„Homecourt verteidigen“
In Spiel zwei des Playoff-Viertelfinales gegen die Eisbären Bremerhaven wollen die GIESSEN 46ers am Samstag (19.30 Uhr) nachlegen.
Die Stats der GIESSEN 46ers beeindruckten, zumindest die nach der Pause: Kyle Castlin markierte 27 Punkte; es war sein zweitbester Wert nach jenen 28, die ihm Mitte Dezember gegen den gleichen Gegner gelangen, nämlich gegen die Eisbären Bremerhaven. Kevin McClain taute und tauchte endlich auf, hielt nach vier Wochen krankheitsbedingter Zwangspause immerhin fast 24 Minuten durch und sammelte fleißig Wertungen im griechisch-römischen Bodenkampf.
Floor General Simon Krajcovic zeigte mit neun Assists, welch grandiosen Ideen- und Passgeber die Nordlichter im Sommer 2023 gen Mittelhessen hatten ziehen lassen. Capitano Robin Benzing legte im Spätherbst seiner Karriere mit 21 Zählern nicht nur seinen zweitbesten Wert dieser Runde auf, sondern er glänzte auch als Balldieb und Ideengeber. Das serbische Big-Man-Duo Viktor Kovacevic und Mladen Vujic kam zusammen auf 22 Punkte und elf Rebounds, ehe die Schiris ihnen foulbedingt Zwangspausen genehmigten.
Und Luis Figge war sich für keinen Fight zu schade, besorgte zehn Zähler, sammelte sechs Abpraller ein und gefiel obendrein mit drei Assists. Dass ihm Hendrik Warner (ungeahndet) bei einem rüden Einsteigen mit dem Ellenbogen in der Crunchtime die Lippe geöffnet hatte und der 27-Jährige daher minutenlang blutend zum Zuschauen verurteilt war, tat seinem Einsatzwillen keinen Abbruch. Der „Hammer des Spiels“ zog schließlich trotz ramponiertem Antlitz ein positives Fazit: „Ich bin so happy, meine Energie in gute Situationen umgewandelt zu haben.“
In einer guten Situation befinden sich deshalb auch seine 46ers, die am Mittwoch mit ihrem 109:98-Overtime-Erfolg im ersten Playoff-Viertelfinale der BARMER 2. Basketball-Bundesliga bei den Eisbären Bremerhaven ihr erst am letzten Spieltag eingebüßtes Heimrecht zurückerobern konnten. Und deshalb durchaus selbstbewusst in Partie zwei an diesem Samstag (19.30 Uhr) in der Osthalle gehen. „Für uns gilt es, den Homecourt zu verteidigen“, dachte Cheftrainer „Frenki“ Ignjatovic an die Hauptrunde und 15 Heimsiegen in 17 Heimspielen zurück. Nur Jena und Münster hatten in der Osthalle die Oberhand behalten.
Robin Benzing sprach davon, dass „wir uns nicht allzu lange über den ersten Sieg freuen sollten. Jetzt gilt es, zu regenerieren, den Sieg zu analysieren und dann mit neuer Energie ins Match zu gehen.“ Gleichzeitig hob der 36-Jährige warnend den Zeigefinger: „Das Duell ist weiter offen. Wir müssen begreifen, dass uns ein Comeback wie das in Bremerhaven nach katastrophaler Trefferquote in der ersten Halbzeit wahrscheinlich nicht noch einmal gelingen wird. Solche Serien sind während einer langen Saison ebenso ungewöhnlich wie einmalig.“
Recht hatte der 167-fache Internationale, der sich an der Nordsee einmal mehr als Kopf, als Leader, als Mann mit unerschütterlichem Selbstvertrauen präsentierte. In den ersten 20 Minuten noch mit wenig Zielwasser beträufelt und fast nur von der Freiwurflinie erfolgreich, drehte der Familienvater aus Seeheim-Jugenheim nach dem Wechsel auf und brachte es am Ende auf stolze 21 Zähler in knapp 27 Minuten. Dass Benzing aber nicht sich, sondern das gesamte Team in den Mittelpunkt des Overtime-Erfolges rücken wollte, sprach für den Anführer: „Was heute hier gelaufen ist, war unglaublich. Alle hatten daran ihren Anteil, egal ob auf der Bank oder auf dem Feld.“
In die gleiche Kerbe schlug auch Branislav Ignjatovic, der sich fast dafür entschuldigen wollte, Roland Nyama nicht berücksichtigt und Starter Nico Brauner nach der Pause gänzlich aus dem Getümmel draußengelassen zu haben. „Wir brauchen alle, in einem Basketballspiel kann sich von Minute zu Minute viel ereignen.“ Seinen Trainerfreund Steven Esterkamp nach dem Match herzlich zu umarmen, fiel dem 58-Jährigen angesichts der erfolgreichen Aufholjagd leicht. „Wir haben Bremerhaven den Heimvorteil geklaut, das war sehr befreiend.“
Zusammenhalt, Einsatzwillen und Leidenschaft sind auch am Samstag die Fähigkeiten, die die Eisbären unter Druck setzen sollen. „Ich hoffe sehr, dass wir in der Serie auf 2:0 erhöhen können“, blickte Nico Brauner voraus. „Dann hätten wir Bremerhaven sicher demoralisiert.“ Und beeindruckt. So wie es die Stats auch am Mittwochabend taten …
Playoff-Viertelfinale der 46ers: Spiel eins: Eisbären Bremerhaven – GIESSEN 46ers 98:109, Spiel zwei (Samstag, 3. Mai, 19.30 Uhr, in der Osthalle gegen Bremerhaven), Spiel drei (Dienstag, 6. Mai, 19 Uhr, in Bremerhaven), mögliches Spiel vier (Donnerstag, 8. Mai, 20 Uhr, in der Osthalle gegen Bremerhaven), mögliches Spiel fünf (Samstag, 10. Mai, 19.30 Uhr, in Bremerhaven).
Die anderen Playoff-Viertelfinals, Spiel zwei: Phoenix Hagen – HAKRO Merlins Crailsheim (Samstag, 3. Mai, 19 Uhr, Playoff-Stand 0:1), Tigers Tübingen – VET-CONCEPT Gladiators Trier (Samstag, 3. Mai, 19.30 Uhr, Playoff-Stand 0:1), VfL SparkassenStars Bochum – Science City Jena (Samstag, 3. Mai, 20 Uhr, Playoff-Stand 0:1).
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