Defense als Schlüssel zum Erfolg
Beim 94:74-Erfolg über die PS Karlsruhe LIONS haben die GIESSEN 46ers nicht alles, aber vieles richtig gemacht.
Nein, an einem historischen Abend hatten sie sich nun wirklich nicht in die Geschichtsbücher eingetragen. Zumindest aber hatten sie eine Fußnote gesetzt, vielleicht sogar ein neues Kapitel aufgeschlagen. Oben, auf der VIP-Tribüne, jubelten die „Alten Meister“ der Jahre 1965 und 1975. Unten, auf dem harten Parkett der Osthalle, mühten sich ihre Nach-Nach-Nachfolger, die beiden harten Wochen nach den Niederlagen gegen Hagen und in Paderborn endlich ad acta legen zu können. Was ihnen gelang. Auch wenn es, wie ihr Cheftrainer „Frenki“ Ignjatovic gebetsmühlenartig vorhergesagt hatte, „keinen Schönheitspreis“ zu gewinnen gab. Wenigstens aber zwei Punkte am vierten Spieltag der BARMER 2. Basketball-Bundesliga ProA.
„Diese Liga ist kein Selbstläufer, da kann jeder jeden schlagen. Und deshalb kann ein vermeintlich Großer auch mal bei einem Außenseiter ausrutschen“, versuchte Kapitän Robin Benzing nach dem Match, das Anspruchsdenken ein wenig herunterzuschrauben. „Wir verlieren nie absichtlich, wir geben immer unser Bestes.“ So wie am Samstagabend gegen die PS Karlsruhe LIONS, die die GIESSEN 46ers am Ende klar und deutlich mit 94:74 (54:36) abservierten und sich damit gerüstet für das Gipfeltreffen bei den HAKRO Merlins Crailsheim am kommenden Samstag präsentierten.
„Das war die richtige Antwort auf unsere überraschende Pleite bei einem Aufsteiger“, sah Big Man Till Gloger seine Jungs „auf einem guten Weg.“ Und Regisseur Martin Junakovic ergänzte: „So kann und muss es weiterlaufen. Wenn wir es jetzt noch schaffen, bei einem zwischenzeitlich deutlichen Vorsprung nicht allzu lange zu relaxen, sondern weiter Gas zu geben, dann ist mir für die kommenden Aufgaben nicht bange.“ Es war eine Einschätzung, die Robin Benzing ergänzte: „Wir sollten uns freuen über eine starke Defense und den ersten Heimsieg. Und dann dieses gute Gefühl mit nach Crailsheim nehmen.“
Das gute Gefühl, nicht alles, aber vieles richtig gemacht zu haben. Denn die Verteidigung der 46ers, die auf Daniel Norl (Pferdekuss) verzichten mussten, stand. Go-to-Guy Simon Krajcovic hat zwar offensiv weiterhin nicht seinen Rhythmus gefunden, beeindruckte aber defensiv und hatte die Hände – wie einst Yorman Polas Bartolo – überall dran. Nur vier Zähler des eine Woche zuvor noch 31 Punkte auflegenden Karlsruher Neuzugangs David Cohn und magere drei von „Löwen“-Dompteur Tyrese Williams sprachen eindeutig für den Slowaken.
Vorne lieferten Liga-Topscorer Kyle Castlin (99 Punkte in vier Partien) und Ex-Nationalspieler Robin Benzing abermals zuverlässig wie Paketdienste in der Vorweihnachtszeit. Unter den Brettern erledigten Jonathan Maier (fünf Rebounds) und Till Gloger (neun Punkte, drei Rebounds) ihr Jobs zuverlässig. Und auf den Flügeln explodierten Aiden Warnholtz (15) und auch Energizer Luis König Figge (12) endlich so, dass sich die Fans auf den Stehtribünen zu Gesängen („Luis Figge ist der beste Mann …“) veranlasst sahen.
Da auch Martin Junakovic einen Dreier, bei dem Schnee auf dem Ball lag, einschweben ließ, Domagoj Vukovic bei einigen Abprallern richtig stand und Roland Nyama sich nahtlos einfügte, konnte Cheftrainer „Frenki“ Ignjatovic seine Blutdrucksenker zu Hause in der Schublasen liegen lassen.
