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Befreiungsschlag, keine Wende

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Die GIESSEN 46ers schlagen Bochum 76:74, haben qualitativ aber noch viel Luft nach oben / Sorgen um Martin Junakovic

Allerheiligen ist in katholisch geprägten Bundesländern wie Nordrhein-Westfalen ein gesetzlicher Feiertag. Die Menschen fahren deshalb zum Shoppen in die Niederlande. Und Profis zum Sporteln (auch) nach Hessen. Wie der VfL SparkassenStars Bochum. Für den es am 1. November allerdings nichts zu feiern gab.

Im Gegensatz zu den Gastgebern, den GIESSEN 46ers. Deren Freude sich allerdings trotz des 76:74 (42:41)-Erfolgs am sechsten Spieltag der BARMER 2. Basketball-Bundesliga ProA in bescheidenem Rahmen hielt. Was Capitano Robin Benzing zu erklären wusste: „Wir müssen in unserer Situation alles Positive in uns aufsaugen, auch wenn es nicht viel war. Zurzeit zählt nur das Ergebnis, nicht die Art und Weise des Zustandekommens.“ Es waren Aussagen, die Luis König Figge beurkundete: „Ich bin einfach nur erleichtert. Den Erfolg nehmen wir mit Kusshand. Es war ein richtig dreckiger Sieg, vielleicht der dreckigste, den ich hier je erlebt habe.“

Und einer, der qualitativ viel Luft nach oben verriet. Denn: Zweieinhalb Minuten vor dem Ende sahen die Männer mit dem laut Herbert Grönemeyer „Pulsschlag aus Stahl“ noch wie der sichere Sieger aus. „Wir haben alles versucht. Ich bin echt stolz auf meine Jungs“, zeigte sich VfL-Übungsleiter Felix Banobre angetan von der couragierten Vorstellung der Seinen, die in Minute 38 nach einem Dreier von Pointguard Niklas Geske noch mit 74:69 führten, dann aber nichts mehr auf die Kette bekamen.

Ganz im Gegensatz zu den Hausherren: Erst schnappte sich Kyle Castlin seinen eigenen Rebound zum 71:74, dann versenkte Robin Benzing, der zuvor laut eigener Aussage „nichts getroffen“ hatte, einen Ball aus Downtown zum 74:74. Als hernach abermals Liga-Topscorer Kyle Castlin mit einem famosen Solo zur Stelle war und den 76:74-Endstand besorgte, kannte der Jubel in der zuvor merkwürdig stillen Osthalle keine Grenzen mehr. Dass ganz nebenbei die beiden Guards Simon Krajcovic und Aiden Warnholtz mit drei spektakulären Rebounds Bochumer Ballbesitzphasen verhindert und damit Gießen den dritten Saisonsieg beschert hatten, setzte dem Abend die Krone auf, auch wenn 46ers-Cheftrainer „Frenki“ Ignjatovic realistisch bekannte: „Das war heute vielleicht ein Befreiungsschlag, aber noch lange keine Wende.“

Denn „selbstbewusstes Auftreten“, so Robin Benzing, sieht für gewöhnlich anders aus. Was der 36-Jährige auch an sich selbst festmachte. Nach fünf Sekunden versenkte der 167-fache Internationale einen Wurf aus gefühlt acht Metern in der Reuse der Ruhrpottler, hernach traf er kein Scheunentor mehr. Was nur drei erfolgreiche Schüsse bei 13 Versuchen von jenseits der 6,75-Meter-Linie unterstrichen. „Dabei hatte ich so viele freie Würfe wie wahrscheinlich in meinem ganzen Leben noch nicht …“

„Frenki hat mir aber im dritten Viertel zugeraunt, ich solle weitermachen, irgendwann würde ich wieder treffen“, bedankte sich Robin Benzing indirekt für das Vertrauen seines Mentors und Ziehvaters, mit dem er schon vor 20 Jahren beim TV Langen zusammengearbeitet hatte. „Ich bin auch nur ein Mensch, auch ich benötige ab und zu Hilfe, Unterstützung und vor allem das Gefühl, gebraucht zu werden.“ Was ihm Ignjatovic bei seiner Ansprache mit einem Klaps auf den Allerwertesten auch vermittelte.

