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Weinheim: Freudenberg fährt auf Sicht

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		Weinheim:  Freudenberg fährt auf Sicht

Von Matthias Kros

Weinheim. Die tiefgreifende Corona-Krise lässt auch den Weinheimer Mischkonzern Freudenberg vorsichtiger werden. Man gehe für das Jahr 2020 von einer verhaltenen Geschäftsentwicklung in den für die Unternehmensgruppe relevanten Märkten aus, teilte Freudenberg am Mittwoch mit. "Aufgrund der Ausbreitung des Virus und der Eindämmungsmaßnahmen erwarten wir in allen wesentlichen Märkten, dass die Nachfrage beeinträchtigt wird, ganz besonders in der Automobilindustrie", sagte Mohsen Sohi, Chef der Freudenberg-Gruppe. Als Zulieferer stelle man sich auf schwierige Monate ein. "Selbstverständlich sind die Auswirkungen in vollem Maße heute noch nicht abzusehen". Trotzdem werde man weiter investieren. Sohi kündigte außerdem weitere Unternehmenszukäufe an.

Die unklare Lage hat auch Auswirkungen auf die aktuelle Auslastung: "Wir entscheiden von Standort zu Standort je nach Geschäftsbereich, welche Produktion vorübergehend reduziert oder gestoppt wird, ebenso wie über die Unterbrechung in ausgewählten Verwaltungsbereichen", erklärte Sohi. Globale Lieferketten könnten vorübergehend nicht überall aufrechterhalten werden.

Alle Geschäftsgruppen in Weinheim prüften derzeit, ob Kurzarbeit für sie in Frage komme, konkretisierte eine Unternehmenssprecherin. Allerdings müssten die rechtlichen Voraussetzungen dafür geschaffen sein, also zum Beispiel ein Abbau von Gleitzeitkonten oder Urlaubstagen. Das werde derzeit überall umgesetzt. Ob Kurzarbeit eingesetzt werde, hänge von der jeweiligen Situation ab – je nach Markt und Auftragslage werde dies individuell entschieden. Mit dem Betriebsrat seien derzeit Vereinbarungen für den Bereich Sealing Technologies, für das Vliestoffgeschäft Apparel und für Vibracoustic ausgehandelt.

Die Zukunftsfähigkeit von Freudenberg sei aber ausreichend gestärkt, ist Sohi sicher und verweist auf die breite und flexible Aufstellung des Konzerns in rund 40 Märkten und 56 Ländern. Zudem verleihe die hohe Eigenkapitalquote von 51,3 Prozent finanzielle Stabilität.

Die Corona-Krise bringt Freudenberg aber auch zusätzliches Geschäft: So plane man die Produktion von Vliesen für Mundschutzmasken am Standort Kaiserslautern, dem Sitz von Freudenberg Medical, weiter auszubauen. Bislang werde hier nur auf einer Produktionslinie das Basismaterial für die Schutzutensilien hergestellt, hieß es. Dieses Material werde an weiterverarbeitende Unternehmen verkauft, die daraus "hocheffiziente Atemschutz- oder Mund-Nasen-Schutz-Masken" herstellten. Ingenieure arbeiteten derzeit mit Hochdruck daran, zusätzliche Kapazitäten zu schaffen.

Freudenberg Medical fertigt darüber hinaus in Kaiserslautern komplexe Silikonschläuche für die in der Corona-Krise so wichtigen Beatmungsgeräte. Die Bundesregierung hatte kürzlich dem Medizintechnikhersteller Drägerwerk einen Auftrag über 10.000 dieser Geräte erteilt. Freudenberg fertigt in Kaiserslautern Silikonschläuche mit Durchmessern von 0,3 Millimetern bis gut fünf Zentimetern, auch für Herzschrittmacher oder Pumpen für die Pharmaindustrie.

Freudenberg beschäftigt am Stammsitz Weinheim 4329 Mitarbeiter. Der deutliche Rückgang gegenüber dem Vorjahr erklärt sich vor allem durch den 2019 vollzogenen Verkauf der Geschäftsgruppe Freudenberg IT an die kanadische Syntax. Zudem wurden in der Geschäftsgruppe Sealing Technologies aufgrund schwächerer Nachfrage aus der Automobilindustrie Stellen abgebaut. Betriebsbedingten Kündigungen habe es aber keine gegeben, betonte die Sprecherin. Weitere knapp 2000 Mitarbeiter sind rund um Freudenberg auf dem Industriepark Weinheim bei 28 Fremdfirmen beschäftigt.

Freudenberg produziert unter anderem Dichtungen, technische Textilien, Filter, Reinigungstechnologien, Spezialchemie und medizintechnische Produkte. Zu den bekanntesten Artikeln der Weinheimer zählen die Vileda-Reinigungsmittel, deren Umsatz im vergangenen Jahr von 931 Millionen auf 975 Millionen Euro stieg.

Rund die Hälfte der Konzern-Erlöse entfällt auf die Autosparte, für die Freudenberg zum Beispiel Elektrobatterien produziert. Mit dem vergangenen Jahr zeigte sich Freudenberg zufrieden: "Trotz aller Unwägbarkeiten haben wir im Jahr 2019 viel erreicht", sagte Sohi. "Wir sind bei unseren strategischen Themen Mobilität, Digitalisierung und Nachhaltigkeit einen großen Schritt weitergekommen und haben darüber hinaus unsere Innovationsstärke nochmals deutlich ausgebaut."

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