Neuer Specialized Butcher und Eliminator 2021 im Test: Gripmonster für den Wald
Specialized Butcher & Eliminator 2021 im Test: Die meisten von euch werden Specialized vor allem als Hersteller hochwertiger Mountainbikes kennen – doch tatsächlich bieten die Amerikaner bereits seit 1978 eigene Reifen an. Für 2021 wurde die MTB-Palette komplett überholt und bietet nun neue Karkassen, Gummimischungen und Bezeichnungen. Wir haben die neuen Modelle Butcher und Eliminator bereits in verschiedenen Versionen am Enduro- und Downhill-Bike getestet – hier ist unser Eindruck der neuen Reifenpalette!
Specialized Butcher und Eliminator 2021 – Infos und Preise
Neben leichten Änderungen am Profil sind vor allem die neuen Gummimischungen sowie Karkassen und deren nun deutlich verständlichere Bezeichnungen ein großes Novum in der Specialized MTB-Reifen-Palette. Neben den XC-Karkassen S-Works und Control werden nun auch Grid XC, Grid Trail und Grid Gravity angeboten, deren Einsatzzwecke bereits im Namen stecken. Außerdem kann man zwischen verschiedenen Gummimischungen wählen, die mit aufsteigender Nummerierung immer weicher und griffiger werden. Die Reifen sind in den Breiten 2,3″ und 2,6″ sowie den üblichen Laufradgrößen 27,5″ und 29″ erhältlich und kosten in der Grid Trail-Version knapp 60 €, als Grid Gravity-Reifen 70 €.
- Laufradgrößen 27,5″/29″ (getestet)
- Reifenbreiten 2,3″ (getestet) / 2,6″
- Gummimischungen T5, T7, T9 (zw. ShA 48–52)
- Karkassen S-Works, Control, Grid XC, Grid Trail, Grid Gravity
- Gewichte (gewogen in 29″/2,3″)
- Grid Gravity: Eliminator – 1.296 g | Butcher – 1.302 g
- Grid Trail: Eliminator – 982 g | Butcher – 1.044 g
- www.specialized.com
Preise 69,90 € (Grid Gravity, UVP) / 59,90 € (Grid Trail, UVP) | Bikemarkt: Specialized Butcher kaufen | Bikemarkt: Specialized Eliminator kaufen
Im Detail
Auch wenn die Profile von Specialized Butcher und Eliminator den Vorgängern auf den ersten Blick stark ähneln, hat sich hier laut Hersteller vor allem beim Butcher einiges getan. Die Schulterstollen sind jeweils etwas breiter geworden und sollen so besser abgestützt sein, um auf harten Böden nicht zu leicht wegzuknicken. Außerdem soll der Übergang auf die nach innen gerückten Seitenstollen nun etwas sanfter sein, wozu laut Specialized auch die versetzt angeordneten Mittelstollen beitragen. Der Butcher bleibt jedoch ein aggressiver Reifen für eher lockere und steinige Böden. Er setzt auf ordentlich hohe, recht scharfkantige und teilweise abgeschrägte Mittel- und ebenso wuchtig wirkende Seitenstollen.
Etwas feingliedriger als der grobe Butcher präsentiert sich weiterhin der Specialized Eliminator. Dieser setzt in der Mitte auf kleinere und flachere Stollen und soll so einen geringen Rollwiderstand mit viel Biss im Gelände vereinen. Auffällig am Design sind vor allem die zwei sehr kleinen, eng und schräg hintereinander angeordneten Stollenpaare, die sich in der Lauffläche mit zwei klassischen, je einmal eng und breit nebeneinander liegenden, größeren Stollenpaaren abwechseln. Vermutlich sollen diese die Lauffläche etwas geschlossener halten und gleichzeitig bei Bremsmanövern ordentlich Dreck schaufeln.
Spannend sind aber natürlich neben den neuen Gummimischungen die überarbeiteten Karkassen. Statt Grid und Blck Dmnd gibt es für Abfahrts-Liebhaber nun Grid Trail und Grid Gravity. Die Grid Trail-Reifen sind vor allem für Trail- und Enduro-Bikes gedacht und pendeln sich zirka bei einem Gewicht von 1 kg ein. Sie sollen dank Polyamid-Schutzschichten an der Seite und in der Lauffläche einerseits ausreichend Pannenschutz für einen aggressiven Fahrstil bieten, andererseits jedoch flexibel genug sein, um sich dem Trail gut anzuschmiegen.
