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Familiendrama in Heidelberg: Die Mutter trug ihr Kind noch aus dem Haus

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		Familiendrama in Heidelberg:  Die Mutter trug ihr Kind noch aus dem Haus

Von Alexander R. Wenisch

Heidelberg. "Sie hat geschrien, das habe ich über den ganzen Hof gehört", erzählt die Nachbarin. Sie wohnt direkt hinter dem Haus in Kirchheim, in dem sich am Montagnachmittag ein 63-Jähriger wahrscheinlich umgebracht und seine fünfjährige Tochter mit in den Tod genommen hat. Kohlenmonoxid-Vergiftung, sagen die Ermittler.

Geschrien hat die Mutter des Kindes. Diese habe die Leichen gefunden, berichtet die Nachbarin - auch am Tag danach noch sichtlich geschockt von den Ereignissen. Die beschauliche Straße stand nach der Tat am Montag gegen 16.30 Uhr voll mit Rettungsautos, Polizei und Leichenwagen, war für alle Passanten gesperrt. "Die Mutter hat ihr Kind noch auf den Armen in den Rettungswagen getragen, ist mit dazu eingestiegen", hat die Nachbarin gesehen. Ob die Fünfjährige da noch gelebt habe? "Das weiß ich nicht, das konnte man nicht erkennen."

Die Kripo ermittelt noch die Hintergründe der Tat. Details wollte sie zum Schutz der Angehörigen am heutigen Dienstag nicht nennen. Sie gehen anscheinend nicht von einem Unfall aus, sprechen von "familiären Hintergründen". Das giftige Gas Kohlenmonoxid ist besonders gefährlich, da es farb- und geruchslos ist. Auch bringt es den Menschen zunächst nicht zum Husten. Das Gas entsteht, wenn kohlenstoffhaltige Materialien wie Kohle, aber auch Benzin verbrannt werden.

Mehrere Nachbarn erzählen, der 63-Jährige und die jüngere Frau hätten schon seit einigen Jahren getrennt gelebt. Die Tochter sei aber regelmäßig beim Vater gewesen, der habe sich liebvoll um sie gekümmert. "Dann haben die dort im Hof gespielt", sagt eine zweite Nachbarin und deutet auf das Tor, das verschlossen ist. Dahinter ein kleiner Innenhof, ein paar Pflanzen, ein kleines Holzhäuschen. Das Rad des Mädchens steht noch dort.

Aber hätte sie dem Mann diese Tat zugetraut? "Nein, das habe ich nicht." Der 63-Jährige habe zwar "sehr zurückgezogen" gelebt, aber einen "normalen, keinen gewalttätigen Eindruck" gemacht. "Aber man kann halt in die Menschen nicht hineinschauen", sagt sie.

Erzählt wird in der Nachbarschaft in der Straße mit den vielen kleinen ehemaligen Bauernhäusern auch, die Frau habe nach der Scheidung mit der Tochter wegziehen wollen. Der Vater wiederum habe einem Nachbarn anvertraut, wenn seine Frau sich scheiden lasse "dann passiert noch was Größeres".

Die Nachbarn haben vor dem kleinen Haus ein paar Blumen abgelegt, drei Kerzen stehen dort, die am Tag danach schon nicht mehr brennen. Gerade kommt eine junge Frau mit einem kleinen Rosenstrauch und stellt ihn dazu. Sie kenne das Mädchen, sagt sie kurz angebunden. Das Kind sei in der gleichen Gruppe wie ihre Tochter im Kindergarten. Aber gekannt habe sie die Familie nicht, von den Umständen, in der die Fünfjährige lebte auch nichts gewusst. "Ich bin einfach nur ersetzt und traurig", sagt sie - und will mehr auch nicht reden. Hinter einer schwarzen Sonnenbrille verbirgt sie ihre Augen, dreht sich weg, zu den Blumen an der Hauswand hin und spricht in Stille ein Gebet.

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