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Sport in Heidelberg: Exoten von hart bis harmonisch

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		Sport in Heidelberg:  Exoten von hart bis harmonisch

Von Karla Sommer

Heidelberg. In der Stadt gibt es zurzeit 119 Vereine mit 45.029 Mitgliedern. Sie decken alle erdenklichen Sportarten ab, wobei Fußball, Handball, Tennis, Turnen, Reiten, Schwimmen oder Hockey bekannt und beliebt sind. Doch es gibt auch unbekanntere und ganz individuelle Möglichkeiten, sich in Vereinen zu bewegen und dabei Spaß zu haben.

Und da hat Heidelberg einiges zu bieten. So wie die einst "exotischen" Sportarten wie Capoeira oder Rugby heute mit Erfolgen und großer Resonanz punkten können, sind es andere Nischen-Sportarten, wie Kendo, Ultimate Frisbee, Parkour, Rollstuhl-Rugby oder Lacrosse, von denen man seltener hört, die aber schon kräftige Blüten treiben.

Die RNZ hat deshalb bei diesen fünf "Exoten" das Training beobachtet. Von hart bis harmonisch reichen die sportlichen Variationen - und sie fordern von den Sportlern viel ab. Sei es, dass man sich im Rollstuhl harten Auseinandersetzungen stellt, sich, zwar geschützt, aber doch heftig mit einem "Schwert" auf den Kopf schlagen lässt, spektakuläre Salti macht, sich beim Frisbee während des Spiels ohne Schiedsrichter einigt oder einen Hartgummiball in einem Kescher fängt.

Kendo: Die Variante des japanischen Schwertkampfes sieht ganz schön heftig aus. Wo früher in Japan echte Schwerter benutzt wurden, sind es im Heidelberger Verein "Ken Zen Kan" Holz- und Bambusschwerter. Und die haut man sich, salopp gesagt, auf Kopf und Körper. Dank einer martialisch wirkenden Schutzausrüstung passiert dabei nichts. Sie besteht aus einem Kopfschutz mit einem Gesichtsgitter, dem Schutz für Hände und Unterarme, einem Rumpfschutz und dem Lendenschutz. Im Wettkampf ist es das Ziel, mit dem Shinai (Bambusschwert) eine der vier festgelegten Zonen wie Kopf, Unterarme, Rumpf oder Kehle zu treffen.

Das wird begleitet von bestimmten Schrittfolgen und von lauten Schreien. Sie dienen der Einschüchterung des Gegners sowie dem Aufbau innerer Spannung. Eigentlich gibt es aber keine Vorschrift, die ein Kiai (Kampfschrei) mit einem speziellen Ruf vorschreibt. Im Kendo werden nicht nur Technik und Taktik, sondern auch die geistige Ausbildung des "Kämpfers" geschult, die "sowohl Kraft als auch Disziplin und Selbstbewusstsein gibt", erfährt man vom Vereinsvorsitzenden Volker Stumpf und seiner Frau Bärbel, die diese Sportart seit über 20 Jahren ausüben. Der Verein existiert seit 1983 und hat 70 Mitglieder, unter ihnen auch einige aktive Frauen. Und da Übung - trainiert wird regelmäßig in der SRH-Campus-Halle - bekanntlich den Meister macht, gewann man vor Kurzem die Badischen Meisterschaften.

Info: mail@kendo-heidelberg.de

Lacrosse : Es sieht eigentlich ganz einfach aus, schaut man beim Training von Lacrosse zu. Aber die Tatsache, dass die Spielerinnen neben ihrer Schutzbrille auch einen Mundschutz tragen, zeigt, dass die Sportart nicht "ohne" ist, denn so ein 200 Gramm schwerer Hartgummiball tut weh. Gefangen wird er mit einem Stock mit Netz und dann versucht man, ihn in das gegnerische Tor zu schießen.

Die Spielerin Veronica Oehl erklärt, dass dabei, Schnelligkeit, Kraft, Geschicklichkeit und Ausdauer sowie nicht zuletzt Taktik gefragt sind. Bei der TSG 78 gibt es eine Damen- und eine Herrenmannschaft. Für beide gibt es völlig unterschiedliche Regeln. Das Spiel bei den Damen mit zwölf Spielerinnen läuft weitgehend ohne Körperkontakt. Gespielt wird zwei mal 30 Minuten. Die TSG-Damen spielen in der 1. Bundesliga Süd, und wie gut sie sind, beweist auch die Tatsache, dass Anna Vollweiter in diesem Jahr an der U20-Europameisterschaft teilnimmt.

Das Spiel der Herren wurde stark vom Collegesport in den USA geprägt. Ähnlich dem American Football sind Checks auf den ballführenden Spieler und seinen Schläger erlaubt, weshalb Helm und Handschuhe Pflicht sind. Jede Mannschaft hat zehn Spieler, die beliebig oft ausgewechselt werden dürfen. Gespielt wird vier mal 20 Minuten. Die Herren spielen mit ihrem A-Team in der 1. Bundesliga Süd und mit dem B-Team in der Landesliga Baden-Württemberg.

