional beachtet:  Verein will der Kriminalität wirksam zuvorkommen

Von Sabine Hebbelmann

Rhein-Neckar. Das wichtigste Ziel des Vereins Kommunale Kriminalprävention Rhein-Neckar, der am 5. Februar 1998 ins Leben gerufen wurde, ist es, der Kriminalität wirksam zuvorzukommen. Dass dieses Anliegen erfolgreich umgesetzt wird, davon zeugt ein Gutachten von Professor Dieter Hermann vom Institut für Kriminologie der Universität Heidelberg.

Demnach werden durch das Engagement des Vereins im Rhein-Neckar-Kreis jährlich fast 1000 Straftaten verhindert – darunter 100 Gewaltdelikte. Neben der Vermeidung von menschlichem Leid seien dadurch auch noch mehrere Millionen Euro eingespart worden. Leistungen, die auch außerhalb der Region Beachtung finden.

Aktuell ist der Verein auf 562 Mitglieder gewachsen, darunter 98 juristische Personen. Die nächste Zielmarke ist mit 600 Mitgliedern bereits angepeilt. Im Rahmen der diesjährigen Mitgliederversammlung, die unter Corona-Bedingungen in der Kreissporthalle in Wiesloch stattfand, betonte Geschäftsführerin Tanja Kramper, dass der Zusammenschluss aller 54 Städte und Gemeinden im Rhein-Neckar-Kreis sowie von Vertretern aus Polizei, Wissenschaft, Bürgerschaft, Jugendarbeit und Beratungsstellen vor allem von der Netzwerkarbeit lebt. Anschließend wurden einige Schwerpunkte der Vereinsarbeit angesprochen:

Unter dem Motto "Vorsicht! Wachsamer Nachbar" präsentiert der Verein beispielsweise auf der Internetseite www. wachsame-nachbarschaft-rnk.de Informationen und Tipps zum Schutz vor Wohnungseinbruch. Die "Gelbe Hand" aus stabilem Kartonpapier stecken Polizeibeamte auf Streife in offene Taschen und Rucksäcke. Bei der unmittelbar danach erfolgenden Ansprache wird der Betroffene darauf aufmerksam gemacht, dass er einen Diebstahl möglicherweise nicht bemerkt hätte. Daran anschließend werden Tipps zur Vorbeugung gegeben.

Die "Rote Karte gegen Betrüger" neben dem Telefon mit Verhaltens- und Präventionstipps mahnt bei jedem Anruf zur Vorsicht: "Weiß ich wirklich, wer dran ist? Sollte ich misstrauisch sein?" Im Zweifel gilt es, die Polizei zu alarmieren.

"Herzklopfen", ein Projekt, das sich an Jugendliche mit Schwerpunkt Berufsschulen richtet, wurde bereits zum dritten Mal gefördert. Es geht um Gewalt in ersten Liebesbeziehungen.

Der Heidelberger Opferfonds feierte jetzt sein 20-jähriges Bestehen. Der Fonds zahlt Gelder an Geschädigte aus, sobald der oder die verurteilte Jugendliche eine entsprechende Anzahl gemeinnütziger Arbeitsstunden, zum Beispiel beim Heidelberger Jugendhof, abgeleistet hat.

Von 23 Jahren Arbeit mit Männern und Jungen zum Thema Gewalt berichtete Meinolf Hartmann, Leiter der Männerinterventionsstelle der Stadt Heidelberg und Gesellschafter der gemeinnützigen UG "fairmann". Neben der Jungenarbeit an Heidelberger Schulen (2. bis 8. Klasse) und dem Jungenhilfe-Telefon bietet er eine Interventionsstelle für Täter und einen Männernotruf, der sich an Opfer wendet. Hartmann arbeitet mit Theaterpädagogen, um direkte Erfahrungen zu ermöglichen. In der Corona-Krise haben sich aber auch die Online-Beratungen bewährt.

Geschätzt 300.000 Kinder werden in Deutschland jedes Jahr Opfer von sexuellem Missbrauch, jedes dritte ist ein Junge. Die in der Kindheit erfahrenen Grenzüberschreitungen wirken sich belastend auf Beziehungen aus. Opfer zu sein, passt nicht ins männliche Selbstverständnis, und so sind physische Gewalt, Demütigungen und emotionale Erpressung für Männer besonders schwer zu ertragen. "Zu sagen, ’meine Frau schlägt mich’, das geht gar nicht", betonte Hartmann. Dasselbe gelte auch für den umgekehrten Fall. Die Männerberatung im Rhein-Neckar-Kreis lasse zu wünschen übrig, machte Hartmann bei der Gelegenheit deutlich. Dass eine Stärkung geplant sei, daran erinnerte Landrat Stefan Dallinger, der als Erster Vorsitzender des Vereins die Sitzung leitete.

Einen Einblick in die Polizeiarbeit unter Corona-Bedingungen gewährte Polizeipräsident Andreas Stenger. Im Lockdown sei das Kriminalitätsgeschehen eingebrochen, er habe alles Personal in Corona-Streifen geschickt. "Wir waren sehr präsent und ansprechbar." Mit den Lockerungen wurde es für die Polizei aber zunehmend schwieriger, deeskalierend zu wirken. Es gab Demos, alkoholisierte junge Erwachsene drängten sich bei geschlossenen Clubs und Diskotheken auf der Eventmeile. "Da reicht dann ein Funke", bemerkte Stenger und ergänzte, dass sich das Alkoholverbot im Jungbusch positiv ausgewirkt habe.

7500 Euro spendete der Verein für die Anschaffung eines 3-D-Druckers für die Gewaltambulanz an der Uniklinik Heidelberg, die als bundesweite Vorreiterin gilt. Ärzte aus dem Fachgebiet der Rechtsmedizin ermöglichen in vielen Fällen die Erhebung objektiver Befunde und die Sicherung von Spuren. Mit dem 3-D-Drucker können Verletzungen modelliert und der Tathergang so besser nachvollzogen werden. Eine Zuwendung hat auch das BeKo Rhein-Neckar bekommen, eine Fachberatungsstelle für Betroffene hoch belastender Ereignisse, die im März 2019 als zweijähriges Modellprojekt startete und eng mit der Polizei zusammenarbeitet. 177 Fälle wurden dort verzeichnet, darunter Betroffene von häuslicher Gewalt. In 74 Fällen hat die Polizei interveniert. "Wir hoffen, dass das Projekt weitere zwei Jahre gefördert wird", so Kramper.

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