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"Circus on Ice" in Mosbach: Große Kunst auf scharfen Kufen

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Von Peter Lahr

Mosbach. Mosbach und Moskau verband am Donnerstag mehr als die drei ersten Buchstaben im Namen. Das 20-köpfige Ensemble des Moskauer "Circus On Ice" - plus deren Helfer hinter und vor der Bühne - präsentierte zwei gefeierte Vorführungen in der Alten Mälzerei. Mit ihrem Programm "Triumph" setzten sie Eiskunstlauf und Akrobatik perfekt in Szene. Sie verzahnten darüber hinaus passgenau hochprofessionelle Jonglage mit Herzschmerz-Romantik.

Schnell, bunt und mitunter sehr russisch ging es dabei zu. Es zeigte bereits die Bravour der Künstler, wie souverän sie die doch recht überschaubare Bühne der Alten Mälzerei bespielten. Nicht nur in die Breite und Tiefe. Dank Ajgul Kirillova, ihres Zeichens Choreografin und Trapez-Luftgymnastin, wurde auch die Höhe als bespielbare Dimension ins Bewusstsein gerückt.

Den männlichen Gegenpart bildete Kirill Kirillov, der Stärke mit Ausdruck verband, und schnell zum tragenden Mittelpunkt verschiedenster Ensembles avancierte. Akrobatische Höchstleistungen kamen mit geradezu spielerischer Eleganz daher und verfehlten deshalb nicht die Wirkung auf den Betrachter. Gut, dass zur Entspannung auch mal ein Clown die Zuschauer mit einbezog.

"Stadthallen in Eishallen zu verwandeln, das können selbst die Russen nicht", geben die Macher von "Circus On Ice" zu. Nach einigen früheren Anläufen in Eisarenen, bei denen dem Publikum viel Kältetoleranz abverlangt wurde, etablierte sich zwischenzeitlich eine passable Ersatzlösung für Väterchen Frost. Teflon-Kunststoffeisplatten bedecken den gesamten Bühnenboden und sorgen für Eislaufen ohne Kälte und Tauwasser.

"Die Artisten fahren auf echten Schlittschuhen", versichert Heike Weyrauch, Geschäftsführerin der Agentur "Art-Trends", die auch den "Schwanensee" nach Mosbach bringt. Einziger Unterschied zwischen echtem Eis und dem Surrogat: die Kufen würden in der Trockenvariante etwas schneller stumpf als auf echtem Eis. Weshalb auch immer eine kleine mobile Werkstatt hinter der Bühne mitreise. Neben einer riesigen Kleiderkammer und einem nicht minder gut bestückten Pool an Requisiten.

Den Anfang und das Ende dieser recht freien Erzählung bildet eine geheimnisvolle Liebesgeschichte. Ballett und Eiskunst treffen in Form eines suchenden Jünglings und einer bald gefundenen Herzensdame aufeinander. Die "Lady in red" trägt durchaus Züge einer Märchenprinzessin. Manchen verschlungenen Pas des Deux tanzt das interdisziplinäre Paar. Anklänge an russische Ballettklassiker sind da durchaus gewollt. Auch erinnert die rätselhafte Truhe, aus der zum Happy End die weißen Schlittschuhe für die Braut hervorgezaubert werden, sicher nicht von ungefähr an die Truhe von "Mascha und der Bär".

Einprägsame Wesen zwischen Ballett und Archaik, zwischen Traum und Pop, zwischen Naturmythen und Kunstmärchen erzählen die immer wieder neue Geschichte des Zirkus. Vom Überwinden der Schwerkraft ist selten und doch immer die Rede. Allzu bald erscheint es dem Zuschauer als ganz normal, dass hier Artisten auf Schlittschuhen mit Keulen und Diabolos jonglieren, über doppelt rotierende Seile springen und sogar vor dem Einrad nicht Halt machen.

Überraschend kombiniert "Circus On Ice" so unterschiedliche Pole wie Ma᠆lewitschs Vorliebe für monochrome Quadrate mit futuristischer Lasertechnik. Es entstehen dabei neongrüne Quadrate. Schwarzlicht ist immer für einen Effekt gut. Hinzu kommt eine Bühnenmusik, die aus dem Vollen schöpft. Programmmusik wie für einen Breitleinwand-Blockbuster befeuert zusätzlich die Vorstellungskraft der Zuschauer. Dazu gesellen sich aufwendige Kostüme und eine Lichtregie, die in ihren besten Momenten die Grenzen des Raums aufzulösen vermag.

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