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Heidelberg: Remixen als Prinzip - im Film wie im Leben von Max Bommas

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		Heidelberg:  Remixen als Prinzip - im Film wie im Leben von Max Bommas

Von Joris Ufer

Heidelberg. Mit 19 Jahren versuchen die meisten Menschen gerade herauszufinden, was ihr Traumberuf sein könnte – Max Bommas weiß es schon. Er lebt schon jetzt seinen Traum als Regisseur. Von seinem jungen Alter lässt er sich nicht aufhalten. Gerade erst hat er sein bisher größtes Projekt vollendet: einen Kurzfilm für die derzeitige Ausstellung im Mark-Twain-Center.

"Ich war schon immer fasziniert vom Film, aber mehr auf der Schaffens- als auf der Konsumebene", erklärt Max Bommas. "Herr der Ringe" beispielsweise habe er bisher noch gar nicht gesehen. "Das muss ich noch nachholen", bemerkt der junge Regisseur, während er sich auf seinem Stuhl zurücklehnt. Er lacht. Leise und unaufdringlich, das passt zu seinem ruhigen Auftreten. Bereits mit sechs Jahren drehte Bommas seine ersten Projekte, kleine Geschichten, die er mithilfe eines Fotoapparats und seiner Lego-Figuren erschuf. Die Fotos fügte er dann zusammen, um den Eindruck von Bewegung zu erzeugen. Dieses Handwerkszeug vermittelte ihm sein Stiefvater, der im Karlstorkino alte Leinwandschätze auf Super 8 vorführte.

Sowohl hinter seiner Art zu leben als auch hinter seiner Kunst steht etwas, das Bommas das "Remix-Prinzip" getauft hat. In der Welt des Hip-Hop bedeutet "Remixen", etwas Neues aus den Teilen eines alten Songs zu kreieren. "Man kann nicht alles selbst entwickeln", sagt der Jungregisseur. "Ich glaube, das Remixen ist nicht nur im Hip-Hop oder im Film, sondern auch im täglichen Leben wertvoll. Jedes Wort, das wir sagen, haben wir schon mal woanders gehört." Die Kunst bestehe darin, das Altbekannte zu etwas Neuem und Eigenem zu verarbeiten. So sieht er Michael Bay zwar nicht als tiefsinnigen Künstler, aber weiß dessen ausgefallene Kameraperspektiven zu schätzen. Bei Tarantino schätzt er, dass dieser sich bei seinen Dialogen viel Zeit lässt. Dennoch komme das meiste bei seinen Filmen aus ihm selbst, betont Bommas.

Ein wiederkehrendes Motiv in Bommas Filmen, ist wohl am ehesten die Suche nach einem Vorbild. Der Grund dafür liegt in seiner eigenen Geschichte, wie der Jungregisseur erzählt. Sein Vater habe an verschiedenen Orten auf der ganzen Welt gelebt und sei zwar ein ambitionierter Ägyptologe, aber kein ambitionierter Vater. "Kurz nach meiner Geburt hat er mich und meine Mutter verlassen", gibt Bommas preis. "Meine Mutter hat versucht, uns durchzubringen, und deshalb war ich oft allein mit meinen Gedanken." So kam es dazu, dass er die Menschen um sich herum auf der Suche nach einem Vorbild genau beobachtete und ihr Verhalten "remixte". Diese Erfahrungen setzte er künstlerisch um. In seinem filmischen Schaffen zeigt sich das motivisch oft in einer gewissen Hilflosigkeit seiner Charaktere.

Bisher hat sich der 19-Jährige vor allem an Kurzfilmen versucht, die meisten davon selbstständige Projekte, die er hinterher auf YouTube veröffentlichte. Dafür nutzte er jeden Anlass: "Wenn ich in der Schule eine Präsentation zu etwas machen musste, zum Beispiel zum Steppenwolf, habe ich stattdessen einen Film gedreht." Das sei zwar viel mehr Arbeit, aber bringe ihm einfach mehr.

Nach seinem Schulabschluss am Kurfürst-Friedrich-Gymnasium erhielt er eine Anfrage von einer seiner ehemaligen Lehrerinnen. Er sollte einen Film über das Buch "Kleider machen Leute" drehen. Dafür setzte er sich mit Schülern der siebten Klasse zusammen. Der Aufwand lohnte sich, die Lehrerin war begeistert. Sie vermittelte ihn an das Mark-Twain-Center. "Das war bislang mein größtes Projekt", merkt er an. Der Kurzfilm wird in der Ausstellung "Mark Twain in Heidelberg" gezeigt und behandelt dessen Eindrücke von der Neckarstadt.

Obwohl einige seiner Bewerbungen für filmische Studiengänge abgelehnt worden sind, hat Max Bommas nicht vor, sich von seinem Vorhaben abbringen zu lassen. Hartnäckig schreibt er Regisseure an, sucht nach neuen Möglichkeiten und bewirbt sich immer wieder. Über sein nächstes großes Projekt will der Regisseur noch nicht zu viel verraten, um Kolonialismus und Sklaverei soll es gehen. Was danach kommt, muss sich erst zeigen. Wenn es gut läuft, kann er sich vorstellen, irgendwann nach Hollywood zu gehen – aber noch lieber würde er den deutschen Film revolutionieren.

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