Halb voll oder halb leer?
Die GIESSEN 46ers jedenfalls gehen voller Zuversicht und großer Vorfreude ins ProA-Spitzenspiel gegen die HAKRO Merlins Crailsheim.
Ist das Glas halb voll oder halb leer? Genau in dieser Sichtweise unterscheiden sich Optimisten von Pessimisten. Im Falle der GIESSEN 46ers: Wer von nur einem Sieg aus den letzten drei Partien gegen vermeintliche Abstiegskandidaten redet, für den ist das Glas halb leer. Wer sich jedoch vor Augen führt, dass der Altmeister aus den vergangenen neun Matches sieben erfolgreich bestritt, für den ist das Glas halb voll.
Deshalb: Kein Trübsal blasen nach dem letzten – äußerst unglücklichen und auf individuelle Patzer zurückzuführenden – 77:78 beim BBC Bayreuth und mit großem Elan ins erst von drei Spitzenspielen in der BARMER 2. Basketball-Bundesliga ProA, in der das Weh und Ach einer ganzen Saison (noch immer) einzig und allein in den Händen der Truppe von Cheftrainer „Frenki“ Ignjatovic liegt.
„Jeder hat mal das Recht auf einen schlechten Tag oder eine schlechte Woche“, weiß der 58-Jährige, dass das Momentum noch immer auf Seiten der Lahnstädter liegt. Denn: Mit einem Sieg am Samstag (19 Uhr) in Teil zwei des Osthallen-Doppelspieltags (um 15 Uhr treten die Rollstuhlbasketballer des RSV Lahn-Dill im Bundesliga-Gipfel gegen die RSB Thuringia Bulls an) gegen Bundesliga-Absteiger HAKRO Merlins Crailsheim kann Gießen wieder auf Rang drei emporklettern und hätte nach dem 80:78-Coup vom 2. November auch noch den direkten Vergleich gegen die Hohenloher gewonnen.
Außerdem spricht die bisherige Bilanz des Deutsch-Serben gegen das Team aus Baden-Württemberg eine klare Sprache. Einem 79:73-Erfolg im BBL-Pokal gegen die damals noch in Liga eins antretenden „Zauberer“ folgte eben jene starke Vorstellung der 46ers von vor viereinhalb Monaten, als die Samstag-Gäste nach zwischenzeitlichem Elf-Punkte-Rückstand (34.) am Ende noch glimpflich davonkamen.
Da auch Bayreuth-Unglücksrabe Kevin McClain, der die Niederlage in der Schlussphase mit zwei Aussetzern fast im Alleingang auf seine Kappe zu nehmen hatte, und Go-to-Guy Simon Krajcovic nicht immer einen solch rabenschwarzen Auftritt wie in Oberfranken sein Tagwerk nennt, ist „Frenki“ Ignjatovic überhaupt nicht bange vor dem Verfolgerduell, auf das er sich freut wie ein Schneekönig: „Crailsheim gehört zu den Top-Teams der Liga. Genau gegen solche Mannschaften wissen wir uns immer zu steigern. Ich glaube, es wird ein unterhaltsamer Abend für die Fans.“
Und Ignjatovic geht sogar noch einen Schritt weiter: „Wir werden in den kommenden drei Matches gegen Crailsheim, in Jena und gegen Trier alles aus uns herausholen. Das werden die Gradmesser schlechthin in dieser Saison. Danach wissen wir, wo wir stehen und wo wir hingehören. Abgerechnet wird aber erst zum Schluss. In dieser ausgeglichenen Liga ist bis zur letzten Minute alles drin.“
Zunächst jedoch heißt es, gegen die HAKRO Merlins Crailsheim, die von den letzten 16 Partien 14 gewonnen haben, wieder in die Spur zu finden. Gästetrainer David McCray, der lange bei den MHP Riesen Ludwigsburg als Assistent von John Patrick tätig war, schickt dabei die drittbeste Auswärtsmannschaft der Liga (10:3-Siege), die drittbeste Offensive und die viertbeste Defensive aufs Parkett. In der Statistik der wenigsten Ballverluste, die die 46ers klar anführt, liegt Crailsheim ebenso auf Platz drei, in der der eingesammelten Rebounds sind sie Vierter, Gießen indes Vorletzter.
„Sie haben eine hervorragende Defense, unter den Körben müssen wir uns etwas einfallen lassen“, verweist „Frenki“ Ignjatovic darauf, dass Mladen Vujic und Jonathan Maier, aber auch Viktor Kovacevic und Kapitän Robin Benzing gegen Daniel Keppeler, Gabriel de Oliveira und den erst Ende Januar verpflichteten Theo John gefordert sein werden. Der 26-jährige US-Center kam aus den Niederlanden von Donar Groningen. In seinem finalen College-Jahr in Duke unter Trainer Mike Krzyzewski, besser bekannt als „Coach K“, spielte er unter anderem mit den heutigen NBA-Stars Paolo Banchero (Orlando), Mark Williams (Charlotte) und Wendell Moore Jr. (Detroit) zusammen.
In Crailsheim ist Theo John wieder vereint mit Pointguard Vinnie Shahid, mit dem er in Minneapolis aufwuchs. Mit im Schnitt fast 17 Punkten und vier Assists gehört Shahid zu den herausragenden Spielmachern der ProA. Ebenfalls zu beachten im Merlins-Roster: Die US-Scharfschützen Devon Goodman (im Schnitt zwölf Punkte), Anthony Gaines (elf Zähler/neun Rebounds), Ladarien Griffin und Brock Gardner (beide neun Zähler) sowie Kapitän „Mo“ Stuckey, der im Alter von fast 35 noch immer für rund 20 Minuten und sieben Punkte zu haben ist.
„Es gibt für uns keine bessere Standortbestimmung wie den Samstagabend. Wir wollen Crailsheim Paroli bieten“, muss „Frenki“ Ignjatovic zwar noch immer auf Luis Figge (Außenbandanriss im linken Fußgelenk) verzichten, lässt dies aber nicht als Ausrede gelten: „Gerade zu Hause sind wir nicht zu unterschätzen. Das hat Crailsheim schon einmal hier erleben dürfen.“ Beim 46ers-Cheftrainer ist das Glas also wie gewohnt halb voll…
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