Gebraucht wurden aber auch noch andere im roten 46ers-Leibchen. Wie Regisseur Simon Krajcovic, der nach zusammen 14 Punkten aus den ersten fünf Begegnungen endlich einmal aus dem Quark kam und neun Zähler sowie sechs Assists und sechs Rebounds zum Gelingen beisteuerte. Wie Luis König Figge, der sich in alles hineinwarf, was bei drei nicht auf dem Baum war. Wie Jonathan Maier, der die Bretter beherrschte. Wie Daniel Norl, der per spektakulärem Solo from coast to coast Anfang des zweiten Abschnitts auf 27:23 stellte. Und wie Aiden Warnholtz, der sich auch von einer frühen Foulbelastung nicht aus dem Rhythmus bringen ließ und selbst in der Osthallen-Stratosphäre immer ein Wörtchen mitzureden hatte.

Dass der Auftritt der 46ers „einer der schwächsten war, seit ich in Gießen spiele“, wie Luis König Figge schonungslos analysierte, dokumentierten nicht nur die Zwischenstände, die den Altmeister nie mehr als mit neun Punkten (54:45, 25.) vorne sahen, sondern vor allem die zahlreichen Unzulänglichkeiten, die sich immer wieder Bahn brachen. Mal verloren Robin Benzing oder auch Simon Krajcovic die Shotclock völlig aus den Augen. Mal wollte Aiden Warnholtz ein Rückspiel nicht wahrhaben, obwohl er bei der Aufnahme des Balles so zögerlich agierte, dass Hauptschiedsrichter Nicolai Bohn gar nicht anders konnte, als dem VfL den Einwurf zuzusprechen. Mal „glänzte“ Domagoj Vukovic mit einem Pass quer über das Feld – allerdings in die Arme des Bochumers Lars Kamp, der sich zugleich mit dem 56:57 (27.) bedankte.

Und mal produzierte Martin Junakovic aus der Mitteldistanz einen Airball, was ihm Branislav Ignjatovic jedoch nicht krummnahm. „Er hat seit Wochen Hüftprobleme, so dass ich ihn nach der Pause auch gar nicht mehr einsetzen konnte. Hoffentlich steht er uns in absehbarer Zeit überhaupt nochmal zur Verfügung.“

Schließlich wartet ein Doppelspieltag in Tübingen (Freitag, 19.30 Uhr) und gegen Leverkusen (Sonntag, 15 Uhr) auf die GIESSEN 46ers. Bei dem es, wie es Robin Benzing nett formulierte, nur darum geht, „zu kratzen, zu kämpfen und zu beißen.“ Und das Glück, so „Frenki“ Ignjatovic, zu erzwingen. So wie an Allerheiligen, an dem allerdings nur diejenigen ohne Feiertag etwas zu feiern hatten.

Gießen: Norl (6), Warnholtz (12), Castlin (26), Benzing (14), Maier (1), König Figge (2), Müsse (n.e.), Vukovic (1), Gloger (4), Junakovic (1), Nyama, Krajcovic (9).

Bochum: Jones jr. (3), Williams (13), Giotis (2), Geske (18), Bucur (n.e.), Kamp (2), Grof (11), Mangum (5), Strange (3), Green (15), Brackmann.

 

UND SONST NOCH …

  • Unsere Starter: Aiden Warnholtz, Kyle Castlin, Robin Benzing, Jonathan Maier, Simon Krajcovic.
  • Unser Konditions-Wunder: Kyle Castlin (36:25 Minuten).
  • Unser stärkster Rebounder: Kyle Castlin (8).
  • Unser erfolgreichster Passgeber: Simon Krajcovic (6).
  • Unsere höchste Führung: 54:45 (25. Minute).
  • Unsere erfolgreichste Serie: 7:0 zum 22:18 (8. Minute).
  • Unsere emotionalen Beobachter: 2256 Zuschauer in der Osthalle.

Unser nächster Auftritt: Freitag, 7. November (19.30 Uhr), bei den Tigers Tübingen.

Der Beitrag Befreiungsschlag, keine Wende erschien zuerst auf GIESSEN 46ers.

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