Fußball
News melden
Nachrichten

Wieblingen: Wo eine kleine Villa steht, sollen vier Doppelhäuser entstehen

0 1

		Wieblingen:  Wo eine kleine Villa steht, sollen vier Doppelhäuser entstehen

Von Denis Schnur

Heidelberg. Versteckt im Süden Wieblingens liegt ein kleines Paradies. Auf einem 100 Meter langen und nur 18 Meter breiten Grundstück im Dammweg wachsen exotische Bäume und bunte Sträucher. Nur ein kleines Häuslein mit Pool steht auf dem weiten Gelände, das Nachbarn als "grüne Oase" bezeichnen. Doch um eben jene "Oase" sorgen sie sich nun. Denn ein Bauunternehmen hat das Areal gekauft, will die Villa abreißen und durch vier Doppelhäuser ersetzen, samt Zufahrt und 16 Parkplätzen.

Es ist ein Konflikt, der typisch ist für Heidelberg: Einerseits fehlt es an Wohnraum, sodass der Gemeinderat beschlossen hat, auch in bestehenden Quartieren behutsam nachzuverdichten. Andererseits hat die Stadt vor einem guten Jahr den Klimanotstand ausgerufen und will Flächenversiegelungen möglichst vermeiden.

Darauf pochen nun die Anwohner. Da das Grundstück ungewöhnlich lang ist, sind es ungewöhnlich viele. Knapp 30 Nachbarn haben bei der Stadt Einwendungen gegen die Pläne eingereicht. Die Häuser würden ihren Garten beschatten und die Aufenthaltsqualität senken – ebenso wie den Wert ihrer Immobilien. "Aber hier geht es nicht nur um Privatinteressen", betont Klaus Loescher. Natürlich wolle niemand eine Zufahrt direkt am Gartenzaun. "Doch hier dreht es sich um mehr, um ein einzigartiges Areal", so Loescher. Und wenn die Pläne umgesetzt würden, bliebe nur "ganz wenig Garten übrig", pflichtet ihm Jutta Laforsch-Bonin bei.

Und das sei nicht nur für die Anwohner ein Problem, sondern für das gesamte Quartier, wie Regine Buyer vom Bund für Umwelt- und Naturschutz betont. Wieblingen sei von Autobahnen umschlossen. Der betroffene Teil liege weit weg vom Neckar, werde schlecht durchlüftet. "Deshalb steht im Klimagutachten der Stadt, dass die bestehenden Grünareale erhalten bleiben sollten." Außerdem sei das Grundstück ein Paradies für Wildtiere. Eichhörnchen, Igel und Fledermäuse sehe man dort regelmäßig, außerdem Vögel aller Art. Winke man die Pläne des Unternehmens durch, passe das nicht dazu, wie Heidelberg sich sonst gebe. "Der Klimaschutz spielt in Wahrheit keine Rolle", findet Buyer.

In der Verwaltung sieht man jedoch keine Möglichkeit, einzugreifen. "Das Bauvorhaben muss sich laut Baugesetzbuch ,nach Art und Maß der baulichen Nutzung’ in die Umgebungsbebauung einfügen", erklärt ein Sprecher. Das sei der Fall, deshalb sei es zulässig. Darüber hinaus erlässt die Stadt zwar Umweltauflagen – etwa die Pflanzung neuer Bäume, Pflanzstreifen sowie die Begrünung der Dächer –, aber sie könne einen solchen Antrag nicht einfach ablehnen.

Den Anwohnern reicht das nicht. Sie haben eine Internetseite eingerichtet, sammeln Unterschriften gegen das Vorhaben. "Dem Klima hilft das nichts, wenn man großgewachsene, alte Bäume durch neue dünne ersetzt", ärgert sich Anne Lambert. Wie viele andere auch hat sie eine Einwendung erhoben. Aktuell werden sie vom Baurechtsamt überprüft. Erst danach geht vermutlich ein rechtskräftiger Bescheid an den Bauunternehmer.

Für Bastian Memmeler sind solche Auseinandersetzungen nicht neu. Er ist bei "Conceptaplan & Kalkmann Wohnwerte" – dem Unternehmen, das das Areal gekauft hat – für das Projekt zuständig und weiß, dass Nachverdichtung bei Anwohnern selten gut ankommt. "Das ist ja auch nachvollziehbar." Denn natürlich entstehe durch die Bebauung für die Nachbarn keine Verbesserung. "Das ist nicht von der Hand zu weisen. Aber die Verschlechterung ist vertretbar."

Denn Memmeler betont auch, dass sein Unternehmen behutsam vorgehe. "Andere Bauträger wollten auf dem Areal Reihenhäuser bauen. Wir wollen es aber nicht endlos zuklatschen." Im Gegenteil: Man lege Wert auf einen ökologisch wertvollen Außenbereich. "Deswegen haben wir uns für die aufgelockerte Struktur entschieden. Weniger ist hier mehr." Nur noch weniger wolle das Unternehmen dann doch nicht umsetzen. "Dann wird es irgendwann unrentabel oder reiner Luxus", so Memmeler. Ohnehin würden die acht Einheiten mit rund 200 Quadratmetern Wohnfläche ja "nicht gerade ein Schnäppchen".

Geht es nach Memmeler, geht es bald schnell. Wenn die Baugenehmigung vorliege, wolle man zügig mit dem Abriss des Altbaus beginnen. Und wenn die neuen Häuser – im Idealfall im Frühjahr 2022 – stehen, hofft der Bauingenieur, dass auch die Nachbarn ihren Frieden damit machen. "Das kann sehr schön werden", ist er überzeugt. Aber er findet auch, dass sich die Anwohner zurücknehmen sollten: "Es besteht ja kein Anspruch darauf, dass es auf dem Nachbargrundstück grün ist."

Загрузка...

Comments

Комментарии для сайта Cackle
Загрузка...

More news:

Read on Sportsweek.org:

Andere Sportarten

Sponsored