Info: lacrosse@tsg78-hd.de

Ultimate Frisbee: Natürlich kann man Frisbee auch zuhause im Garten oder auf dem Hof spielen. Aber Ultimate Frisbee nicht, denn es erfordert ein Feld von der Länge und der halben Breite eines Fußballfeldes. An den Enden des Spielfeldes befinden sich zwei 15 bis 20 Meter tiefe Endzonen. Ziel ist es, durch Zupassen - ohne Scheibe in der Hand - zu laufen, sie in der gegnerischen Endzone zu fangen und damit einen Punkt zu erzielen. Prinzipiell ist es ein körperloser Sport.

Das heißt, Tackling wie beim Football ist nicht erlaubt. Es gibt auch keinen Schiedsrichter, da im Falle eines Zusammenstoßes der betroffene Spieler einfach "Foul" ruft. Dabei wird der Spielfluss gestoppt, alle Spieler müssen stehen bleiben. Wenn der Gegenspieler das Foul anerkennt, behält der gefoulte Spieler die Scheibe, bestreitet sein Gegenspieler ein Foulspiel, geht die Scheibe zum Werfer zurück, und das Spiel geht von dort weiter. Das fördert die Fairness und basiert auf dem Prinzip der Gegenseitigkeit. 35 Jugendliche werden zurzeit auf dem weiten Rasen des Neuenheimer Sportvereins von Sophie Flammer trainiert.

Und das nicht ohne Erfolg, denn zwei 17-Jährige (Bela Luksch und Louis Nistroj) fliegen im August zur U20-Weltmeisterschaft nach Toronto. Auch wurde die U17-Mannschaft 2016 Deutscher Meister und Yara Ugé gewann im vergangenen Jahr mit der deutschen Nationalmannschaft den Europameistertitel in der U17.

Info: martinrasp78@web.de

Parkour und Freerunning: "Darf ich ein paar Backflips machen," fragt ein Junge seinen Trainer Simon Reibert. Er darf, und die Rückwärts-Salti gelingen prima. In der neuen Bahnstadt-Sporthalle trainieren gut 30 Personen - überwiegend Kinder und Jugendliche. Eigentlich ist Parkour eine Fortbewegung von Punkt A zu Punkt B durch die städtische Umgebung. Dabei springt man über Mauern, Zäune und Geländer. Etwas zahmer, aber nicht minder akrobatisch geht es beim Turnerbund Rohrbach (TBR) zu. Parkour wird dort seit zweieinhalb Jahren unterrichtet. Man trainiert dabei auf Matten, an Sprungkästen und Trampolins und fabriziert dabei die unterschiedlichsten Sprünge, Drehungen, Rollen oder Handstände mit Überschlag.

Und es gibt keinen Drill dabei, denn jeder darf das machen, wozu er gerade Lust hat. "Wir achten nur auf die richtigen Bewegungsabläufe," so Simon Reibert. Parkour ist kein Wettkampfsport, sondern eine Sportart, bei der es darum geht, Hindernisse zu überwinden und sich selbst zu überwinden. Und sie hat nicht zuletzt eine wichtige soziale Komponente. So gibt es im Rahmen der offenen Jugendarbeit, wie der Altstädter Einrichtung City-Cult und auf dem Emmertsgrund, Trainingsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche, die Spaß an einer außergewöhnlichen Betätigung haben.

Info: simon.reibert@ gmail.com

Rollstuhl-Rugby: Eigentlich hat dieser Sport mit Rugby nichts zu tun, denn es sind vier Spieler und Spielerinnen in einer Mannschaft, und man spielt mit einem Volleyball. Jeder Spieler wird auf einer Punkteskala nach dem Grad der körperlichen Beeinträchtigung klassifiziert. Gespielt wird auf einem Basketballfeld. Es gilt, den Ball über eine acht Meter breite Torlinie zu befördern. Trainiert wird in Mannheim.

Und da geht es hoch her, denn Rollstuhl-Rugby ist die einzige Behindertensportart mit "Vollkontakt", wie es Vorstandsvorsitzender Heiko Striehl ausdrückt. Das heißt, man darf sich anrempeln. Dabei werden natürlich keine normalen Rollstühle eingesetzt. Ein Umstand, der vielleicht einige davon abhält bei der Sportart mitzumachen, denn so ein Spezialgerät kostet rund 10.000 Euro. Doch es wurden schon einige Sport-Rollstühle über Stiftungen angeschafft. Und große Erfolge gab es auch.

So haben die Heidelberg-Lions der Rollstuhlsportgemeinschaft Heidelberg-Schlierbach an sechs Weltmeisterschaften teilgenommen und waren acht Mal Deutscher Meister. Striehl, der auch das Training leitet, war sogar drei Mal bei den Paralympics.

Info: geschaeftsstelle@heidelberg-lions.de oder Telefon 0621/4015052 (Geschäftsstelle Mannheim)

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