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Mosbacher Einzelhändler in der Krise: "Es wird einen Weg geben"

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		Mosbacher Einzelhändler in der Krise:

Von Stephanie Kern

Mosbach. Diese Geschichte beginnt mit einer 15-Jährigen, die sich in Zeiten von Coronaferien nicht mit Netflix, sondern mit Büchern beschäftigt. Luana Gramlich heißt diese 15-Jährige. Sie wohnt in Robern und liest sehr gern. So gern, dass sie für Kindlers Buchhandlung in Mosbach Testleserin ist. So gern, dass sie nun mit dem Rad Bücher in Fahrenbach und Limbach ausliefert – damit auch andere trotz geschlossener Geschäfte lesen können und Bücher erhalten. Ohne Amazon. Ohne Post. Dafür vom kleinen Buchhändler, mit Muskelkraft.

Die Einzelhändler in der Innenstadt müssen zum Teil neue Wege gehen. Seit Mitte März sind die Geschäfte auf Anweisung der Regierung geschlossen. Auch Kindlers Buchhandlung ist davon betroffen. "Wir haben zum Glück schon seit langem einen Onlineshop und müssen diesen nicht erst aufbauen", erzählt Christine Krück-Mellert, die das Familienunternehmen leitet. Viele Bestellungen würden online aufgegeben, auch am Telefon werde bestellt. Die Bücher werden dann ausgeliefert oder an verschiedene Abholstellen (zum Beispiel den Vitamingarten in Mosbach oder die Bäckerei Fritze Beck in Großeicholzheim) gebracht. "Wir können unsere Mitarbeiter noch gut beschäftigen", sagt Krück-Mellert.

Aber den normalen Publikumsverkehr durch die Laufkundschaft in der Fußgängerzone könne das alles natürlich nicht ersetzen. "Es ist wichtig, dass man wieder eine Perspektive bekommt", meint Krück-Mellert. So wäre es schön, wenn die Geschäfte nach Ostern wieder öffnen dürften. Auch unter Auflagen. Zum Beispiel nur mit Termin oder mit begrenztem Einlass. "Man muss den Einzelhändlern nur die Möglichkeiten geben." Wobei Krück-Mellert auch bekräftigt: "Jeder Entscheidungsträger versucht, das Richtige zu tun."

Über mangelnde Unterstützung kann Kindlers Buchhandlung sich nicht beschweren. Neben Stammkunden bestellen auch Menschen, die die örtlichen Geschäfte unterstützen möchten. "Da sind auch viele Neukunden dabei", so Krück-Mellert. Sie sagt aber auch ganz klar: "Das reicht nicht, um zu überleben."

Seit 1872 gibt es Kindlers Buchhandlung in Mosbach. In zwei Jahren würde man das 150-jährige Bestehen feiern. "Und das wollen wir auch, zumal unsere Tochter die Nachfolge übernehmen will. Wir wollen das schaffen", gibt sich Krück-Mellert kämpferisch. Dass die Situation belastend ist, wird spätestens im nächsten Satz klar: "Ich darf das auch nicht zu sehr an mich heranlassen." Erst vor wenigen Jahren haben die Krück-Mellerts Ladengeschäft und Ferienwohnungen im Haus umgebaut. Während noch Bücher verkauft werden, läuft bei den Ferienwohnungen nichts mehr. Ihr Appell lautet deshalb auch: Den Sommerurlaub in Deutschland verbringen, kleine Pensionen und Anbieter unterstützen.

Die Krise biete auch Chancen. "Die Entschleunigung kann man mitnehmen in die Zeit danach. Man muss nicht alles sofort bestellen. Man kann sich Zeit nehmen, um Dinge anzusehen, um sich für den Kauf von Dingen zu entscheiden", sagt Krück-Mellert. "Ich denke, es wird einen Weg geben. Ich kann den nicht beschreiben, aber ich für mich habe diesen Optimismus."

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