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Am Rande des Wahnsinns

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Die GIESSEN 46ers gewinnen den ProA-Ligagipfel gegen Crailsheim zum Abschluss des Doppelspieltags vor 3000 Besuchern mit 90:88.

Erst ein Krimi, dann ein Thriller. Rückkehr auf Platz drei. Den direkten Vergleich mit den Gästen gewonnen. Die Playoffs, ein Heimrecht im Viertelfinale der K.o.-Runde und die Teilnahme am BBL-Pokal nicht nur fest im Blick, sondern auch in der eigenen Hand. Mit einer bärenstarken Vorstellung die zuletzt überschaubar guten Matches ad acta gelegt. Leidenschaft. Dramatik. Energie. Spielerische Klasse. Und eine mit rund 3000 Besuchern zum Abschluss des mehr als gelungenen Doppelspieltags mit dem RSV Lahn-Dill (68:66 gegen die RSB Thuringia Bulls im Gipfeltreffen der Rollstuhlbasketball-Bundesliga) bestens gefüllten Osthalle, in der die Fans stundenlang von ihren Sitzen gerissen wurden: Basketball-Herz, was willst du mehr?

 Mit 90:88 (38:45) besiegten die GIESSEN 46ers am Samstagabend die HAKRO Merlins Crailsheim und zeigten sich dabei gerüstet für die Crunchtime der Saison in der BARMER 2. Basketball-Bundesliga ProA, die in den kommenden sechs Partien außer der Reise zu Schlusslicht RASTA Vechta II nur noch Kracher gegen andere Playoff-Aspiranten bereithält.

„Ich bin überglücklich. Der Sieg war ein Riesenschritt für uns in Richtung der Playoffs in der wahrscheinlich am besten besetzten Zweiten Liga in ganz Europa“, hatte „Frenki“ Ignjatovic, der Cheftrainer des Altmeisters, ausnahmsweise einmal nichts auszusetzen an der Vorstellung der Seinen. „Die Jungs haben zuletzt viel Kritik einstecken müssen, auch von mir. Heute aber haben sie gezeigt, dass sie zurecht weit oben stehen. Gegen ein Team wie Crailsheim, das alle Voraussetzungen für die Bundesliga mitbringt, so aufzutreten, ist schon aller Ehren wert.“ 

Recht hatte der 58-Jährige, dessen Team von Anfang an den Fuß auf dem Gaspedal hatte, sich auch von nur zehn eigenen Punkten im zweiten Abschnitt, keinem einzigen Treffer bei neun Versuchen aus der Mitteldistanz ihres Kapitäns Robin Benzing und einem zwischenzeitlichen Elf-Punkte-Rückstand Anfang der zweiten Hälfte (40:51) nicht aus der Ruhe bringen ließ. Ganz im Gegenteil: Schließlich lagen die spielerischen Glanz- ebenso wie die emotionalen Höhepunkte deutlich auf Seiten der Hausherren. 

Zu ersterem: Kyle Castlin ist wieder ganz der Alte. 19 Zähler, kaum Patzer im Zwei-Punkte-Bereich und vor allem eine Defensivleistung des Gießener Bodyguards, die selbst die Big Man der Hohenloher wie Jose de Oliveira und Neuzugang Theo John an den Rand des Wahnsinns trieben, sprachen klar für den Mann aus Georgia. 

Kevin McClain wurde zum Matchwinner. „Letzte Woche in Bayreuth muss ich die Niederlage auf meine Kappe nehmen. Das wollte ich unbedingt wieder gut machen und der Mannschaft helfen. Das ist mir gelungen“, umschrieb der quirlige und nie zu stoppende Pointguard jene spielentscheidende Szene 0,8 Sekunden vor Schluss, als Crailsheim mit 88:87 in Führung lag, er sich aber – bedient von Simon Krajcovic – ein Herz fasste, um von Downtown den 90:88-Sieg einzutüten. „Wahnsinn, so ist Basketball. Wenige Millimeter entscheiden am Ende darüber, ob jemand der Held oder der Depp eines Abends bist. Stellt euch nur mal vor, Kevin hätte nicht getroffen. Dann hättet ihr alle geschrieben, dass er auch das zweite Match hintereinander vergeigt hat“, schaute Branislav Ignjatovic in der Pressekonferenz ein wenig fragend in Richtung der anwesenden Journalisten. „So aber könnt ihr ihn loben.“ Wird gemacht, „Frenki“ … 

