Rennbericht – BC Bike Race 2025: Wenn Trail-Träume wahr werden in British Columbia
Die ehemalige XC World Cup-Fahrerin Nathalie Schneitter hat sich beim BC Bike Race-Etappenrennen durch den kanadischen Loam gepflügt und nimmt uns mit auf ihre Reise. Viel Spaß mit dem Rennbericht!
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Rennbericht – BC Bike Race 2025
Auch für ehemalige XC-Weltcup-Fahrerinnen gibt es noch große Träume. Einer davon begleitet mich schon seit über zehn Jahren: das BC Bike Race. Ein siebentägiges Mountainbike-Etappenrennen durch die legendären Trails von British Columbia – berühmt für endlose Singletracks, feinsten Waldboden und Flow bis zum Horizont. Anders als viele Etappenrennen setzt das BCBR nicht auf maximale Härte, sondern auf maximalen Spaß. Als ich im Frühjahr las, dass 2025 eine der letzten Austragungen im klassischen 7-Tage-Format sein würde, hat mich die Lust auf Trails und Abenteuer gepackt. Mit Maja Włoszczowska, meiner langjährigen Freundin und früheren Konkurrentin, war die ideale Team-Partnerin schnell gefunden.
Unsere Wege kreuzen sich seit über zwei Jahrzehnten – richtig gut kennengelernt haben wir uns 2012 bei einem Etappenrennen in Malaysia: tropischer Regen, glitschige Wurzeln, eine unvergessliche Strandparty – der Beginn einer Freundschaft, die bis heute hält. Auch wenn wir beide inzwischen dem Weltcup-Zirkus Adieu gesagt haben, ist unsere Liebe zum Mountainbiken ungebrochen, und jetzt sind wir erstmals gemeinsam als Team unterwegs. Und wir merken schnell: Echte Mountainbiker:innen treten nie wirklich zurück – sie wechseln nur die Bühne.
Nach der langen Reise gönnen wir uns zwei Tage zum Ankommen in Victoria, der größten Stadt auf Vancouver Island. Mit starkem Kaffee gegen den Jetlag und einer ersten Trailrunde schütteln wir uns wach – oder besser gesagt: Die Trails tun es. Schnell merken wir, dass unsere Fahrtechnik noch nicht ganz in Kanada angekommen ist. Die Linienwahl, das Tempo, die steilen Passagen – alles fühlt sich rauer, technischer, schneller an. Am zweiten Tag kommen wir endlich in den Flow und das Grinsen weicht nicht mehr aus unseren Gesichtern.
Früher als geplant brechen wir auf ins Cowichan Valley, wo das Rennen beginnt. Ursprünglich wollten wir wie viele andere im Zelt schlafen – mittendrin statt nur dabei. Doch spontan ergibt sich die Möglichkeit, bei einer Freundin von Maja unterzukommen, die direkt in der Nähe des ersten Camps wohnt. Ideal, um richtig anzukommen, Wäsche zu waschen – und Lust aufs Gasgeben zu entwickeln.
Der Start beim Prolog ist ein Sprung ins kalte Wasser – oder besser: in den warmen, staubigen Waldboden Kanadas. Technisch, verspielt, herausfordernd – aufwärts wie abwärts. Dank Einzelstart bleiben wir im Flow, der Rennstress hält sich in Grenzen. Und sofort ist klar: Wir funktionieren als Team auf Anhieb. Der Tritt, der Rhythmus, das Vertrauen – alles passt.
Am nächsten Tag wird’s wilder: Massenstart, Startgetümmel – nicht unbedingt mein Lieblingsteil. Aber am Hinterrad von Maja finde ich den Rhythmus. Sie zieht uns mit ihrer unglaublichen Kletterstärke souverän bergauf, ich blühe an den kurzen, explosiven Stellen auf – und vor allem in den Abfahrten sind wir im Flow. Schnell, synchron, mit einem Lächeln im Gesicht. So fühlt sich Trailglück an.
Jeder Tag bringt neue Trails, neue Herausforderungen – und neue Highlights. Auf dem Mount Tzouhalem fliegen wir am dritten Tag über staubige Anlieger, surfen über große Steinplatten und tauchen ein in das, was die Locals „Loamer“ nennen: fluffiger, dunkler Waldboden, der so griffig ist, dass man gar nicht mehr aufhören will zu fahren. Wir sind richtig im Trail-Rausch. Und der hält auch an: Nach einem Transfer in die Region Nanaimo stehen wir plötzlich in ganz anderer Szenerie. Wieder Wurzeln, wieder Steine – aber ganz anders. Kein Trail gleicht dem anderen. British Columbia zeigt, was es kann – Tag für Tag, Wald für Wald.
