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"Verhungern vor aller Augen": Tierschützer fordern kontrollierte Futterstellen für Stadttauben

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Von Wolf H. Goldschmitt

Mannheim/Heidelberg. Cafés und Restaurants sind geschlossen, die Innenstädte verwaisen. Für Tausende Stadttauben in der Metropolregion Rhein-Neckar werden die veränderten Lebensumstände bedrohlich. Mannheim verspricht Hilfe, Heidelberg überlegt und Ludwigshafen winkt ab.

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Sie sind von vielen unerwünscht und werden oft als Schädlinge verteufelt. Doch selbst jene, die sie satthaben, tragen zu deren Ernährung bei – ob sie wollen oder nicht. Stadttauben leben meist vom Abfall der Wohlstandsgesellschaft. Doch Essensreste sind in der City gerade Mangelware. Tierschützer machen sich Sorgen. "Sie verhungern vor aller Augen, wenn nicht bald etwas geschieht", befürchtet Jochen Villain vom Stadttaubenprojekt Rhein-Neckar. Denn es herrscht Fütterungsverbot in den Kommunen. Wer sich nicht daran hält, dem drohen Geldbußen.

"Dieses Verbot verstößt gegen das Tierschutzgesetz und muss gerade jetzt gelockert werden, um das drohende Massensterben zu verhindern", so Villain. "Mit einem Festhalten am Verbot würde die Stadt die Tötung der Stadttaubenpopulation wissentlich in Kauf nehmen." Das sei unmoralisch, grausam und auch strafrechtlich relevant. Der Tierschützer fordert in einem offenen Brief an die Kommunen: "Das Rathaus ist verantwortlich für die Tiere und muss schnellstens Abhilfe schaffen."

Er fordert kontrollierte Futterstellen und Ausnahmegenehmigungen des Ordnungsamts zur Fütterung durch Privatpersonen. Tauben seien sehr ortsgebunden und verließen – gerade in der aktuellen Brutphase – nicht einfach ihre angestammten Nistplätze. "Die Kosten für das Futter sowie den Transport bezahlt das Stadttaubenprojekt aus eigener Tasche", kündigt Villain an. Die Mannheimer Stadtverwaltung hat am Mittwoch umgehend auf den Hilferuf des Taubenprojekts reagiert.

"Als Tierschutzbeauftragte habe ich mich bereits des Problems angenommen und konnte im Rathaus erreichen, dass der Tierschutzverein, der auch die beiden Taubenschläge in der City betreut, weitere Futterstellen an geeigneten Plätzen einrichten darf. Damit können die Tauben in der derzeitigen Situation mit ausreichend Nahrung versorgt werden", teilt die Tierschutzbeauftragte Christina Eberle auf RNZ-Anfrage mit. "Wir werden ab Montag geeignete Plätze für jene Tiere suchen, die nicht in unseren beiden Taubenschlägen in der City leben", verspricht Herbert Rückert, der Vorsitzende des Tierschutzvereins. Während Mannheim aktiv wird, senkt die Stadtverwaltung Ludwigshafen den Daumen.

"Derzeit sehen wir keine Notwendigkeit hinsichtlich einer erweiterten Ausnahme zum Fütterungsverbot der Stadttauben, da die Tauben derzeit auf frische Austriebe zurückgreifen können. Ebenso zeigen unsere Beobachtungen, dass sich die Tauben derzeit in einem wohlgenährten Zustand befinden", lässt das Umweltamt wissen. In Heidelberg prüfen die Behörden noch, ob es zusätzliche Hilfen für die notleidenden Vögel geben soll.

Das Hauptproblem einer großen Population jener verwilderten Nachkommen von Brieftauben ist die Verschmutzung der Häuser und Plätze mit Kot. Deshalb haben die Städte Mannheim, Heidelberg und Ludwigshafen, wo insgesamt weit über 4000 Tiere leben sollen, bislang generelle Fütterungsverbote angeordnet. Allerdings seien solche Dekrete ungeeignet, die Tierbestände nachhaltig zu reduzieren, erklären die Freunde der verachteten "Graumännchen". Inzwischen setzen immer mehr Kommunen auf ein erfolgreiches und tierschutzgerechtes "Geburtenkontrollkonzept".

Es basiert auf der Bindung der Vögel an parasitenfreie Taubenschläge und Nistplätze, auf kontrollierter und artgerechter Fütterung und auf dem Austausch der Gelege durch Ei-Attrappen.

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