Gamechanger Robin Benzing
Erst drei Minuten vor Schluss können die GIESSEN 46ers die Partie gegen die ART Giants Düsseldorf noch in einen 92:85-Sieg umwandeln.
Am Ende war der Capitano, förmlich angestachelt durch ein Technisches Foul knapp zwei Minuten vor Schluss gegen ihn selbst, irgendwie der Gamechanger. Erst in Zeitnot und vor allem in bester Dirk-Nowitzki-Manier ein Fadeaway zum 86:81 (40.), dann ein Ballgewinn gegen Isaiah Hart, den Viktor Kovacevic per Tempogegenstoß zum 88:81 abschloss. Dass der so „Bestohlene“ dem serbischen Vollender gleich noch in der Luft eine saftige Watschen verpasste und dafür mit einem „Unsportlichen“ bestraft wurde, vergaß die Stehtribüne nicht. „Scheiß Verlierer …“ skandierten die Hardcore-Fans in Richtung der Gäste und ließen ihren Anführer hochleben.
„Robin Benzing ist der beste Mann …“ schallte es durch die Osthalle, so dass sich der 36-Jährige verbeugte und in Richtung der rot-weißen Wand winkte, wohl wissend, dass die Unterstützung in einer Partie, die lange auf der Kippe stand, lebensnotwendig war. „Es war ein ekliges Spiel, in dem wir aber bis zum Ende gekämpft und hart gearbeitet haben“, wusste der 167-fache Internationale nur zu gut, dass am Freitagabend Schönheitspreise vielleicht auf irgendwelchen Laufstegen, nicht aber in der Osthalle verteilt wurden.
37 Minuten lang hatten die GIESSEN 46ers am 26. Spieltag der BARMER 2. Basketball-Bundesliga ProA mächtig gezittert, gar manche Unzulänglichkeit durch einen hohen körperlichen Aufwand zu cachieren versucht und am Ende die ART Giants Düsseldorf mit 92:85 (45:45) förmlich niedergerungen. „Wir sind zurzeit verkrampft, die Niederlage von Nürnberg steckt uns in den Knochen, das Match gibt mir aber Hoffnung, dass wir uns in Richtung der Sonntag-Duells in Bayreuth rechtzeitig aus diesem Loch befreit haben“, blickte Robin Benzing wenige Minuten nach Spielende schon wieder guten Mutes in Richtung Oberfranken, wo sich dem Altmeister die Großchance bietet, sich vor dem Knüller gegen die punktgleichen HAKRO Merlins Crailsheim (Samstag, 15. März, 19 Uhr) endgültig in der Tabelle oben festzusetzen.
Robin Benzing, nicht nur ob seines Gardemaßes Leader, Kopf und am Freitag auch Go-to-Guy der Lahnstädter, hatte in der halben Stunde seines Wirkens zwar keine optimalen Werte, traf nur drei seiner zehn Versuche aus dem Feld, war aber immer da, wenn es galt. Schließlich hatte Regisseur Simon Krajcovic seinen schwächsten Auftritt, seit er im Sommer 2023 aus Bremerhaven nach Mittelhessen wechselte. „Ich kann mich jedenfalls an kein Spiel erinnern, dass wir gewonnen haben mit einer solch katastrophalen Statistik von Simon“, war 46ers-Cheftrainer „Frenki“ Ignjatovic zwar wenig angetan von der nur 14-prozentigen Trefferquote und den nur drei Assists des Slowaken, wusste aber, dass andere in die Bresche gesprungen waren.
Aiden Warnholtz beispielsweise, der nach zuletzt eher überschaubaren Auftritten mit zwölf Punkten im Schlussabschnitt das entscheidende Halali zur Aufholjagd nach einem 65:68-Rückstand nach 30 Minuten gegeben hatte.
Kyle Castlin beispielsweise, der unauffällig wie eine Raubkatze über das Parkett huschte und immer dann bissig zur Stelle war, als es draufankam. Dass das Spektakulum des Abends wie beim 23:20 (9.), als er unter dem Düsseldorfer Korb und unter zahlreichen nassgeschwitzten ART-Achseln durchtauchte und die Kugel in die Reise streichelte, verstand sich von selbst.
Kevin McClain beispielsweise, der vor Selbstvertrauen nur so sprühte, was selbst der Ball, der beim Dreier zum 82:78 (36.) gefühlt einige Sekunden auf dem Ring hin und her zappelte, ehe er sich dazu entschied, ins Netz zu trudeln, anerkennen musste.
Mladen Vujic beispielsweise, der in nur 13 Minuten Einsatzzeit immerhin zehn Zähler beisteuerte und mit seinem mächtigen Ruder obendrein dafür verantwortlich zeichnete, dass die Big Man der Gäste wie Emil Marshall und Alexander Richardson früh in Foulprobleme kamen.
„Am Ende haben wir dann noch einen Weg gefunden, Düsseldorf zu knacken“, war Branislav Ignjatovic beseelt von einem mit 27:17 gewonnenen Schlussabschnitt. „So zurückzukommen ist eine Sache des Charakters.“
Einen sehr positiven bescheinigte auch Gästetrainer „Cha Cha“ Zazai, der an alter Wirkungsstätte mit Sprechchören begrüßt und verabschiedet wurde, den Seinen. „Was wir in Gießen gezeigt haben, war überragend. Wir haben diese Konstanz nur in den letzten drei Minuten nicht mehr halten können, sonst hätten wir die Osthalle als Sieger verlassen“, musste der 38-Jährige, den Tränen nahe, einige Sekunden innehalten, um seine Gefühlslage einzuordnen.
Verbale Unterstützung bekam der Deutsch-Afghane von Robin Benzing, der den Giants eine starke Vorstellung bescheinigte: „Sie haben teilweise gespielt, als stünden sie auf Platz drei und nicht wir!“ Zumindest 37 Minuten lang. Eben bis der Capitano zum Gamechanger avancierte …
Gießen: Warnholtz (14), Heyne (n.e.), Castlin (19), McClain (22), Benzing (12), Maier (5), Müsse (n.e.), Nyama (2), Kovacevic (5), Vujic (10), Krajcovic (3), Brauner.
Düsseldorf: Hart (23), Tucker (1), Teichmann (4), Richardson (10), Okpara (n.e.), Henry-McCalla (10), Sanni (9), Marshall (4), Reischel (6), Spearman (18).
UND SONST NOCH …
- Unsere Starter: Kyle Castlin, Kevin McClain, Robin Benzing, Mladen Vujic, Simon Krajcovic.
- Unser Konditions-Wunder: Kevin McClain (35:14 Minuten).
- Unser stärkster Rebounder: Viktor Kovacevic (6).
- Unser erfolgreichster Passgeber: Robin Benzing (6).
- Unsere höchste Führung: 27:20, 10. Minute.
- Unsere erfolgreichste Serie: 9:0 zum 27:20, 10. Minute.
- Unsere emotionalen Beobachter: 2218 Zuschauer in der Osthalle.
- Unser nächster Auftritt: Sonntag, 9. März, 15 Uhr beim BBC Bayreuth.
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