Nach dem Sehtest braucht es Durchblick
Am Freitag gegen Düsseldorf und am Sonntag in Bayreuth wollen die GIESSEN 46ers die Playoffs nicht aus den Augen verlieren.
Nein, dass der eine oder andere beim in dieser Woche durchgeführten Sehtest nicht seine – sagen wir mal – „Bestform“ an den Mikroskopen ablieferte, sollte weder als Ausrede noch als Erklärung herhalten dürfen. Doch klar ist auch: Nach dem mäßigen Auftritt beim 71:77 als Gast der Nürnberg Falcons ist am Wochenende Durchblick gefragt, wollen die GIESSEN 46ers die eigentlich schon sicher geglaubten Playoffs nicht aus den Augen verlieren. Am Freitag (20 Uhr) gegen die ART Giants Düsseldorf ebenso wie am Sonntag (15 Uhr) beim BBC Bayreuth.
„Ich erwarte eine Reaktion von meiner Mannschaft“, hat Cheftrainer „Frenki“ Ignjatovic in der Halle, aber auch bei der Videoanalyse, die von ihm etwas lautstarker als gewohnt begleitet wurde, nichts unversucht gelassen, um seinen Männern die Unzulänglichkeiten des Samstagabends noch einmal darzulegen, aber auch um ihnen die Bedeutung des Doppelspieltags zu erläutern. „Wenn wir beide Partien gewinnen, dann wären wir mit einem blauen Auge davongekommen“, weiß der Deutsch-Serbe natürlich gut, dass nach zuletzt 6:1-Siegen und Rang drei das Momentum auf Seiten des Altmeisters liegt.
Mit weiteren Erfolgserlebnissen gegen den Rang-16. und beim Tabellen-13. könnte Gießen den dann folgenden Topspielen gegen Crailsheim, in Jena und gegen Trier ein wenig entspannter entgegensehen. „Haben wir aber erneut einen Ausrutscher, stehen wir unter Druck“, so der 58-Jährige, der gebetsmühlenartig darauf verweist, dass in der BARMER 2. Basketball-Bundesliga ProA jeder jeden schlagen kann. Was sowohl die Rheinländer als auch die Wagnerstädter schon einige Male bewiesen haben.
Dass Düsseldorf am Freitag mit dem ehemaligen Gießener Pointguard Achmadschah Zazai auf der Trainerbank antritt, hat einen gewissen Reiz. Der nicht nur darin begründet liegt, dass der Deutsch-Afghane die „Giganten“ nach sieben Niederlagen aus den ersten sieben Saisonspielen unter Ex-Coach Andac Yapicier inzwischen in eine Position geführt hat, die Hoffnungen auf den Klassenerhalt schürt. „Die steigen nie im Leben ab, das Team ist viel zu gut besetzt“, schätzt „Frenki“ Ignjatovic den Gast aus der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt stärker ein, als es die derzeitige Position des Tableaus verrät.
Zazai gelangen sechs Siege bei zwölf Niederlagen, von denen zumindest das 92:83 gegen Münster oder das 73:61 in Bremerhaven beeindruckten. Da die Giants auch bei der Overtime-Niederlage in Kirchheim (83:86) oder bei den engen Partien gegen Hagen (76:88) und in Trier (92:99) lange mithielten, spricht der 46ers-Übungsleiter von einem Team, „gegen das wir gut beraten sind, es nicht zu unterschätzen.“
Zumal sich das Düsseldorfer Gesicht nach der 51:102-Abfuhr gegen Gießen am 19. Oktober im Castello merklich verändert hat. Neben Zazai gehören inzwischen auch der aus Uruguay gekommene US-Forward Justin Tucker, der ehemalige Kirchheimer Forward Kayne Henry und der zuletzt in Marokko aktive US-Guard Brandon Spearman, der stets in der Lage ist, zweistellig zu scoren, zum ART-Aufgebot. Außerdem steht der bei der Rekordpleite verletzte Scharfschütze Ajare Sanni, der bei seinem Liga-Debüt gegen Tübingen gleich mal 41 Zähler einstreute, wieder zur Verfügung. Zusammen mit dem aus Dresden gekommenen Grant Teichmann, Regisseur Isaiah Hart, dem im Nachwuchsprogramm der Frankfurt Skyliners ausgebildeten Alexander Richardson, Guard Emil Marschall oder dem Schweden Felix Edwardsson verfügt „Cha Cha“ Zazai über eine Mischung, die laut „Frenki“ Ignjatovic „zu beachten“ sein wird.
Nicht nur gegen Düsseldorf, sondern auch 43 Stunden später als Gast des Ex-Bundesligisten BBC Bayreuth erwartet der Deutsch-Serbe von seinen Jungs „eine deutliche Leistungssteigerung“ gegenüber dem Nürnberg-Auftritt, der Ignjatovic nach eigener Aussage „entsetzt“ hat. „Ich habe mir nie im Leben vorstellen können, dass wir uns nach davor sechs Siegen mit so wenig Selbstvertrauen präsentieren könnten.“
Mit den Oberfranken wartet ein Team auf die 46ers, das wie Düsseldorf ebenfalls nicht frei von Sorgen ist, das aber zwei Siege mehr auf dem Konto hat als die Rheinländer. „Sie liegen hinter ihren Erwartungen, das macht sie so gefährlich. Bayreuth ist jedenfalls das deutlich stärkere Team als Nürnberg“, hat der Gießener Cheftrainer seinen Jungs noch einmal vermittelt, dass er bei der zweiten Franken-Reise innerhalb von nur acht Tagen mehr erwartet als in der Heimatstadt des bayrischen Ministerpräsidenten Markus Söder, in der alle vier 46ers-Guards schwach performten und nur drei von 19 getroffenen Dreiern, acht ausgelassene Freiwürfe und 46 Hausherren-Punkte in Halbzeit eins nicht jenem Anspruch entsprachen, der Gießen nicht nur in die Playoffs, sondern möglichst auch zu einem Heimvorteil in dessen Viertelfinale führen soll.
„Zunächst aber gilt mein Fokus einzig und alleine Düsseldorf“, wird Branislav Ignjatovic den Samstag zwischen den beiden Partien dazu nutzen, seine Jungs den Ball ein wenig bewegen zu lassen und ihnen am Bildschirm das aufzuzeigen, was den BBC in dieser Saison ausgezeichnet hat. Nämlich die siebtstärkste Offensive, die in Person von DeMarcus Demonia auch einen Namen trägt. Der 25-jährige Texaner gehört mit knapp 20 Punkten pro Partie zu den Topscorern der gesamten ProA. Auch seine im Schnitt gut sechs Rebounds können sich sehen lassen. „Wenn wir Demonia wie schon im Hinspiel kontrollieren können, ist das wahrscheinlich die halbe Miete“, glaubt Ignjatovic den Schlüssel des Erfolges zu kennen.
Der 58-Jährige weiß aber auch, dass auch die Big Man Nat Diallo und Vin Baker sowie Guard Three Horn jederzeit ein Double-Double auflegen können, der Ex-Gießener Dejan Kovacevic unter beiden Körben eine echte Kante ist und Lenny Liedtke immer mal zweitstellig punkten kann. „In Bayreuth ist alles offen“, erwartet „Frenki“ Ignjatovic wie auch schon gegen Düsseldorf Durchblick von seinen Jungs. Allemal nach dem Sehtest vom Montag…
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