„Wer verliert, ist immer enttäuscht“
GIESSEN 46ers unterliegen in Runde eins des BBL-Pokals Vechta mit 70:80, halten die Partie aber bis drei Minuten vor Schluss offen
Nein, richtig sauer, total unzufrieden oder echt bedient waren sie nun wirklich nicht. Aber schonungslos ehrlich. „Wer verliert, ist immer enttäuscht“, fasste Kapitän Robin Benzing die erste Runde im BBL-Pokal zusammen. „Wir treten an, um zu gewinnen, egal gegen wen.“ In die gleiche Kerbe schlug auch der überragende Jonathan Maier: „Nur mitgehalten zu haben, ist einem Profi nicht genug.“ Und Luis König Figge ergänzte: „Wir haben uns gut verkauft, dafür können wir uns aber nichts kaufen. Sich nur wacker geschlagen zu haben, reicht eben nicht.“
Recht hatten alle drei in ihrer Analyse, denn: Mit 70:80 (39:41) hatten die GIESSEN 46ers als Vertreter der ProA gegen den Erstligisten RASTA Vechta verloren und sich damit aus dem Pokal verabschiedet. Punkt. Aus! Das schmerzt, das ist ärgerlich. Aber nur für den Moment, nicht länger.
Dass die Niederlage zu einem Rückschlag für den Saisonstart bei den „Rittern“ aus Kirchheim taugen könnte, das wiesen die Hausherren von sich. „Erst am kommenden Samstag beginnt für uns der Ernst des Lebens“, verwies Cheftrainer „Frenki“ Ignjatovic gebetsmühlenartig darauf, das Aufeinandertreffen mit der Truppe aus dem Dreieck zwischen Bremen, Oldenburg und Osnabrück als „letzten Test und nicht als erstes Pflichtspiel“ zu betrachten. „Wir können die kommende Woche nutzen, um an dem zu arbeiten, was nicht gepasst hat. Ich blicke weiterhin optimistisch in die Zukunft.“
Was der 58-Jährige auch gelassen tun kann, denn gegen den Europe-Cup-Teilnehmer verkauften sich seine Jungs zumindest 37 Minuten lang sehr gut. 3:12 Minuten waren noch zu spielen, als Spät-Verpflichtung Martin Junakovic zwei Freiwürfe zum 68:74 einschweben ließ. Die Stehtribüne skandierte „Ju, Ju, Junakovic …“, die Punkte aber machten fast ausschließlich nur noch die Gäste. Zwei Dreierversuche von Robin Benzing schauten ins Netz, hoppelten aber wieder aufs Parkett, so dass die überragenden Tommy Kuhse und Alonzo Verge jr., die für mehr als die Hälfte aller Vechtaer Punkte verantwortlich zeichneten, schnell auf 80:68 stellten. Die abschließenden Zähler von Domagoj Vukovic, der im Gegensatz zum Erfolg im Hagen-Testspiel vor einer Woche nicht so richtig ins Rollen kam, waren nur noch eine Ergebniskosmetik.
„Wenn du eine solche Qualität wie die von Kuhse und Verge in deinen Reihen hast, dann hast du auch verdient gewonnen“, zollte „Frenki“ Ignjatovic seinem Kollegen Christian Held verbal Beifall. Um dann aber doch noch den Finger in die Wunde zu legen: „Bei einer solch katastrophalen Schussquote wie der unseren wundere ich mich sowieso, dass wir nur mit zehn Punkten Differenz verloren haben.“ In der Tat waren 44 Prozent aus dem Halbfeld und nur 27 von Downtown keine Werte, mit denen die 46ers irgendjemanden hätten erschrecken können. Null von vier von Simon Krajcovic, zwei von zwölf von Robin Benzing, zero Punkte bei Hagen-Scharfschütze Daniel Norl oder magere zwei von Aiden Warnholtz rundeten Stats ab, die – sagen wir mal vorsichtig – ausbaufähig waren.