„Egal, wo ich war, ob in Langen, Kirchheim oder Heidelberg: Bei solchen Feierlichkeiten wie denen heute hatte ich in der Vergangenheit meistens ein mulmiges Gefühl und dann auch prompt verloren“, zeigte sich der 59-Jährige sichtlich erleichtert ob des zweiten Saisonsieges. „Ich bin echt zufrieden, denn die vergangenen Tage waren nicht einfach für uns. Unsere Defensive war der Schlüssel zum Erfolg. Und wenn du dann auch noch 94 eigene Punkte machst, ohne offensiv einen richtig guten Rhythmus zu haben, dann hat vieles gestimmt.“
Recht hatte der Deutsch-Serbe, denn eine fast 50-prozentige Dreierquote, nur 14 Ballverluste (gegenüber 18 auf LIONS-Seite), starke acht Steals und ebenso beeindruckende sieben geblockte Würfe verdeckten, dass zwölf vergebene Freiwürfe, kein Feldkorb von Center Domagoj Vukovic und ein im Gefühl des sicheren Sieges am Ende ausgeglichenes viertes Viertel (25:25) noch Luft nach oben beziehungsweise Verbesserungspotenzial verrieten.
„Eigentlich wollten wir die Partie lange offen gestalten und dann einen Run starten. Das ist uns nicht geglückt. Stattdessen sind wir nach einem eigentlich guten ersten Durchgang der Musik hinterhergelaufen“, war Gästetrainer Demond Green wenig angetan von der Vorstellung der Seinen, die schon früh in der Runde Mitten im Abstiegskampf stecken. Und die besonders ab dem zweiten Durchgang in der Osthalle so den Anschluss verloren und zwischenzeitlich sogar mit 24 Zählern (62:86) so aussichtslos zurücklagen, dass der Hallensprecher die immer mehr verstummenden Ränge auffordern musste, Krach zu machen.
Was zu Beginn noch unnötig war. Denn spätestens nach der rasanten Körpertäuschung von Luis König Figge gegen David Cohn, die diesen aus dem Gleichgewicht brachte, und anschließendem krachendem Dunk zum 29:23 (11.) war Stimmung in der Bude. Kyle Castlin vollendete einen 7:0-Run auf plus elf (34:23, 13.), Martin Junakovic traf von Downtown zum 43:29 (16.) und Aiden Warnholtz schraubte sich am ehemaligen Gießener Maurice Pluskota zum 52:36 (19.) in die Höhe, so dass bei der Halbzeit-Ehrung der Heroen von einst eigentlich nur die Höhe des Sieges auf den Rängen diskutiert wurde.
„Nach der Pause haben wir den Sieg verwaltet“, fasste Till Gloger die zweiten 20 Minuten, in denen Spektakel nicht mehr unbedingt angesagt war, treffend zusammen. Wohl wissend, dass sich die 46ers an einem historischen Abend nun wirklich nicht in die Geschichtsbücher eingetragen, zumindest aber eine Fußnote gesetzt und vielleicht sogar ein neues Kapitel aufgeschlagen hatten.
Gießen: Warnholtz (15), Castlin (24), Benzing (18), Maier (2), König Figge (12), Müsse, Vukovic (3), Gloger (9), Junakovic (7), Nyama (1), Krajcovic (3).
Karlsruhe: Ellis (9), Olenyi (n.e.), Williams (3), Kuku (8), Oba (9), Binapfl (2), Albus (3), Pluskota (1), Ejah (5), Cohn (4).
UND SONST NOCH …
- Unsere Starter: Aiden Warnholtz, Kyle Castlin, Robin Benzing, Jonathan Maier, Simon Krajcovic.
- Unser Konditions-Wunder: Aiden Warnholtz (28:02 Minuten).
- Unsere stärksten Rebounder: Kyle Castlin, Aiden Warnholtz und Jonathan Maier (je 5).
- Unser erfolgreichster Passgeber: Simon Krajcovic (6).
- Unsere höchste Führung: 86:62, 37. Minute.
- Unsere erfolgreichste Serie: 8:0 zum 11:6, 4. Minute.
- Unsere emotionalen Beobachter: 2312 Zuschauer in der Osthalle.
- Unser nächster Auftritt: Samstag, 25. Oktober (20 Uhr), bei den HAKRO Merlins Crailsheim.
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