Ein Kinnhaken als Weckruf
Durch den 84:67-Erfolg bei RASTA Vechta II halten die GIESSEN 46ers im Ringen ums Playoff-Heimrecht weiter alle Trümpfe in der Hand.
Für solche Partien muss der Begriff „Arbeitssieg“ einst erfunden worden sein: Playoff-Teilnehmer zu Gast beim Absteiger, die Rollen (eigentlich) klar verteilt, unter dem Strich aber zunächst wenig Fluss, viele Fouls und teils schlimme Wurfquoten. Halt ein „Arbeitssieg“ vom Allerfeinsten.
Am drittletzten Spieltag der BARMER 2. Basketball-Bundesliga ProA haben sich die GIESSEN 46ers mit einem 84:67 (42:34)-Erfolg bei Schlusslicht RASTA VECHTA II schadlos gehalten, die Teilnahme am BBL-Pokal endgültig eingetütet, sich aber das Heimrecht in den Playoffs noch immer nicht sichern können, da auch die Eisbären Bremerhaven und die HAKRO Merlins Crailsheim erfolgreiche waren. Durch den dritten Sieg in Serie hat sich der Altmeister auf Rang drei liegend jedoch alle Möglichkeiten erhalten, aus eigener Kraft den Bronzeplatz zu verteidigen.
So dass Cheftrainer „Frenki“ Ignjatovic bestens gelaunt den Mannschaftsbus für die rund fünfstündige Heimfahrt nach Mittelhessen bestieg: „Ein Team wie Vechta, das vor einer Woche in Trier noch 105 Punkte gemacht hat, in eigener Halle unter 70 zu halten, ist aller Ehren wert“, lobte der 58-Jährige die defensive Vor- und vor allem Einstellung seiner Jungs. „Ich bin sehr, sehr zufrieden. Wir haben das Match bis auf die ersten Minuten, in denen uns wahrscheinlich noch die lange Anreise ein wenig in den Knochen steckte, kontrolliert. Wir haben die Körbe beherrscht, unsere Nachwuchsspieler haben Einsatzminuten bekommen, niemand hat sich verletzt, was will ich mehr?“, sah der Deutsch-Serbe gerne darüber hinweg, dass eine Woche nach 52 Prozent getroffener Dreier gegen Kirchheim nur drei Treffer bei 22 Versuchen von Downtown mager waren.
„Wir haben aber schnell verstanden, wie wir zu scoren haben, wenn es von weit draußen mal nicht läuft“, zeigte sich Ignjatovic angetan vom Inside-Spiel seiner abermals ohne den erkrankten Kevin McClain angetretenen Männer, für die Mladen Vujic und Viktor Kovacevic unter den Brettern aufräumten, der lange an der Hüfte verletzte Luis Figge immerhin eine Viertelstunde lang durchhielt, Roland Nyama immer mal wieder Akzente setzte und der erst 18-jährige Kai Müsse in seinen gut drei Minuten auf dem Parkett gleich mal sieben Punkte zum Gelingen beisteuerte. „All das waren Faktoren, die ich sehen wollte“, so der Gießener Übungsleiter.
Ähnlich wie Branislav Ignjatovic beurteilten auch seine Profis den Pflichtsieg im Oldenburger Münsterland. Luis Figge sprach von einer „soliden Vorstellung“ und davon, dass es „nicht leicht“ sei, beim Tabellenletzten zu bestehen. Und Kapitän Robin Benzing ergänzte: „Es war ein wichtiger Sieg, genau den, den wir in unserer Situation gebraucht haben. Alle Spieler haben ihren Teil zum Gelingen beigetragen, da ist es am Ende völlig unwichtig, ob die Würfe von draußen funktioniert haben oder nicht.“
Recht hatte der 167-fache Internationale, denn nach einem eher mühsamen Start, bei dem Vechta nach zwölf Punkten des Dänen Jonathan Klussmann schon nach fünf Minuten 14:9 führte und diese auch bis Mitte des zweiten Abschnitts (28:27) behielt, kamen die 46ers nicht nur ins Rollen, sondern sie vermittelten auch nicht mehr den Eindruck, sich jemals noch die Butter vom Brot nehmen zu lassen.
Ein Kinnhaken von Klussmann gegen den Slowaken Simon Krajcovic, dessen Schädel fortan brummte, was die zwei vergebenen Freiwürfe dokumentierten, wirkte wie ein Weckruf in der niedersächsischen „Reiterstadt“. Nico Brauner ließ endlich den ersten Dreier einschweben (47:34, 21.), Robin Benzing ließ seinen einzigen zum 54:41 (26.) folgen und Kyle Castlin machte mit dem 61:51 eine knappe halbe Minute vor der Pause zum letzten Viertel quasi schon den Deckel auf eine Partie, in der die Hausherren mit zunehmender Spieldauer merkten, gegen Gießen nichts mehr ausrichten zu können.
Zwei erfolgreich abgeschlossene Tempogegenstöße von Kyle Castlin, ein mächtiger Dunk durch Viktor Kovacevic, Robin Benzing im Rückwärtsfallen und schließlich ein äußerst selbstbewusster Kai Müsse bauten den Gießener Vorsprung zwischenzeitlich sogar auf 24 Punkte aus, ehe ein Vechtaer 10:0-Lauf in den letzten Minuten noch ein wenig für Ergebniskosmetik der künftig in der ProB beheimateten BBL-Reserve sorgte.
Es war halt ein Arbeitssieg der GIESSEN 46ers, der am Ende gar nicht mehr so sehr nach viel Arbeit aussah …
Vechta II: Bernardina (8), van Slooten (11), House (3), Grüß, Smit, Bühner (2), Ruf (7), Trettin (4), Krupnikas (11), Bacak (2), Klussmann (19).
Gießen: Warnholtz (2), Heyne, Castlin (13), Benzing (6), Maier (2), Figge (7), Müsse (7), Nyama (4), Kovacevic (13), Vujic (15), Krajcovic (8), Brauner (7).
UND SONST NOCH …
- Unsere Starter: Kyle Castlin, Jonathan Maier, Viktor Kovacevic, Simon Krajcovic, Nico Brauner.
- Unser Konditions-Wunder: Kyle Castlin (31:01 Minuten).
- Unser stärkster Rebounder: Simon Krajcovic (7).
- Unser erfolgreichster Passgeber: Simon Krajcovic (5).
- Unsere höchste Führung: 81:57 (+24), 37. Minute.
- Unsere erfolgreichste Serie: 12:0 zum 81:57, 37. Minute.
- Unsere emotionalen Beobachter: 630 Zuschauer im RASTA-Dome, davon 15 aus Gießen.
- Unser nächster Auftritt: Samstag, 19. April (19 Uhr), gegen die Tigers Tübingen.
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