Doch nicht alles war am Sonntagnachmittag so trüb wie der regennasse Himmel über der Osthalle. 35:38 Rebounds waren gegen Vechtas Big Men, zumal Till Gloger fehlte, da er im Abschlusstraining umgeknickt war, aller Ehren wert. 18 Assists, davon zwölf der beiden Pointguards, zeigten, dass die Nachverpflichtung von Martin Junakovic als Backup für Simon Krajcovic die richtige Entscheidung des Trainergespanns war. Da Center Jonathan Maier unter beiden Brettern einen Sahnetag erwischt hatte, Gießen an der Freiwurflinie verhältnismäßig wenig liegen ließ, sich die Zahl der Ballverluste mit Vechta die Waage hielt und die Hausherren über die Stationen 12:5 (Dreier Junakovic, 7.), 17:12 (Vukovic, 9.), 53:51 (zwei Freiwürfe Krajcovic, 29.) und 56:52 (Dreier Castlin, 30.) stets auf Augenhöhe zeigten, bot der Nachmittag auch viel Hoffnungsvolles.
Zumal auch das Spectaculum das Brandzeichen „46ers“ trug. Beispielsweise beim 6:0, als Jonathan Maier nach 100 Sekunden mit Wucht unter der Reuse den Anschein erweckte, die Rastmänner im Alleingang besiegen zu wollen. Beispielsweise beim 28:36 (15.), als Kyle Castlin per Unterhand-Korbleger halb Niedersachsen staunend zurückließ. Beispielsweise beim 44:48 (23.) und einem krachenden Dunk von Jonathan Maier über die langen Philipp Herkenhoff und Malcolm Dandridge hinweg. Und beispielsweise auch beim 49:51 (25.), als „KC“ griechisch-römisch im Bodenkampf die Oberhand behielt und TJ Bamba zu einem Schrittfehler nötigte, den „Frenki“ Ignjatovic mit der Becker-Faust bejubelte.
„Kompliment an Gießen, sie haben uns alles abverlangt und einen echten Pokalfight geliefert“, gratulierte Gästetrainer Christian Held den 46ers aufrichtig zu einer zwar ausbaufähigen, aber dennoch couragierten Vorstellung. „Über weite Strecken sind wir überhaupt nicht richtig ins Laufen gekommen.“
Über die wohlfeilen Worte seines Kollegen konnte und wollte sich „Frenki“ Ignjatovic aber nichts kaufen. Der Ärger über die Niederlage überwiege, bekannte der Deutsch-Serbe. „Wer verliert, kann nie stolz auf seine gezeigte Leistung sein.“
Gießen: Norl, Warnholtz (2), Castlin (12), Benzing (8), Maier (19), König Figge, Müsse (n.e.), Vukovic (9), Junakovic (12), Nyama (4), Krajcovic (4).
Vechta: Bamba (6), van Slooten (5), Ferner (6), Brown (2), Verge jr. (20), Kuhse (25), Herkenhoff (6), Trettin (n.e.), Thiemann (2), Dandridge (4), Krupnikas (n.e.), Pandi (4).
UND SONST NOCH …
- Unsere Starter: Aiden Warnholtz, Kyle Castlin, Robin Benzing, Jonathan Maier, Simon Krajcovic.
- Unser Konditions-Wunder: Kyle Castlin (32:43 Minuten).
- Unser stärkster Rebounder: Domagoj Vukovic (6).
- Unser erfolgreichster Passgeber: Simon Krajcovic und Martin Junakovic (je 6).
- Unsere höchste Führung: 12:5, 7. Minute.
- Unsere erfolgreichste Serie: 9:0 zum 32:36, 17. Minute.
- Unsere emotionalen Beobachter: 1809 Zuschauer in der Osthalle.
Unser nächster Auftritt: Samstag, 27. September, 19 Uhr in der EWS Arena Göppingen gegen die Bozic Estriche Knights Kirchheim.
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