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Eberbach: Geschäftsführer des "Palestra" macht sich Gedanken über die Zeit nach der Krise

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Von Peter Bayer

Eberbach. "Die werden sich was dabei gedacht haben", sagt Gregor Haslberger zu den Beschränkungen, die seit einigen Tagen unseren Alltag bestimmen. Am besten wäre es, wenn alle sich so verhalten würden, damit es möglichst schnell wieder normale Zustände gibt. Von den vielen Schließungen ist auch er betroffen. Haslberger ist einer der drei Geschäftsführer des Fitnessstudios "Palestra" in der Au. An dem Tag, an dem die Schulen geschlossen wurden, mussten auch sie dichtmachen.

Betritt man das Studio, beginnt man zu frösteln. Die Heizung ist abgestellt, Kosten müssen – wo möglich – gespart werden. Wo an normalen Tagen zwischen 300 und 450 Personen trainieren und ihrem Körper etwas Gutes tun, herrscht derzeit gähnende Leere. Haslberger ist allein in dem großen Studio, nur sein Büro, in dem er trotz der Schließung Arbeiten erledigen muss, ist beheizt. Alle zwei Tage treffen sich die Geschäftsführer hier und beraten, was zu tun ist. So muss das Kurzarbeitergeld für die Angestellten beantragt werden. Ebenso brauchen sie ein Darlehen von den Banken. Seit dem Tag der Schließung haben sie keine Einnahmen mehr. "Wir haben alle Verträge beitragsfrei gestellt", sagt Haslberger. Der Rest der Branche mache das anders.

Mit angebotenen Online-Seminaren würden sie die Abbuchungen begründen. Für ihn und seine Geschäftsführerkollegen komme das nicht in Frage. "Wir kennen unsere Mitglieder, können für nicht erbrachte Leistungen kein Geld von ihnen verlangen".

Null Euro Einnahmen stehen laufende Kosten von monatlich rund 50.000 Euro gegenüber. "Zum Glück haben wir Geld gespart, das wir zum Beispiel für den Wellnessbereich verwenden wollten, so dass wir mit den Rücklagen sechs bis acht Wochen überbrücken können." Zwar soll es vom Staat finanzielle Unterstützung geben, doch "daran glaube ich erst, wenn das Geld auf dem Konto ist", will sich der Geschäftsführer nicht darauf verlassen. "Ich gehe davon aus, dass wir das selbst stemmen müssen über ein Darlehen von der Bank."

Dass die Fitnessstudios komplett geschlossen wurden, hat ihn überrascht. "Es wurde nie darüber geredet, welche Branchen es betrifft." Die Anlage sei groß, im Supermarkt gehe es enger zu. Friseure etwa, wo der Kontakt noch enger sei, durften länger offen bleiben. Auch das Tempo, mit dem vorgegangen wurde, hat ihn überrascht. "Abends kam die Anordnung, dass wir am nächsten Tag nicht mehr aufmachen dürfen." Die Strategie, mit der vorgegangen wurde, ist für ihn jedoch "verständlich und nachvollziehbar".

"Selbst wenn es nur eine absehbare Zeit ist, werden wir in ein Vakuum fallen", fürchtet er. Ist das Studio drei Monate geschlossen, wären allein durch die Fluktuation hundert Mitglieder weg, neue kämen nicht hinzu. "Ich brauche jetzt keine Werbung machen, die Leute haben jetzt andere Probleme", sagt Haslberger. Der sich zumindest ein wenig darüber freuen kann, dass wegen Corona noch niemand gekündigt hat.

Rund 2000 Mitglieder trainieren im "Palestra", viele sogar vier Mal die Woche. Der Altersdurchschnitt liege bei 46 Jahren, morgens "deutlich höher". "Was treiben die jetzt?", fragt er sich. Für viele ist es ein sozialer Treffpunkt mit gemeinsamem Sport.

Auch für Gregor Haslberger hat sich der Tagesablauf drastisch geändert. Normalerweise arbeitet er acht Stunden am Tag, macht Trainingseinweisungen oder kümmert sich um die fünf Profiboxer. Die sind jetzt "auf Eis gelegt". Er schätzt, dass es für sie bis Ende des Jahres keine Veranstaltungen mehr geben wird. Haslberger erstellt jetzt Heimprogramme für die Sportler, um eine gewisse Basisfitness zu erhalten.

Ansonsten macht er nun das, was er sonst immer machen wollte, "wenn ich Zeit dafür hätte", arbeitet viele Dinge ab, die liegen geblieben sind: Trainingspläne vor- und nachbereiten, Dokumentationen. Jetzt hat er ja die Zeit dazu.

Sein Tagesablauf ist strukturiert. Um 7 Uhr steht er auf, geht eine Stunde mit dem Hund raus, trainiert selbst – Yoga, Gymnastik. Er hat mehr Zeit für die Kinder, die es jetzt auch zu betreuen gilt, so lange die Einrichtungen geschlossen sind. Dann kocht er auch selbst, natürlich mit frischen Lebensmitteln. "Mir fällt keine Decke auf den Kopf", sagt er.

Der Geschäftsführer Haslberger denkt aber auch an die Zeit nach der Krise. "Wir machen uns derzeit auch Gedanken, wie das Palestra in den nächsten Jahren aussehen soll, arbeiten an Konzepten, das Angebot zu verbessern." Denn "wenn wir aufmachen, geht es gleich wieder los", geht er fest davon aus. "Die Leute warten darauf, dass wieder geöffnet wird, sie in ihrem gewohnten Umfeld wieder hier ihre Freunde treffen."

"Wir sind in Deutschland, das ist eine tolle Sache", sagt Haslberger, der auch in dieser harten Zeit positiv denkt. Das Leben in Madrid etwa sei in diesen Tagen "ein Drama", wie ihm ein Bekannter geschildert habe. "Da ist alles komplett zu, die Leute sitzen gemeinsam im Appartement und gehen sich auf die Nerven." Raus gehen an die frische Luft wo möglich, empfiehlt er gegen drohenden "Lagerkoller".

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