Eine Hommage an Bob Marley

Der ungewöhnliche Name des 46ers-Pokalgegners RASTA Vechta hat seinen Ursprung in Reggae-Musik, die einst 1979 zufällig im Radio lief.

RASTA? Oder Rasta? Auf der Suche nach einer Erklärung für den „Vornamen“ der Basketballer aus Vechta kommen uns automatisch Rasta-Locken in den Sinn. Ob RTL-Moderator Günther Jauch diese Antwort bei „Wer wird Millionär?“ als die richtige unter wie immer vier Möglichkeiten durchgehen lassen würde, ist natürlich hypothetisch, aber nicht weit gefehlt. Denn der ungewöhnliche Name „Rasta“ ist als Hommage an die Reggae-Musik zu verstehen, insbesondere an das Lied „Rastaman Vibration“ von Bob Marley, das bei der Namensfindung im Radio lief. 

In „Arnies Schänke“, einem Keller im Elternhaus eines der Gründungsmitglieder, trafen sich Ende der 70er Jahre einige vom Sport unter den Körben faszinierte Jugendliche und schmiedeten den Plan, ihren Sport in einem Club auszuleben. Doch wollte in Vechta keiner der eingetragenen Vereine die damals geradezu als Exoten geltenden Basketballer aufnehmen. Also beschlossen die Freunde, einen eigenen Club zu gründen. Dies geschah mit Hilfe von Bernie Leemhuis vom Jugendzentrum Gulfhaus. Doch wie sollte dieser Verein nur heißen? Über diese Frage zerbrachen sich die Gründer so lange den Kopf, bis aus den Boxen Bob Marleys „Rastaman Vibration“ erklang – der Name war gefunden. Am 26. Juni 1979 wurde RASTA in das Vereinsregister der Stadt Vechta eingetragen. 

Die sportinteressierte Öffentlichkeit im konservativ geprägten Landkreis war indes skeptisch. „RASTA: Eine Sekte?“ fragte die Oldenburgische Volkszeitung damals. 2013 folgte dann die Sensation: Nach zwei Aufstiegen in Serie sprang RASTA aus der Drittklassigkeit in die Beletage des deutschen Basketballs. Mit der Unterstützung der Stadt erweiterte der Club im Sommer 2013 den „RASTA Dome“ in Rekordzeit auf ein Fassungsvermögen von 3140 Zuschauern. Zusätzlich entstand ein Jahr später daneben das „RASTA Gym“, eine Trainingshalle, die allen Ansprüchen gerecht wird.

Diese Infrastruktur ist mittlerweile in der basketballverrückten und rund 34.000 Einwohner zählenden „Reiterstadt“ im Dreieck zwischen Oldenburg, Osnabrück und Bremen auch bitter nötig. Denn: Mehr als 20 Teams sind im SC RASTA Vechta e.V., aus dem die RASTA Sport Marketing-GmbH einst ausgegliedert wurde, aktiv. Und mit aktuell 425 spielenden Mitgliedern ist der „geilste Club der Welt“, wie die Fans gerne singen, unter den 20 größten Basketball-Clubs in Deutschland angekommen. An solche Sphären hatte in „Arnies Schänke“ Ende der 70er Jahre ganz bestimmt niemand gedacht.

Mit dem Aufstieg in Deutschlands Elite-Liga im Jahre 2013 fand eine Entwicklung ihren vorläufigen Höhepunkt, die unzertrennlich mit dem damaligen Cheftrainer Patrick Elzie verbunden war. Von 2009 bis 2014 leitete der Ex-Gießener die Geschicke der Mannschaft und führte sie von der dritten in die erste Liga. Einem zweiten Aufstieg 2016 folgte ein dritter 2018 und schließlich ein vierter 2023 nach einem 3:1-Halbfinalerfolg gegen die GIESSEN 46ers. Dazwischen lagen 2019 das Erreichen des BBL-Halbfinales sowie im gleichen Jahr das erste Europapokalspiel der Vereinsgeschichte, in dem die „Rastamänner“ den polnischen Vertreter Anwil Wloclawek mit 89:76 besiegten.

Die Erfolge der Truppe aus dem Oldenburger Münsterland wären ohne Stefan Niemeyer, dem Chef des Futtermittelherstellers Miavit, nicht möglich. Der 65-jährige Unternehmer war fast 30 Jahre lang Clubchef und Hauptsponsor. Im Oktober 2021 wurde Niemeyers Sohn Lukas Middendorf neben seinem Vater zusätzlicher Geschäftsführer der Rasta Vechta Sport-Marketing GmbH. Laut Medienberichten steckt Niemeyer jährlich Millionenbeträge in den SC Rasta, der am Sonntag (15 Uhr) in Runde eins des BBL-Pokals seine Visitenkarte bei den GIESSEN 46ers abgibt. Bei einem Club also, der 133 Jahre vor dem Treffen in „Arnies Schänke“ gegründet wurde …

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