Deutlich schwerer sind die Reifen mit Grid Gravity-Karkasse – sie bringen etwa 1,3 kg auf die Waage. Dafür setzen sie auf eine waschechte 2-ply-Seitenwand und sollen nicht nur perfekt für Enduro-Racer oder E-Biker sein, sondern auch ausreichend Pannenschutz für den besonders harten Downhill-Einsatz bieten. Im Vergleich zum Blck Dmnd-Vorgänger wurde vor allem die Lauffläche wieder deutlich verstärkt und soll nun um einiges stabiler sein – schließlich treten hier Specialized zufolge auch am ehesten Schäden auf. Verhindern soll das die Verstärkung mit 60 tpi sowie ein Apex-Seitenwandschutz aus Gummi.
Kommen wir zum Gummi: Die neuen Mischungen werden bei den MTB-Reifen nun mit T5, T7 oder T9 bezeichnet und werden mit steigender Nummerierung immer weicher, dämpfender und griffiger – verfügen allerdings natürlich auch über einen höheren Rollwiderstand und verschleißen schneller. Spannend für die von uns getesteten Enduro- und Gravity-Reifen sind daher vor allem die beiden weichsten Mischungen T7 und T9, während T5 den XC-Reifen vorbehalten ist. Je nach Karkasse und Profil – und damit Einsatzzweck – sind die neuen Specialized-Reifen bis auf eine Ausnahme (Butcher Grid Trail) in nur einer Gummimischung erhältlich. Grid Gravity-Reifen nutzen logischerweise meist weiches T9-Gummi, Grid Trail-Reifen hingegen häufig T7.
Auf dem Trail
Specialized hat uns jeweils einen Satz 29″ x 2,3″ Reifen, bestehend aus Butcher (vorne) und Eliminator (hinten) mit Grid Trail-Karkasse für das Enduro-Bike sowie Grid Gravity-Karkasse für den Downhiller zur Verfügung gestellt. Generell kann man die Reifen jedoch kombinieren, wie man möchte – mit der von uns gefahrenen Kombination liegt man laut Reifen-Entwickler Wolf Vorm Walde jedoch nicht falsch. Sie bietet sich auch an, da der Butcher in beiden Fällen auf weiches T9-Gummi setzt, der Eliminator in der Trail-Version jedoch auf T7, in der Gravity-Version auf einen Mix aus T7 in der Mitte und T9 an den Seitenstollen. Wir sind die Reifen tubeless bei 1,7 bis 1,9 bar auf verschiedenen Alu- oder Carbon-Felgen von 25 mm bis 30 mm Innenbreite gefahren.
In der Trail-Version fällt der Rollwiderstand bei 1,8 bar Druck vorne und hinten nicht gerade gering, aber akzeptabel aus. Auf Asphalt wird man bei jedem Tritt von einem an- und abschwellenden Brummen begleitet, im Gelände haben wir die Reifen hingegen schnell vergessen, was in aller Regel ein sehr gutes Zeichen ist. Positiv fällt hingegen das Gewicht auf – wer dicke Brummer à la Maxxis Double Down oder Schwalbe Super Gravity gewohnt ist, der wird sich über die nun dazu gewonnene Spritzigkeit freuen. In technischen Uphills bietet der Specialized Eliminator Grid Trail zudem viel Grip für kurze Antritte – ein durchdrehender Hinterreifen hat uns nie aufgehalten.
Ein Blick auf die recht brachialen Profile der Reifen offenbart jedoch, wozu sie wirklich gemacht sind: Abfahrt! Auf den von Nadelwäldern umsäumten Trails in unserem Testgebiet im Thüringer Wald stellt sich schnell ein Aha-Effekt ein. Egal ob leicht feucht oder knochentrocken – solange der Boden halbwegs lose ist, grippen die Specialized-Reifen sensationell. Vor allem in Offcamber-Passagen oder Kurven mit sehr wenig Gegenhalt kann man sich auf die prominenten Seitenstollen verlassen. Der Grip-Abriss kündigt sich recht spät an, hat uns allerdings auch selten wirklich überrascht – vor allem, weil wir schon viel eher damit gerechnet hätten. In trockenen Bedingungen verzögert der Specialized Eliminator am Heck solide, der Butcher an der Front sehr gut. Das hat dazu geführt, dass wir mit vergleichsweise mutiger Geschwindigkeit in steile Waldpassagen reinhalten konnten – man kann nämlich noch bremsen, wo andere Enduro-Reifen bereits ins Schwimmen geraten. In feuchten Bedingungen glänzen die Reifen mit guten Selbstreinigungseigenschaften und rutschen an nassen Wurzeln nicht übermäßig dolle ab.