ProB & EuroLeague
Die Hinrunde ist abgeschlossen und ihr seid schon in die Rückrunde gestartet. Haben sich deine Erwartungen bis jetzt erfüllt oder gab es Überraschungen? Bist du zufrieden mit der bisherigen Saison?
Sepehr Tarrah: Ja, absolut. Ehrlich gesagt wurden meine Erwartungen sogar übertroffen. Vor der Saison waren wir unsicher, wie konkurrenzfähig wir nach den Umbrüchen der letzten Jahre sein würden. Wir haben viele junge Talente integriert, die jetzt reif genug für die ProB sind. Ich bin positiv überrascht, dass wir sowohl die Talente fördern als auch Spiele gewinnen können. Es war immer ein schmaler Grat zwischen Entwicklung und Ligaverbleib, aber bislang gelingt uns dieser Spagat.
Gab es in der Teamdynamik dieser Saison etwas Auffälliges? Haben sich Schlüsselspieler hervorgetan oder unerwartete Leistungen gezeigt?
Sepehr Tarrah Es ist weniger ein einzelner Spieler als vielmehr das gesamte Teamgefühl, das herausragt. Die Jungs passen einfach zueinander und spielen gerne miteinander. Unser Basketball ist extrem teamorientiert. Selbst Spieler wie Bruno, der oft als dominante Scorer wahrgenommen wird, bindet die anderen hervorragend ein. Die Teamchemie war früher oft ein Problem, da wir lange brauchten, um als Einheit zusammenzuwachsen. Den Fakt ist, die ProB-Mannschaft setzt sich aus Spielern aus verschiedenen Pools zusammen, was es immer schwierig macht, ein richtig starkes Team zu bilden. Dieses Jahr war das von Anfang an anders.
Hat sich euer Spielstil im Vergleich zur letzten Saison geändert?
Sepehr Tarrah: Nein, eigentlich nicht. Ich stehe für einen klaren Spielstil, den wir auch als Klub verfolgen, und wir möchten die Jungs entsprechend entwickeln. Viele von ihnen möchten wir natürlich auch in unserer eigenen Mannschaft sehen, und daher haben wir eine klare Ausrichtung des Spiels. Allerdings setzen wir stärker auf Team-Basketball. Früher konnten Einzelspieler ein Spiel entscheiden, heute ist der moderne, europäische Stil mit starkem Fokus auf Teamarbeit für uns effektiver.
Wie integrierst du deine jungen Talente und welche Rolle spielt die ProB in ihrer Entwicklung?
Sepehr Tarrah Die ProB ist enorm wichtig für unsere Talente, da sie hier auf einem Level spielen, das weder zu hoch noch zu niedrig ist. Sie messen sich mit Profis, lernen dabei ihre Grenzen kennen, können Fehler machen und aus ihnen wachsen. Wir geben ihnen Spielzeit und lassen sie Erfahrungen sammeln. Fehler sind erlaubt, solange sie daraus lernen und sich weiterentwickeln. Die Spielzeit auf dem Feld ist die wichtigste Entwicklungsmaßnahme und das höchste Gut, das wir ihnen geben können.
Was sind eure Ziele mit den Juniors – sowohl als Team als auch individuell?
Sepehr Tarrah: Als Team wollen wir die Playoffs erreichen – ein Ziel, das sich die Mannschaft selbst gesetzt hat. Klubintern ist unser Hauptziel der Ligaverbleib, um auch in den kommenden Jahren junge Talente fördern zu können. Individuell verfolgen wir klare Entwicklungspläne für unsere Spieler. Einige sollen langfristig in unserer Organisation bleiben, während andere ihren Weg in der BBL oder bei anderen Vereinen finden könnten.
Ganz anderes Thema: Du entwickelst dich ja auch weiter und bist dieses Jahr bei der EuroLeague Coaches Academy dabei. Kannst du uns erklären, was das ist und wie das Programm aussieht?
Sepehr Tarrah: Ja, gerne. Die Academy wurde vor etwa fünf Jahren ins Leben gerufen, und ich bin jetzt Teil der fünften Generation. Es handelt sich um ein siebenmonatiges Programm, das junge Coaches aus der ganzen Welt zusammenbringt. Ziel ist es, sich weiterzubilden, zu vernetzen und voneinander zu lernen. Dieses Jahr sind knapp 150 Coaches aus rund 50 Ländern dabei – eine Plattform, die es in dieser Form kaum woanders gibt.
Das klingt spannend! Wie läuft dieses Programm ab?
Sepehr Tarrah: Der Hauptteil besteht aus über 300 Stunden Online-Kursen, die über die sieben Monate verteilt sind. Es gibt im Schnitt zwei Sitzungen pro Woche. Die Themen reichen von allgemeinen Grundlagen wie Anatomie und Biologie bis hin zu sehr spezifischen Basketball-Inhalten, die von EuroLeague-Coaches oder ehemaligen Head-Coaches geleitet werden. Es ist wirklich ein breites Spektrum, das sowohl theoretisches Wissen als auch praktische Ansätze vermittelt.
Gibt es auch Präsenzveranstaltungen oder praktische Teile?
Sepehr Tarrah: Ja, zwei Highlights sind die Practice Week und der Abschlusskongress in Athen. Während der Practice Week, die für mich Ende Februar stattfindet, können wir eine Woche bei einem EuroLeague-Club verbringen. Ich werde zu Roter Stern Belgrad reisen und dort Trainings, Spiele und den gesamten Arbeitsalltag hautnah miterleben. Es ist auch eine tolle Gelegenheit, mit anderen Coaches aus verschiedenen Ländern, wie etwa Griechenland, Tunesien oder Schweden, direkt zusammenzuarbeiten.
Und der Kongress in Athen?
Sepehr Tarrah: Der Kongress findet am Ende des Programms statt und ist sozusagen das große Finale. Es ist ein riesiger Event mit Coach-Clinics, Vorträgen und Networking-Möglichkeiten. Dort kommen alle Teilnehmer zusammen, was die perfekte Gelegenheit ist, sich auszutauschen und von den besten Coaches der Euroleague zu lernen.
Das klingt großartig! Deine Woche in Belgrad wird sicher ein Highlight.
Sepehr Tarrah: Absolut, darauf freue ich mich besonders. Es ist eine einzigartige Chance, sich intensiv weiterzuentwickeln, Kontakte zu knüpfen und neue Perspektiven auf den Sport zu gewinnen.
Vielen Dank für die spannenden Einblicke! Ich denke, nach deinem Aufenthalt in Belgrad sollten wir auf jeden Fall nochmal sprechen.
Sepehr Tarrah: Sehr gerne, ich freue mich schon darauf!