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Kamila Walijewa hat mehr verdient als das unglückliche Ende ihres olympischen Traums

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Ein Kommentar von Ben Miller

Ein Teil der Brillanz von Kamila Walijewa liegt in ihrer Fähigkeit, übernatürlich gelassen zu wirken. Aber eine Woche, die ihr sowohl mental als auch körperlich so viel abverlangte, forderte dann ihren Tribut in einer Darbietung, die sich für sie weit länger angefühlt haben muss, als die furiosen vier Minuten, die sie tatsächlich dauerte.

Maurice Ravels "Bolero" war der Soundtrack zu einer Show, bei der Walijewa, völlig untypisch für sie, zwei Mal auf das Eis fiel und zum hörbaren Erstaunen der Zuschauermenge über zwei Quad-Toeloop-Kombinationen und einen Triple-Toeloop stolperte. Sie zeigte immense stählerne Nerven, um sich dennoch zu steigern und immerhin noch den vierten Platz im Einzelwettbewerb zu belegen. Der war zuvor vom Hin und Her über ihren angeblich positiven Dopingtest im vergangenen Dezember dominiert worden, bei dem ein von der Welt-Anti-Doping-Agentur verbotenes Herzmedikament gefunden wurde.

Dass die Behandlung ihres Falles viel Zeit in Anspruch nehmen würde, war ebenso unvermeidlich wie die Schlagzeilen und Kommentare, die der misslichen Lage Walijewas wie auch dem Russischen Olympischen Komitee gewidmet waren. Zweifellos waren viele bereit, das düstere Bild einer Absage der Medaillenzeremonie zu zeichnen, die man verhängt hätte, wenn Walijewa unter den drei Ersten gelandet wäre. Tatsächlich protestierten sogar nicht wenige Medien schon allein gegen die Entscheidung des Schiedsgerichtshofs für Sport, Walijewa weiterhin beim Wettkampf zuzulassen, nachdem sie dem russischen Team geholfen hatte, das Teamgold zu gewinnen, noch bevor die Ergebnisse eines früheren Dopingtests eingetroffen waren.

Während der Olympischen Spiele in Tokio gab es pandemiebedingt Augenblicke, in denen sich das Fehlen von zahlreichen Zuschauern unheimlich anfühlte. Hier in Peking fühlte sich die Szene am Ende dieses Wettbewerbs – mit oder ohne Medaillenzeremonie – geradezu morbide an. Dies war eine verstörende Erfahrung für Walijewa, von der wir nur hoffen können, dass sie nicht prägend bleibt. Das Mädchen, das weithin als die größte Eiskunstläuferin der Welt gilt, sackte in sich zusammen und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen, als sie versuchte zu begreifen, was gerade passiert war.

Vielleicht hatte Walijewa zuvor selbst nicht gewusst, welche Auswirkungen diese Tortur rund um das angebliche Doping auf sie selbst haben könnte, und stattdessen erwartet, sie werde in ihren unübertrefflichen Höchstgang schalten können – trotz der anstrengendsten Vorbereitungen auf den bisher wichtigsten Tag ihrer bemerkenswerten Karriere.

Es fühlte sich dramatisch an, dass die 17-jährige Anna Schtscherbakowa, die ihrem Weltmeistertitel nun die olympische Krone hinzufügte und ebenfalls von Eteri Tutberidse trainiert wird, ausgerechnet als Vorletzte des Wettbewerbs vorgesehen war, bevor Walijewas versuchte Kür zum Gold diese Show beendete.

Das bedeutete, dass dieser letzte Akt von Schock und Verzweiflung geprägt war und es im Eisstadion schon das Gefühl in der Luft lag, der Titel sei verloren. Das angeborene Können von Walijewa, von dem sie so selten verlassen wird, fehlte eindeutig. Zuzusehen, wie eine 15-Jährige verstört vom Eis geht, ganz zu schweigen eine sportlichen Größe, die von einigen nur als Objekt für erbittertes politisches "Punktsammeln" missbraucht wurde, hat endgültig jede Feierlaune zunichte gemacht. "Es ist schwer, glücklich zu sein, wenn ein Mädchen so verzweifelt ist", drückte es ein Fan aus. "Ich habe Kamila beobachtet und von ihrem ersten Sprung an gesehen, wie schwierig es für sie war, was für eine Belastung das war", sagte Schtscherbakowa.

