Basketball
News melden
Nachrichten

„Ich bin nie mit mir zufrieden“

0 6

46ers-Kapitän Robin Benzing über die Vorrunde, seine Pläne und die Playoffs.

Natürlich wird die Statistik im Herbst einer Karriere etwas überschaubarer. Nur noch 22 statt 25 Minuten auf dem Parkett wie noch 2023/24. Im Schnitt drei Punkte und ein Rebound weniger, dafür mehr Assists: Doch Robin Benzing ist auch in seiner zweiten Saison im Trikot der GIESSEN 46ers mit sich im Reinen, denn: Er gibt dem Team noch immer viel. Mehr jedenfalls, als es jeder Statistikbogen aussagt: Motivation, Teamgeist, hier mal ein Pass zum mit der Zunge schnalzen, da mal stoische Ruhe an der Freiwurflinie, hier mal ein Dreier, den sonst niemand nehmen würde. Und Glanz in einer sonst eher tristen Hütte.

Wer 167 Länderspiele auf dem Buckel und in der Türkei, Italien, Spanien, Uruguay und bei großen deutschen Clubs wie ratiopharm Ulm und den Münchner Bayern seinen Mann gestanden hat, ist bei einem Club aus der BARMER 2. Basketball-Bundesliga ProA unverzichtbar. Grund genug, den 35-jährigen Kapitän des Altmeisters kurz vor dem Rückrundenstart am Samstag (19 Uhr) gegen die Uni Baskets Münster zur Vorrunde, zu seinen Plänen und zu den Playoffs zu befragen … 

Robin, die Hälfte der Saison ist gespielt. Wie fällt deine Vorrunden-Bilanz, das Team betreffend, aus? 

Wir sind voll im Soll, elf Siege sind nicht schlecht. Es gab leider einige toughe Niederlage, die nicht hätten sein müssen, gerade aber zu Hause haben wir unseren Job gemacht und nur gegen Spitzenreiter Jena verloren. Im Großen und Ganzen war die erste Hälfte o.k.

Und wie bist du mit dir selbst zufrieden?

Ich bin nie mit mir zufrieden. Ich habe nicht schlecht gespielt, kann dem Team aber noch mehr geben. Meine Rolle in dieser Saison ist eine andere, als Kapitän und Leader bin ich aber weiter ein Anker für viele. Das Team bekommt von mir Sicherheit und Ruhe, wenn ich auf dem Feld stehe. Das sind alles Dinge, die nicht unbedingt in einem Statistik-Bogen zu sehen sind. Ich versuche weiterhin, auch trotz meines fortgeschrittenen Alters der Mannschaft zu helfen.

Zuletzt änderte sich deine Rolle und du kamst vermehrt von der Bank, statt zu starten. Wie schwer fällt dir das?

Damit habe ich null Probleme, schließlich bin ich des Öfteren in meiner Karriere schon von der Bank gekommen. Es ist eine Veränderung, aber ich habe diese Rolle angenommen und keinen Stress mit ihr. Das Wichtigste für mich ist, dass wir erfolgreich spielen, egal ob ich starte oder erst später das Parkett betrete.

Was kannst du dem Team noch geben?

In jedem Fall Erfahrung, Ruhe und Sicherheit. Natürlich kann ich noch mehr scoren, meine Quoten könnten besser sein. Aber ich denke, ich mache einen guten Job. Ich führe die Jungs, viele junge Spieler hören auf mich und profitieren von mir. Das Team braucht nicht immer 20 Punkte von mir, die Jungs brauchen aber meine Spielkontrolle, meine Übersicht. Sie wissen, wann ich mal ein taktisches Foul einstreue, sie wissen aber auch, wann sie von mit mal einen Pass bekommen, den nicht jeder spielen kann. Die Minuten in der Mannschaft sind in dieser Saison breiter verteilt, nicht alle Systeme laufen über mich, das ist völlig in Ordnung.

Nach über 18 Profi-Jahren befindest du dich mit 35 natürlich im Herbst deiner Karriere. Ist es hart, sich das einzugestehen?