Viktor Kovacevic, ansonsten eher ein Zitterkandidat an der Freiwurflinie, hielt sich mit fünf von fünf schadlos und sammelte auch noch sieben Rebounds ein. Sein serbischer Landsmann Mladen Vujic, beobachtet von seiner extra aus Sopot angereisten Schwester Nadja, raufte und rangelte unter beiden Brettern wie ein Berserker und ließ sich erst durch die ansonsten starken BBL-Refs unter der Führung des Letten Kristap Konstantinovs per viertem Foul im dritten Abschnitt zwangsweise in seinem Elan stoppen. Und Regisseur Simon Krajcovic hatte bei einer nur 18-prozentigen Trefferquote seine Flasche Zielwasser zwar noch immer nicht geleert, bewies aber in den entscheidenden Szenen – wie in der letzten mit Kevin McClain – Auge und Übersicht, was starke acht Assists schließlich auch dokumentierten. 

Zu zweiterem: Die Szenen, die die Fans in Ekstase versetzten, gehörten eindeutig den Hausherren. Wie der Buzzerbeater-Dreier von Roland Nyama zum 28:24 zum Abschluss des ersten Viertels. Wie der durch Robin Benzing unterbundene Tempogegenstoß von Crailsheims LaDarien Griffin, der sich statt die 35:32-Führung der Gäste zu markieren ein Offensivfoul einhandelte (14.). Wie die beiden spektakulären Offensivrebounds von Roland Nyama, die Kyle Castlin erst die Chance ermöglichten, per Wurf von jenseits der 6,75-Meter-Marke auf 68:60 (28.) zu stellen. „Wir hatten auf der Bank das Gefühl, dass diese Szene die Partie hat endgültig zu unseren Gunsten kippen lassen“, berichtete Co-Trainer Nikola Stanic später. Wie das 75:69 im Fallen durch Viktor Kovacevic (32.). Wie der abenteuerlich weite Dreier von Kevin McClain zum 79:73 (34.). Und natürlich wie sein siegbringender Wurf 0,8 Sekunden vor Schluss, der die „Zauberer“ aus allen Träumen riss. 

„Ich muss mir die Niederlage anheften, ich habe in der Schlussphase Fehler gemacht“, entschuldigte sich Gäste-Coach David McCray später bei seinem Team. Er habe in der entscheidenden Phase vergessen, eine Auszeit zu nehmen und dann auch noch übersehen, den überragenden 29-Punkte-Mann Vinnie Shahid wieder aufs Feld zu schicken. „Aber nachher ist man immer schlauer.“ 

Was irgendwie aber auch für die GIESSEN 46ers galt, die im Gegensatz zu den letzten drei Partien rechtzeitig in der Crunchtime der Saison einen deutlichen Formanstieg verrieten. „Das war ein Befreiungsschlag, ein richtiger Pusch für die abschließenden Partien“, bilanzierte Capitano Robin Benzing den dramatischen Abend und schickte sogleich eine kleine Grußadresse in Richtung des Tabellenführers, der am kommenden Sonntag auf den Altmeister von der Lahn wartet: „Auch Jena ist zu packen. Wir müssen den Schwung des Crailsheim-Sieges einfach nur mitnehmen.“ 

Aus einem Doppelspieltag, der den Anhängern, die ihre Lieblinge minutenlang lautstark hochleben ließen und die die traditionelle Sieger-Humba genossen, noch lange in Erinnerung bleiben wird.

Gießen: Warnholtz (2), Castlin (19), McClain (22), Benzing (14), Maier, Nyama (3), Kovacevic (15), Vujic (8), Krajcovic (7), Brauner.

Crailsheim: Shahid (29), Blunt (6), de Oliveira (13), Stuckey, Gardner (3), Goodman (7), Gaines (10), Otto (n.e.), John (12), Engelhart (n.e.), Griffin (8), Sanford (n.e.).

 

UND SONST NOCH …

  • Unsere Starter: Kyle Castlin, Kevin McClain, Robin Benzing, Mladen Vujic, Simon Krajcovic.
  • Unser Konditions-Wunder: Kyle Castlin (33:50 Minuten).
  • Unser stärkster Rebounder: Kyle Castlin (8).
  • Unser erfolgreichster Passgeber: Simon Krajcovic (8).
  • Unsere höchste Führung: 68:60, 28. Minute.
  • Unsere erfolgreichste Serie: 9:0 zum 52:53, 24. Minute.
  • Unsere emotionalen Beobachter: 2934 Zuschauer in der Osthalle.
  • Unser nächster Auftritt: Sonntag, 23. März, 16 Uhr bei Science City Jena.

Der Beitrag Am Rande des Wahnsinns erschien zuerst auf GIESSEN 46ers.

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