„Ich fühle mich betrogen“
Für „Frenki“ Ignjatovic hat das Saison-Aus seiner GIESSEN 46ers nach dem 95:97 gegen Science City Jena ob der Leistung der Schiedsrichter einen „Beigeschmack“.
Am Ende war bei „Frenki“ Ignjatovic der Ärger über die Schiedsrichter größer als die Enttäuschung über das Saison-Aus. Er fühle sich „betrogen“, seine Jungs, aber auch die Fans hätten „ein fünftes Match verdient“ gehabt, es bleibe „ein Beigeschmack“.
Mit 95:97 (47:38) hatten seine GIESSEN 46ers am Donnerstagabend das vierte von fünf möglichen Playoff-Halbfinals der BARMER 2. Basketball-Bundesliga gegen Hauptrunden-Meister Science City Jena verloren, hatten die Best-of-five-Serie unumstößlich mit 1:3 abgeben und den Thüringern zum BBL-Aufstieg gratulieren müssen. Was sie als faire Sportsmänner auch taten. Doch das, was sich vor fast 3000 Augenzeugen auf dem Parkett abgespielt hatte, war nicht nur nach Auffassung des 58-Jährigen „der Bedeutung einer solch wichtigen Begegnung unwürdig“.
Hier ein Technisches Foul gegen die Gießener Bank, auf Seiten der Gäste bei ähnlicher Gestik aber null Reaktion. Da mal ein offensives Foul, das selbst Jenaer Akteure mit einem verschmitzten Lächeln kommentierten. Hier mal ein anerkannter Dreier der Saale-Städter, obwohl der Wurf von Tyler Nelson den Korb verfehlt hatte, angeblich aber 46ers-Akteure ins Netzt gegriffen hatten, was aber eindeutig der aus Lich stammende und nun in der Optik-Stadt aktive Robin Christen war. Da mal ein vermeintlicher Schrittfehler, bei denen auf der Gegenseite jedoch nicht so genau hingeschaut wurde. Egal, was der Altmeister auch investierte, die Refs um Ignjatovics serbischen Landsmann Milutin Jelenic zogen den 46ers den Stecker. Was später auch bei Schiedsrichter-Beobachter Steffen Neubecker, der nach Spielende lange Zeit in der Kabine der Unparteiischen verbrachte, und bei Jenas Geschäftsleiter Thomas Fleddermann Unbehagen verursachte.
Auch die Spieler, die alles dafür gegeben hatten, eine dritte Dienstreise in den Osten Thüringens in nur neun Tagen machen zu dürfen, waren frustriert ob der Geschehnisse in der Osthalle. „Die Leistung der Schiedsrichter war einfach nicht in Ordnung. Sie waren schlicht nicht gut genug für eine solche Aufgabe. Ein Playoff-Halbfinale hat bessere Unparteiische verdient“, urteilte Kapitän Robin Benzing. Und Luis Figge, der sich reingehauen hatte ohne Ende, befand: „Irgendetwas war faul. Schon in der kompletten Serie hatte ich das Gefühl, dass die Schiris nicht gerade auf unserer Seite standen.“
Bei allem (verständlichem) Ärger über die Referees überwogen die positiven Aspekte an einem Abend, der im Gegensatz zum Dienstag in Jena ruhig geblieben war. In der Osthalle feierten die Anhänger ihre Stars auch noch eine halbe Stunde nach deren vorzeitigem Urlaubs-Antritt ausgelassen, außerhalb blieben die Anhänger beider Lager besonnen. Und an der Leistung der 46ers-Profis gab es nichts zu granteln.
