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Das Recht auf einen schlechten Tag

Bei der 78:85-Niederlage gegen die Uni Baskets Münster spielen die GIESSEN 46ers so, wie sich ihr erkrankter Coach „Frenki“ Ignjatovic fühlte.

Es war einer jener Abende, an denen die Anhänger das Gefühl nicht loswurden, die Mannschaft könne noch bis in die frühen Morgenstunden spielen, ohne jemals etwas zu reißen. Frust statt Lust. Niedergeschlagenheit statt Ausgelassenheit. Gesenkte Köpfe statt hochgerissener Arme. Am Ende einer Woche, in der mehrere familieninterne Trauerfälle und gesundheitliche Rückschläge verständlicherweise für keine gute Stimmung gesorgt hatten, fielen Feierlichkeiten, wie sie normalerweise nach Jubiläen oder Geburtstagen üblich sind, komplett ins Wasser.

Denn das 100. Pflichtspiel, in dem Cheftrainer „Frenki“ Ignjatovic und sein Assistent Nikola Stanic für die GIESSEN 46ers an der Seitenlinie standen (beziehungsweise saßen), war eher eines zum Vergessen. Eines, das sicher nicht in irgendwelchen Chroniken Einzug halten wird. Aber immerhin eines, nach dem so mancher der Protagonisten sein Innerstes nach außen kehrte.

 Wie Jonathan Maier. „Keiner geht raus und möchte schlecht spielen. Niemals! Wir aber müssen auch einmal das Recht auf einen schlechten Tag haben. Das gilt übrigens aus meiner Sicht uneingeschränkt für uns als Mannschaft, aber auch für das Trainerteam“, reagierte der Center (eher unbewusst) auf die Worte seines Coaches, der Minuten zuvor in der Pressekonferenz noch die Schuld für die 78:85 (40:45)-Niederlage zum Rückrundenauftakt der BARMER 2. Basketball-Bundesliga ProA gegen die Uni Baskets Münster auf seine Schultern geladen hatte.

Eine hartnäckige Grippe hatte Branislav Ignjatovic seit Mitte der Woche niedergestreckt. Was für den Serben aber nicht als Ausrede taugte. Zwar packte der 58-Jährige seine Jungs direkt nach Spielende und länger als sonst üblich nicht eben in Watte, machte die zweite Heimniederlage dieser Saison dann aber an seiner Person fest. „Ich habe mehrfach im Training gefehlt und konnte deshalb die Fehler, die wir bei der Niederlage in Hagen gemacht haben, nicht ausreichend korrigieren“, war der Mann aus Belgrad ob seines Fiebers, das ihn auch am Spieltag noch begleitete, sowie der dünnen Vorstellung der Seinen mächtig verstimmt. „Die Mannschaft hat so gespielt, wie ich mich fühle …“

Nämlich abermals mit einer eher ausbaufähigen Trefferquote, einem schlechten Ballhandling und vor allem einem dürftigen Foulmanagement, was den Hausherren am Ende eines Vorrundenauftaktes, für den sie sich so viel vorgenommen hatten, das Genick brach. Da auch noch Energizer Luis Figge krank passen musste und Kyle Castlin zwischenzeitlich umgeknickt und minutenlang auf dem Parkett liegengeblieben war, ehe er sich schließlich mit schmerzverzerrtem Gesicht nach einer Behandlungspause wieder ins Getümmel warf, war den Gästen aus dem Münsterland irgendwie nicht beizukommen.

„Wir haben wirklich alles versucht, es hat am Ende aber nicht gereicht“, stand auch Mladen Vujic die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. Der Center hatte mit 21 Punkten bei einer 80-prozentigen Trefferquote sowie im mitreißenden Infight gegen Jonas Weitzel und Adam Touray auf sich aufmerksam gemacht. Er hatte den Ball gefordert und sich mit seinem mächtigen Körper nicht nur Platz verschafft, sondern auch Respekt geschaffen. Er hatte darüber hinaus Selbstbewusstsein demonstriert und die Stehtribüne animiert. Doch selbst von der Gießener Aufholjagd gegen Ende des dritten Viertels, die höchstpersönlich die Handschrift des 26-Jährigen trug, ließen sich die Männer vom Aasee nicht beeindrucken.

