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Waibstadt: Im Kindergarten hört man die Ameisen husten

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		Waibstadt:  Im Kindergarten hört man die Ameisen husten

Von Christian Laier

Waibstadt. Was machen eigentlich die Erzieherinnen der Kindergärten, wenn zurzeit gar keine Kinder in die Betreuungseinrichtungen kommen dürfen? Diese Frage stellen sich wohl einige Menschen. "Ich werde von Bekannten öfters angesprochen, wie ich mir im ,Corona-Urlaub‘ die Zeit vertreibe", berichtet Birgit Link vom Leitungsteam des Städtischen Kindergartens. Sie legt jedoch Wert darauf, dass die Kolleginnen auch in der aktuellen Situation weiterarbeiten.

Zum einen wird eine Notbetreuung für Kinder angeboten, deren Eltern in "systemrelevanten Berufen" arbeiten, also beispielsweise die Mutter Ärztin und der Vater Polizist ist. Im Städtischen Kindergarten ist dies nur bei einem Kind der Fall, das von den Pädagoginnen tageweise je nach Bedarf betreut wird. Wegen der empfohlenen "Kontaktsperre" arbeiten die Erzieherinnen in Zweierteams im Kindergarten. So sollen Ansteckungen möglichst vermieden werden, um die Notbetreuung zu gewährleisten. Zudem ist im Kindergarten ein Telefondienst eingerichtet, damit berechtigte Eltern die benötigte Betreuung ihrer Kinder anmelden können. "Die Zahl der Kinder in der Notbetreuung wird vermutlich steigen, da die selbst organisierten privaten Betreuungen der Eltern immer schwieriger aufrechterhalten werden können, je länger die Situation anhält", vermutet Link. Es gebe schon Nachfragen von Eltern, ob sie noch nachmelden könnten.

Solange noch wenige Kinder zu betreuen sind, kümmern sich die Erzieherinnen um Dinge, für die im Normalbetrieb nur sehr wenig Zeit bleibt. Aufräumen, Ausmisten oder Umgestalten sind Projekte, die momentan hoch im Kurs stehen. Das restliche Team arbeitet dann im Home-Office. Die pädagogische Arbeit steht hier im Fokus, es werden Arbeiten erledigt, die mangels Vor- und Nachbereitungszeit ansonsten oft liegen bleiben müssen: Das individuelle Portfolio der Kinder pflegen, Entwicklungsgespräche mit den Eltern verschriftlichen, die Aufarbeitung von Fortbildungen, um die Inhalte später im Team vorzustellen. Zudem werde gerade die Konzeption des Kindergartens überarbeitet und in leichte Sprache übersetzt. Speziell die neue "Naturgruppe", die nach der verordneten Pause ihren Betrieb im Biesig-Wald aufnehmen wird, kann nun noch an ihrem Konzept feilen. Ebenso bestehe nun einmal die Chance, Fachliteratur zu lesen und neuen Input für die pädagogische Arbeit zu bekommen.

Der Austausch zwischen den Teams im Kindergarten und zu Hause erfolgt digital über Online-Videokonferenzen. "Das ist auch eine neue Erfahrung", berichtet Link. Bei den regelmäßigen Videokonferenzen tauschen sich die Erzieherinnen auch über die Sorgen aus, die sie sich hinsichtlich der Kinder und der Abläufe machen. Wenn die diesjährigen Vorschüler gar nicht mehr in den Kindergarten kommen dürften, könnten sich die Erzieherinnen gar nicht von ihnen verabschieden. Die beliebten Aktivitäten wie das Übernachtungsfest im Kindergarten oder eine Theaterfahrt im Vorschuljahr könnten diese Kinder dann nicht erleben. Wie werden die Kinder nach dieser langen Zeit überhaupt wieder im Kindergarten "ankommen"? Und was ist mit den Kindern, die noch nicht lange in der Einrichtung waren? Brauchen sie noch einmal eine von den Eltern begleitete Eingewöhnung? Das Leitungsteam, dem Charlotte Fleschhut ebenfalls angehört, trifft deshalb täglich Absprachen und versucht zudem, den Kontakt zu den Eltern zu halten.

Tanja Bacinski, die stellvertretende Leiterin des benachbarten Katholischen Kindergartens St. Josef, bringt die aktuelle Situation markant auf den Punkt: "Unser Kindergarten ist zurzeit nicht wiederzuerkennen, man hört die Ameisen husten. So still war es hier noch nie", beschreibt sie ihre Eindrücke vor Ort. Auch hier wird im Schichtbetrieb gearbeitet, es sind immer nur zwei Mitarbeiterinnen gleichzeitig im Haus, um die Ansteckungsgefahr zu minimieren. Die beiden Leiterinnen wechseln sich im Büro ab und kümmern sich um Organisatorisches: Fragen von Eltern zur Notbetreuung am Telefon beantworten oder E-Mails bearbeiten sind die Hauptaufgaben. Dank des neuen Gebäudes gab es nur wenig auszumisten. Deshalb können sich die Pädagoginnen hier stärker darauf konzentrieren, Fachliteratur zu lesen. Aktuell sind auch keine Kinder in der Notbetreuung, weil es keinen Bedarf gibt. "Urlaub ist es aber definitiv nicht für uns, wir haben Anwesenheitspflicht und arbeiten im Wechsel hier oder im Home-Office", betont Bacinski. Besonders bedauert wird im Katholischen Kindergarten, dass im Rahmen der Religionspädagogik die Osterzeit nicht mit den Kindern begangen werden kann. Das Beschäftigen mit der Ostergeschichte und die gemeinsame Osterfeier im Kindergarten werden in diesem Jahr nicht stattfinden können.

In einem Punkt sind sich die Erzieherinnen der beiden Kindergärten einig: Alle freuen sich schon sehr auf den Tag, wenn die Kinder wieder ihren Kindergarten besuchen dürfen und mehr Leben in die dann besonders gründlich geputzten und aufgeräumten Räume einzieht.

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