Zur Rennhalbzeit ziehen wir ins Zeltlager nach Cumberland um. Und genau hier beginnt für uns das wahre BC Bike Race. Im Zelt aufwachen, mit steifem Rücken und Kettenöl in der Nase, Schwatz mit dem Zeltnachbarn, müde Beine, staubige Gesichter – und das Herz voller Vorfreude auf den nächsten Trail. Die Stimmung ist herzlich, solidarisch, entspannt. Jeder kämpft mit sich, aber keiner ist allein. So soll Mountainbiken sein.
Es sind auch die Begegnungen, die das Rennen besonders machen. Alte Weggefährten wie Katerina Nash oder Jeff Kabush wiederzusehen, mit ihnen ganz ohne Rennstress Zeit zu verbringen, ist einfach schön. Dazu kommen neue Gesichter, lokale Legenden, Trailbauer:innen, Freiwillige – das BCBR ist auch ein Familientreffen der Mountainbike-Welt.
Natürlich gibt’s auch zähe Stunden. Müdigkeit, schmerzende Beine, brennende Hände. Vor allem die langen Anstiege in Cumberland fordern mich heraus – bergauf läuft’s zäh, und in der Abfahrt sehe ich vor lauter Erschöpfung kaum mehr die Linie. Doch es gibt keinen Zweifel – nicht an unserer Freundschaft, nicht an unserer Teamdynamik. Im Gegenteil: Mit jeder Etappe wachsen wir mehr zusammen. Wir sind eingespielt, stark, gelassen. Ein Team, das gemeinsam lacht, wenn es wieder einmal steil, staubig oder einfach nur episch wird.
Und plötzlich ist sie da, die letzte Etappe. Noch einmal gibt’s ein Trailfeuerwerk – ein wilder, verspielter, technischer Abschied. Meine Hände schmerzen mittlerweile mehr als meine Beine. Aber mein Herz ist voll. Nach sieben Tagen, unzähligen Kilometern, tausenden Höhenmetern und unendlich vielen Trailmomenten ist es geschafft.
Wie man das feiert? Mit einem großen Burger und mit Freunden, am Meer, die Beine hochgelegt, Trailgeschichten im Gepäck. Kanada hat uns nicht nur Trails, sondern auch Seelenfrieden geschenkt.
Das BC Bike Race 2025 war für Maja und mich mehr als ein Rennen. Es war ein Beweis dafür, dass unsere Leidenschaft fürs Mountainbiken noch immer brennt und dass Mountainbiken verbindet – über Jahrzehnte, über Kontinente hinweg. Und dass es keinen besseren Ort dafür gibt als British Columbia. Die Trails? Weltklasse. Die Stimmung? Unvergleichlich. Das Erlebnis? Unvergesslich. Wir sind vielleicht keine Weltcup-Fahrerinnen mehr. Aber wir sind Mountainbikerinnen – für immer.
Weitere Infos zum BC Bike Race
- www.bcbikerace.com
- Datum 2026 23. bis 29. Mai
- Anreise Direktflüge aus Deutschland und der Schweiz nach Vanvoucer. Dann mit Inlandflug oder mit Mietauto und Fähre nach Victoria.
- Der Veranstalter bietet eine modulare Buchung: Startplatz, Transport ab Victoria, Zelt, Essen können einzeln gebucht werden.
- Die Anmeldung fürs BC Bikerace 2026 ist bereits geöffnet, 90% der Startplätze sind bereits vergeben.
Das Arbeitsgerät: Trek Top Fuel
- Rahmen Trek Top Fuel Gen4
- Gabel DT Swiss F 232 One, 120 mm
- Dämpfer DT Swiss R 232 One, 120 mm
- Laufräder DT Swiss XRC1200 Spline
- Reifen vorn Schwalbe Racing Ray 2,35″ / 21 psi
- Reifen hinten Schwalbe Racing Ralph 2,35″ / 23 psi
- Sattelstütze RockShox Reverb AXS, 125 mm
- Bremsen Shimano XT, 180 mm rotors
- Schaltung SRAM XX SL Eagle AXS, T-Type
- Lenker Truvativ Atmos Carbon Flat Bar, 760 mm
- Vorbau Bontrager Elite, 70 mm
- Griffe ESI Grips
- Sattel Trek RSL Bike, 145 mm
Hast du jetzt auch Lust aufs BC Bike Race bekommen?