„Kompliment an meine Jungs, sie haben alles reingeworfen“, zog „Frenki“ Ignjatovic symbolisch den Hut anlässlich 40 eingesammelter Rebounds, einer 79-prozentigen Freiwurfquote, wieder einmal nur neun Turnovers, drei gewonnener Viertel und einer früh strammen Foulbelastung, die eigentlich zur Zurückhaltung genötigt hätte, die aber in einem Jetzt-erst-recht-Effekt ungeahnte Kräfte freisetzte. Da auch Kyle Castlin nicht nur wegen seiner 23 Punkte seine beste Playoff-Performance an den Tag legte, Aiden Warnholtz aus der Mitteldistanz fast fehlerfrei agierte, sich der nicht eben mega-lange Luis Figge in nur knapp 20 Minuten zehn Abpraller angelte, Simon Krajcovic trotz Hüftschmerzen fast 35 Minuten durchhielt und Viktor Kovacevic ackerte wie ein Pferd, war der Abend trotz allem Frust über das Ausscheiden, wie es eine Anhängerin auf der Tribüne formulierte, „eine Werbung für den Basketballsport in Gießen“, verbunden mit „großer Vorfreude auf die nächste Saison.“
Von Beginn an hatten die Hausherren, die sich von ihren Fans an diesem Samstag (natürlich) ab 18.46 Uhr im VIP-Raum der Osthalle (Einlass 18 Uhr) verabschieden werden, den Fuß auf dem Gaspedal. Simon Krajcovic luchste Alex Herrera im griechisch-römischen Bodenkampf die Kugel ab (3.). Kyle Castlin drehte Kristofer Krause beim 11:7 (7.) ein, dass es diesem noch unter der Dusche mulmig gewesen sein dürfte. Mladen Vujic räumte Tyler Nelson per Not-in-my-House-
Monsterblock ab (12.). Luis Figge vollendete einen eigenen Steal per Dreher um Robin Christen zum 26:19 (13.). Viktor Kovacevic stopfte einen Tempogegenstoß voller Lust zum 36:27 (17.) in die Jenaer Reuse. Und der erstmals nach seiner vierwöchigen Pause so richtig explodierende Starter Kevin McClain vollende einen 6:0-Lauf zum 55:45 (23.), so dass selbst Gäste-Übungsleiter Björn Harmsen, der in der Pressekonferenz nach einer Sektdusche seiner Jungs tropfte wie ein maroder Wasserhahn, urteilte: „Gießen hat Charakter gezeigt. Sie haben uns attackiert und uns schwer zugesetzt.“
Wenn da nicht die Refs gewesen wären, die die Partie fast im Alleingang zum Kippen brachten. Als „Frenki“ Ignjatovic sich wutentbrannt seines Sakkos entledigte, hatte Jena nach einem zwischenzeitlichen 9:0-Run nicht nur aufgeholt, sondern lag beim 77:70 (32.) auch urplötzlich satt in Führung.
Die Schlussminuten waren an Dramatik dann aber nicht mehr zu überbieten: Erst brachte Kyle Castlin den Altmeister mit elf eigenen Punkten in nur vier Minuten wieder mit 82:81 (34.) in Führung, dann zitterten Luis Figge beim 89:92 (38.) an der Freiwurflinie die Hände, ehe der Ex-Paderborner nicht nur ein Solo zum 91:92 (39.) abschloss, sondern 11,3 Sekunden vor Schluss auch zwei Freiwürfe zum 95:95 einschweben ließ. Dass der mit 30 Zählern überragende Zach Cooks zwei Sekunden vor dem Ende auf 97:95 für Jena stellte und damit Gießen in die Ferien schickte, hatten Robin Benzing und seine Mitstreiter nicht verdient.
„Ich bin echt traurig. Die Fans haben uns getragen, wir alle hätten uns Spiel fünf so sehr gewünscht“, machte der 36-Jährige aus seiner Enttäuschung keinen Hehl. Ebenso wie Branislav Ignjatovic, der später im VIP-Raum keinen Bissen herunterbekam, aus seinem Frust über die Schiedsrichter …
Gießen: Warnholtz (12), Heyne (n.e.), Castlin (23), McClain (10), Benzing (5), Maier (n.e.), Figge (9), Nyama (n.e.), Kovacevic (15), Vujic (3), Krajcovic (12), Brauner (6).
Jena: Morgan, Falkenthal, Cooks (30), Carter (12), Christen (10), Lodders, Nelson (23), Moore (5), Bank, Haukohl (5), Krause (6), Herrera (6).
UND SONST NOCH …
- Unsere Starter: Kyle Castlin, Kevin McClain, Robin Benzing, Viktor Kovacevic, Simon Krajcovic.
- Unser Konditions-Wunder: Simon Krajcovic (34:42 Minuten).
- Unser stärkster Rebounder: Luis Figge (10).
- Unser erfolgreichster Passgeber: Kevin McClain (7).
- Unsere höchste Führung: 47:34 (+13), 20. Minute
- Unsere erfolgreichste Serie: 8:0 zum 34:25, 17. Minute.
- Unsere emotionalen Beobachter: 2921 Zuschauer in der Osthalle.
Der Beitrag „Ich fühle mich betrogen“ erschien zuerst auf GIESSEN 46ers.