„Wir haben alles gegeben, haben uns nie aus der Ruhe bringen lassen und sind sehr konzentriert aufgetreten“, fasste Uni-Trainer Götz Rohdewald die Vorstellung seiner ohne Kapitän Cosmo Grühn, der in einigen Wochen wieder zur Verfügung stehen wird, angetretenen Mannschaft zusammen, die spätestens nach dem fünften Foul gegen 46ers-Kapitän Robin Benzing (60:71, 34.) sowie einem „T“ gegen die Gießener Bank (60:73, 35.) nicht mehr zu stoppen war. Beim 76:60 und zwei verwandelten Freiwürfen durch Adam Touray hatte Münster dem Altmeister fünf Minuten vor dem Ende den Stecker gezogen. Viktor Ziring verkürzte per Dreier zwar noch einmal auf 70:78 (38.) und Maskottchen Fabius rief in einer abermaligen Auszeit per Flagge zur „Attacke“ auf, doch als die aus Gießener Sicht nicht immer glücklich agierenden Refs statt auf Foul gegen Timetric Hodges zu erkennen Viktor Ziring selbiges anlasteten, war es um die Stimmung in der Osthalle, aber auch um das Team endgültig geschehen. 

„Momentan läuft es bei uns leider nicht in die richtige Richtung“, bekam „Frenki“ Ignjatovic ob seiner belegten Stimme kaum mehr ein Wort heraus. Die zweite Niederlage in Folge, nur ein Treffer bei elf Versuchen von Kevin McClain, nur zwei von acht versenkten Würfen aus Downtown von Simon Krajcovic und keine Treffer beziehungsweise keine Versuche von Kyle Castlin sowie Robin Benzing aus der Nahdistanz hatten dem Coach bei seinem 100. Pflichtspieleinsatz kräftig die Laune verhagelt. Ohne sich noch einmal im VIP-Raum oder bei den Fans blicken zu lassen, schnappte er sich den vor dem Match von Geschäftsführer Guido Heerstraß überreichten Bilderrahmen mit seinem Jubiläumstrikot, um schnell nach Hause zu kommen und sich wieder ins Bett zu legen.

„Wir gewinnen und wir verlieren zusammen. Natürlich sind wir alle enttäuscht, wir haben aber noch viele Gelegenheiten, diese Niederlage zu korrigieren“, wollte Jonathan Maier den Rückschlag im Playoff-Kampf nicht abhaken, „ihn aber analysieren und daraus die richtigen Schlüsse ziehen.“ 

Damit am Freitag in Dresden wieder Lust statt Frust, Ausgelassenheit statt Niedergeschlagenheit und hochgerissene Arme statt gesenkter Köpfe zu sehen sind.

Gießen: Ziring (3), Castlin (11), McClain (3), Benzing (8), Maier (5), Müsse (n.e.), Nyama, Kovacevic (8), Vujic (21), Krajcovic (19). 

Münster: Hodges (14), Günther (7), Weß (10), Groce (2), Jawara (19), Ferber (7), Pahnke (n.e.), Touray (14), Stampley (8), Weitzel (4).

UND SONST NOCH …

  • Unsere Starter: Kyle Castlin, Kevin McClain, Jonathan Maier, Viktor Kovacevic, Simon Krajcovic.
  • Unser Konditions-Wunder: Simon Krajcovic (35:24 Minuten).
  • Unser stärkster Rebounder: Simon Krajcovic (7).
  • Unser erfolgreichster Passgeber: Simon Krajcovic (7).
  • Unsere höchste Führung: 4:0, 2. Minute.
  • Unsere erfolgreichste Serie: 8:0 zum 38:37, 18. Minute.
  • Unsere emotionalen Beobachter: 2247 Zuschauer in der Osthalle.
  • Unser nächster Auftritt: Freitag, 17. Januar, 19 Uhr bei den Dresden Titans.

Der Beitrag Das Recht auf einen schlechten Tag erschien zuerst auf GIESSEN 46ers.

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