Es ist schwierig, denn Basketball ist und war mein Leben. Ich weiß das und akzeptiere es, es ist aber schwer, das gebe ich gerne zu. Ich liebe die Arbeit, ich realisiere aber zusehends, dass dieses Leben endlich ist. Ich bin am Ende meiner Karriere, das ist zugleich aber auch spannend, weil nach der Karriere ein anderer Abschnitt beginnt. 

Wie sieht dein Plan für die Zukunft aus?

Ich glaube, dass ich ein unglaubliches Netzwerk habe. Die Menschen kennen mich in der Basketball-Welt, es wäre also für mich durchaus sinnvoll und clever, dem Sport erhalten zu bleiben. Ob ich als Headcoach durchstarten möchte, weiß ich noch nicht genau. Aber einen Job als Individual-Trainer, beispielsweise in der NBA, könnte ich mir sehr gut vorstellen, die sind in den Staaten sehr gefragt. Ich war nie der schnellste Spieler, ich habe aber durch Basics wie Beinarbeit viel an mir gearbeitet. Gerade in diesem Bereich kann ich anderen viel geben. Heute gibt es große Spieler, die gut werfen können, die aber Hilfe benötigen. Dort könnte meine Zukunft liegen.

Kannst du dir vorstellen, auch nach deiner aktiven Zeit bei den 46ers zu bleiben? Wenn ja, in welcher Funktion?

Stand heute schließe ich nichts aus. Meine Richtung scheint aber eher ins Ausland zu gehen. In Amerika liegt der Fokus auf dem Job des Players-Development-Coach, das hat sich hier in Deutschland noch nicht so richtig durchgesetzt. Mein Traum war immer die NBA, die ich als Profi leider nie erreicht habe. Vielleicht schaffe ich es ja nach meiner Karriere in einer solchen Rolle.

Sind die 46ers reif für die BBL?

Das ist ein echt schwieriges Thema. Die Mannschaft ist reif für die Bundesliga, auch wenn wir uns natürlich immer Beispiele wie das der Tigers Tübingen, die letztes Jahr gleich wieder nach unten durchgereicht wurden, vor Augen führen müssen. Vielleicht sind viele unserer Fans ja auch mit der ProA zufrieden, weil wir dort mehr Siege feiern können. Ich weiß es ehrlich gesagt nicht so genau. In die BBL zurückzukehren, ist sportlich immer machbar, aber extrem hart.

Ist die Stadt reif für die BBL?

Die Hallensituation spricht dagegen, da müssen wir ehrlich bleiben. Die altehrwürdige Gießener Osthalle ist über dem Zenit. Auch wenn ich nicht so ganz inside bin, so denke ich beurteilen zu können, dass die gesamte Infrastruktur der 46ers ausbaufähig ist. Schließlich sind die Anforderungen für einen Aufstieg inzwischen so groß geworden, dass sich viel tun müsste, um nach oben zu kommen.

Riskiere bitte noch einen abschließenden Blick auf Ende April: Die 46ers treffen als Wievielter der Hauptrunde in den Playoffs auf wen?

Die Liga ist extrem eng, Jena und Trier scheinen mir derzeit zu souverän und konstant, sie werden wohl auf den ersten beiden Plätzen bleiben. Zwischen drei und acht geht es aber heißt her. Ich hoffe, dass wir in der Endabrechnung als Vierter Heimrecht im Playoff-Viertelfinale bekommen könnten, das wäre das Non plus ultra.

Der Beitrag „Ich bin nie mit mir zufrieden“ erschien zuerst auf GIESSEN 46ers.

Comments

Комментарии для сайта Cackle
Загрузка...

More news:

Read on Sportsweek.org:

Basketball Club Anhalt e.V.
Basketball Club Anhalt e.V.
BG 74 Göttingen e.V.
HC Rot-Weiß München e.V.
Deutscher Basketball Bund

Andere Sportarten

Sponsored