Basketball-EM: Deutschlands Comeback-Qualitäten kommen nicht von ungefähr
0
8
Deutschlands Basketballer machen die K.-o.-Phase der EM zu einer Krimiveranstaltung. Die Comeback-Qualitäten kommen nicht von ungefähr. Eines hat sich gezeigt im Laufe dieser Basketball-EM. Langweilig wird es mit dieser deutschen Mannschaft nicht. Je länger sie im Turnier ist, desto mehr steht sie offenbar auf Nervenkitzel. Verlief die Hauptrunde mit fünf klaren Siegen in fünf Partien noch spannungsfrei, erhöhten Dennis Schröder , Franz Wagner und Co. den Zitterfaktor sukzessive. Zwar fiel der Achtelfinal-Erfolg gegen Portugal ähnlich deutlich aus (85:58) wie die Siege in der Gruppenphase, doch darf man nicht vergessen, dass die Partie vor dem Schlussviertel zu kippen drohte, weil der Vorsprung der DBB-Auswahl auf einen Punkt geschmolzen war. Bruder von DBB-Star spielte einst in der Fußball-Bundesliga Im Viertelfinale nun der vorläufige Krimi-Höhepunkt gegen Ex-Europameister Slowenien mit dem herausragenden Superstar Luka Dončić, der satte 39 Punkte erzielte und drauf und dran war, das deutsche Team im wahrsten Wortsinn aus dem Turnier zu werfen. Doch wieder kam Deutschland zurück, machte mit einer mitreißenden Leistungssteigerung nach völlig verpenntem ersten Viertel und zwischenzeitlich 13 Zählern Rückstand das Halbfinale perfekt. Bis zu vier Millionen Zuschauer zitterten an den TV-Bildschirmen mit . "Wir verlieren den Glauben nicht" "Das war ein richtig ekliger Arbeitssieg. Die gehören bei solchen Meisterschaften auch dazu", befand der verletzt zuschauende Moritz Wagner als TV-Experte bei MagentaSport. "Wir verlieren den Glauben nicht", sagte dessen Bruder Franz Wagner über den besonderen Geist in der Mannschaft. Und lieferte direkt die Erklärung, woher dieser kommt: "Wir haben schon genug Spiele in wichtigen Momenten verloren, die wir hätten gewinnen sollen. Diese Stachel sitzen noch ein bisschen tief. Daher kommt die Motivation." Besonders auf eine Partie aus dem Vorjahr spielte Wagner an: das olympische Halbfinale gegen Frankreich. In der Vorrunde hatte man noch klar gegen die Gastgeber gewonnen, dann folgte das böse Erwachen. Der Goldtraum und nach der Niederlage im Spiel um Bronze auch der Medaillentraum platzten jäh. Nun kommt es am Freitag (ab 16 Uhr im t-online-Liveticker ) in Riga zum Halbfinal-Showdown gegen den finnischen Co-Gastgeber, den Deutschland in der Gruppenphase vor dessen eigenem Publikum in Tampere mit 91:61 demontiert hatte. Schröder: "Das darf uns nicht passieren" Eine Konstellation, die Olympia-Erinnerungen weckt, auch wenn Finnland diesmal nicht vor Heimpublikum spielt. "Der Sieg aus der Vorrunde zählt nicht mehr. Finnland wird das erste Spiel im Kopf haben, sie werden sich revanchieren wollen", glaubt Center Daniel Theis. "Es ist ein großes Spiel für beide Mannschaften. Wir haben noch zwei Spiele bis zu unserem großen Ziel", sagte Theis mit Blick auf den angestrebten EM-Titel. Er warnt, ähnlich wie Wagner: "Wir hatten bei Olympia im letzten Jahr eine ähnliche Situation. Wir haben Frankreich vor eigenen Fans geschlagen und haben dann im Halbfinale gegen sie verloren." Auch Schröder kam nach dem Spiel gegen Slowenien darauf zu sprechen: "Ich erinnere mich noch an die Spiele gegen die Franzosen. Wir haben das ein bisschen auf die leichte Schulter genommen und abgeschaltet – das darf uns diesmal nicht passieren." Teamgeist und Kadertiefe als Erfolgsgaranten Diese Niederlage in Paris, als die Weltmeister sich selbst um eine Medaille brachten, obwohl sie die bessere Mannschaft waren, hat sie gebrandmarkt und ihren Erfolgshunger verstärkt. Es war ein Erlebnis, das das Team noch enger zueinander gebracht hat. Schröder verriet vor Turnierbeginn in einem "Bild"-Interview: Wir haben uns in den letzten Jahren eine unglaubliche Teamchemie aufgebaut. In der Kabine stimmt die Stimmung, auf dem Feld die Abstimmung." Was hinzukommt: Neben dem Zusammenhalt besitzt dieser Kader eine Ausgeglichenheit wie kein anderer in diesem Turnier. Das hat sich sowohl gegen Portugal als auch gegen Slowenien gezeigt, als die Spieler von der Bank die entscheidenden Impulse zum Sieg gaben. Schröder: "Jede Position ist mindestens doppelt stark besetzt. Ich glaube, jeder Spieler in unserem Kader könnte theoretisch starten – und das wissen die Gegner. Sie können uns nicht einfach aus dem Spiel nehmen, weil von der Bank sofort die nächste Waffe kommt. Das macht uns unberechenbar." Dann schob er nach: "Diese Mischung gibt uns eine echte Chance, auch bei der EM ganz oben zu stehen." Schröder und seine Mannschaft sind auf dem besten Weg dorthin.