Basketball-EM: Im Halbfinale wartet "Slim Jesus" auf das deutsche Team
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Vom klaren Vorrundensieg will sich im DBB-Team vor dem Wiedersehen mit Finnland niemand blenden lassen. Auch, weil ein Teenager beim Gegner eine nie dagewesene Euphorie entfacht hat. In derartigen Basketball-Sphären hat sich die Eishockey-Nation Finnland noch nie bewegt. Vor dem EM-Halbfinal-Duell mit der deutschen Mannschaft am Freitag (ab 16 Uhr im Liveticker bei t-online) träumen die Skandinavier von einer Medaille. Erstmals überhaupt ist Edelmetall für Suomi in Reichweite. Das beste Abschneiden bei einer Europameisterschaft bislang: Rang sechs im Jahre 1967. Wenig verwunderlich also, dass im Land des Co-Gastgebers eine regelrechte Euphorie um das Team ausgebrochen ist. Was auch mit einem ganz besonderen Teenager in ihren Reihen zu tun hat, dem die Fan-Herzen zufliegen: Miikka Muurinen. Der 18-Jährige ist einer der Shootingstars dieser EM. Mit gut 2,10 Metern, Wuschelhaaren und tätowiertem Arm fällt er schon optisch auf. "Slim Jesus": Muurinen nimmt seinen Spitznamen mit Humor Spielzeit bekommt er im Schnitt zwar nur rund zehn Minuten, doch diese haben Wirkung. Muurinen bringt Energie aufs Feld – manchmal spektakulär, manchmal ungestüm. Sein Fastbreak-Dunk gegen Großbritannien war eines der Highlights des Turniers. Der Hype um ihn wächst. Ein Künstler verewigte seine Aktion sogar auf Leinwand und überreichte ihm das Bild. Seinen speziellen Spitznamen "Slim Jesus" erhielt er von einem US-Influencer. Muurinen selbst nimmt es mit Humor: Er könne zwar nicht Wasser zu Wein machen, sagte er, "aber ich kann ein paar Sekunden über Wasser laufen, wenn ich schnell renne". DBB-Team: Dieses Déjà-vu will man unbedingt vermeiden Aber auch "Slim Jesus" ist in seinem jungen Alter längst noch nicht fehlerfrei auf dem Court. "Wir wissen, dass sein Temperament eine Stärke von ihm ist. Wenn er es aber übertreibt, wird diese Stärke aber zu einer Schwäche", erklärte Finnlands deutscher Sportdirektor Henrik Dettmann, der 2002 das DBB-Team als Trainer zu WM-Bronze führte, gegenüber "basketball-world.news". Die Anlagen jedenfalls sind da: enorme Länge, flüssige Bewegungen und starke Sprungkraft. Immer wieder fängt er Pässe ab und schließt mit krachenden Dunks ab. Kein Wunder – beide Eltern waren finnische Nationalspieler, auch in Deutschland aktiv. Papa Kimmo spielte in der Saison 2010/11 für die Frankfurt Skyliners in der BBL. Für sein Heimatland lief er 153-mal auf. Sein hochtalentierter Filius besucht aktuell eine High School in Arizona, 2026 soll der Wechsel ans College folgen. Sieben Top-Unis haben Angebote unterbreitet, zum Jahresende will Muurinen entscheiden. Bis dahin sammelt er weiter Erfahrungen – vielleicht auch am Freitag gegen Deutschland. Er erklärte jedenfalls mit breiter Brust: "Wir haben noch viel vor." Ex-Bundestrainer Dettmann träumt vom großen Wurf mit Finnland Geführt wird das finnische Team von NBA-Star Lauri Markkanen von den Utah Jazz, dem bei der EM im Schnitt die drittmeisten Punkte pro Partie gelingen (24,7). Trotz der krachenden 61:91-Niederlage gegen das DBB-Team in der Gruppenphase geben sich die Finnen selbstbewusst. "Wir sind noch nicht fertig", kündigte Markkanen nach dem Viertelfinalsieg gegen Georgien an (93:79). Der 92:86-Sensationssieg gegen Vize-Weltmeister Serbien im Achtelfinale hat etwas mit ihnen gemacht, ihnen einen gewaltigen Schub gegeben. Nun glaubt man daran, die großen Gegner zu schlagen. Kapitän Sasu Salin brachte es auf den Punkt: "Die Truppe hat einen neuen Gang gefunden und erkannt, dass wir verdammt gut sind." Das soll nun auch das deutsche Team zu spüren bekommen. Dort ist man gewarnt, will unter keinen Umständen in die Falle tappen und den Gegner unterschätzen. "Das Spiel, das passiert ist, zählt nicht mehr. Das muss aus den Köpfen raus, damit wir wieder neu angreifen“, stellte Deutschlands Top-Scorer Franz Wagner am Donnerstag klar. Teamkollege Daniel Theis warnte: "Wir haben gegen sie zu Hause vor ihrem Publikum mit 30 Punkten gewonnen. Das werden sie im Hinterkopf haben." Würde den Finnen wie gegen Serbien tatsächlich die nächste Sensation gelingen, hätte auch Ex-Bundestrainer Dettmann sein Ziel erreicht: "Unser Traum ist es, eines Tages um eine Medaille zu spielen", hatte der 67-Jährige schon 2022 formuliert. Die Gier nach Revanche gegen Deutschland ist bei "seinen" Finnen jedenfalls inzwischen größer als die Furcht vor einer erneuten Klatsche.