Eteri Tutberidse soll Walijewa beim Verlassen des Eises aufgefordert haben zu erklären, warum sie "es so laufen ließ", dann aber den Arm um sie gelegt, als sie schweigend und fassungslos dasaß, während die Ergebnisse verkündet wurden. Die äußerst erfolgreiche Trainerin, die in den letzten Tagen ins Visier der Kritik geraten war, wird wohl nun wohl weiter unter die Lupe genommen werden.

Aber es war überraschenderweise Alexandra Trussowa in der "Kuss und Tränen"-Zone, zu der nach diesem seltsamen Spektakel die Kameras schwenkten und die am offensichtlichsten unglücklich zu sein schien und schluchzte: "Ich hasse diesen Sport – das mache ich nicht mehr mit!"

Einige Beobachter spekulierten, dass die ganze Kulisse, vor der dieser Wettkampf ausgetragen wurde, diesen spontan wirkenden Wutausbruch der 17-Jährigen ausgelöst hatte. Es wäre sehr verständlich, wenn auch die Teamkollegen von Walijewa schwer belastete, die Berichte von Medien aus der ganzen Welt sehen zu müssen, in denen die Legitimität der russischer Athleten infrage gestellt wird, die wieder an der Spitze einer der anspruchsvollsten Sportarten der Welt angetreten waren.

Viele in westlichen Medien machten keinen Hehl daraus, dass sie Walijewa bei diesen Spielen nicht mehr auf dem Eis sehen wollten. Auch haben sie nicht gezögert, das Ganze politisch gegen Russland zu richten, wobei sie angebliche Sympathie für Walijewa heuchelten, tatsächlich aber der Meinung waren, dass das russische Olympische Team eine wohlverdiente Strafe erhalten habe. Einige hatten offenbar eine krankhafte Genugtuung bei dem, was sich am Donnerstag in Peking abspielte.

Trussowa führte ihre Wut darauf zurück, dass sie von ihrer Leistung frustriert war und Heimweh hatte. Bemerkenswerterweise hat sie ihre offensichtlich drastischen Äußerungen auf ihre sportliche Zukunft nicht geleugnet, aber auch nicht weiter ausgeführt. Es ist nicht ungewöhnlich, dass doppelt so alte Konkurrentinnen in ähnlichen Momenten intensiver Enttäuschung den Sinn ihrer Bemühungen gänzlich infrage stellen. Trussowa sagte auch, dass sich ihre Haltung gegenüber Tutberidse nicht geändert habe.

Auch die Zukunft von Walijewa ist nun ungewiss. Dieses überragende Talent hat dem Sport extravagante Anmut verliehen, und es ist nahezu unglaublich, dass sich das Mädchen kaum länger als einen Monat, nachdem sie bei den Europameisterschaften Rekorde aufgestellt hatte, in dieser Situation wiederfindet.

Der Sportgerichtshof hatte ihr erlaubt, den olympischen Traum weiter zu verfolgen, weil er zu dem Schluss gekommen sei, es würde ihr "irreparablen Schaden" zufügen, wenn man ihr diese Chance verweigert hätte. Das war zwar scheinbar ein Sieg für Walijewa, brachte sie aber gleichzeitig in eine unmögliche Situation.

Das Internationale Olympische Komitee, das die Russin bereits unbedingt suspendieren wollte, entschied dann auch grausam, keine Medaillenzeremonie abzuhalten, falls Walijewa einen Platz auf dem Siegerpodest erringen würde. Das trug zu weiterem Druck auf die Eiskunstläuferin vor ihrem finalen Lauf bei, der ihr in der Art und Weise, wie er sich dann abspielte, dauerhaften Schaden zufügt hat.

Trotz der Medaillen war dies ein Tag, der aus den falschen Gründen in Erinnerung bleiben wird. Einige konnten ihrer Schadenfreude nicht widerstehen. Jetzt verdient das frühreife Trio im Zentrum des Tornados Unterstützung und ein Ende der Schlammschlacht, die ihren hart verdienten Aufstieg in den olympischen Wettbewerb zunichte gemacht hat.

Mehr zum Thema - Extremschwimmer Marco Henrichs über WADA-Vorwürfe gegen Walijewa: "Es stinkt bis zum Himmel"

RT DE bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum. Gastbeiträge und Meinungsartikel müssen nicht die Sichtweise der Redaktion widerspiegeln.

Übersetzt aus dem Englischen.

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