Der erste von sieben Knallern
Mit den Uni Baskets Münster empfangen die GIESSEN 46ers am Samstag (19 Uhr) einen heißen Playoff-Kandidaten.
„Frenki“ Ignjatovic war in den letzten Tagen schlecht bei Stimme. Halsschmerzen. Gliederschmerzen. Kopfschmerzen. All das also, was niemand braucht, sich aber fast jeder mal in einem deutschen Winter einfängt. Die einen in seinem Team spotteten, er solle lieber mal wieder Fleisch essen, nachdem er als orthodoxer Christ bis Dienstag sechs Wochen lang gefastet hatte. Die anderen machten das eher durchschnittliche Auftreten am Sonntag in Hagen für sein mangelndes Wohlbefinden verantwortlich; die 80:83-Niederlage in der Ischelandhalle habe dem Cheftrainer der GIESSEN 46ers wohl den Rest gegeben habe.
Da in jeder Ironie ein Fünkchen Wahrheit steckt: Eineinhalb Monate auf Rinderrouladen, Kalbsgeschnetzeltes und Wiener Schnitzel zu verzichten, tat dem 58-Jährigen nach eigenem Bekunden gut. Sieben Kilo, zu munkeln Insider, habe die Waage in seinem Badezimmer in Ober-Ramstadt weniger angezeigt als noch im November. Dass der Auftritt an der Volme ihm auf die Gesundheit geschlagen habe, ist ebenfalls ein Gerücht. Ein bösartiges sogar. Doch zufrieden mit dem Dargebotenen, das war der Serbe nun mal wirklich nicht. Und wer ihn kennt, der weiß, dass ihm solche Auftritte schlaflose Nächte bereiten, ihm also durchaus in den Knochen hängen bleiben.
„Eines ist klar: Wir sollten schnellstmöglich das verbessern, was in Hagen schiefgelaufen ist“, haben Ignjatovic und sein Assistent Nikola Stanic der Truppe nach zwei Tagen trainingsfrei am Mittwochmorgen per Videoanalyse noch einmal vor Augen geführt, was in Hagen nicht funktionierte: Tempogegenstöße nach schnellen Ballgewinnen, das Foulmanagement sowie die Schussquote waren für das Trainergespann verantwortlich dafür, dass es für den Altmeister auch in der dritten Unterhaus-Saison nacheinander im südlichen Westfalen nichts zu holen gab. „Gerade unsere erfahrenen Spieler wissen, was passiert ist. Ihre Reaktion ist meist grandios, sie wollen eine Scharte so schnell wie möglich ausmerzen“, hat Branislav Ignjatovic inzwischen den Fokus auf den Rückrundenstart an diesem Samstag gelegt.
Wenn ab 19 Uhr die Uni Baskets Münster in der Osthalle gastieren, dann ist dies nicht nur der Auftakt zu sieben hochinteressanten Spitzenspielen, in denen sich an der Lahn Playoff-Aspiranten der BARMER 2. Basketball-Bundesliga ProA gegenüberstehen, sondern die Partie bietet den 46ers auch die Möglichkeit zur Revanche für die äußerst unglückliche 90:91-Niederlage am dritten Spieltag. Zur Erinnerung: Am 5. Oktober hatte Center Mladen Vujic ein scharfes Zuspiel des damals seine Premiere feiernden Kevin McClain nicht kontrollieren können. Kapitän Robin Benzing sprach von „einer ganz bitteren Pille.“ Und „Frenki“ Ignjatovic behauptete: „Wenn Mladen den Ball festhält, gehen wir als Sieger vom Parkett.“
Der knappe Erfolg gegen Gießen bedeutete für Münster vor wenigen Monaten den dritten Erfolg im dritten Match, dem die Männer vom Aasee weitere folgen ließen. Nach neun Spieltagen lagen sie mit 8:1-Siegen auf Tabellenplatz zwei, inzwischen sind sie mit Gießen bei elf Siegen und sechs Niederlagen punktgleich. Nach nur einem Erfolg aus sechs Partien im Dezember meldeten sie sich mit einem 85:83 bei RASTA Vechta II und einem 76:66 gegen die auch im 13. Match in Serie sieglosen Artland Dragons zurück im Playoff-Geschäft.
„Münster hatte erst einmal den Ausfall von Cosmo Grühn zu verkraften. Dadurch mussten sie ihre Rotation umstellen, was ihnen zu schaffen machte“, glaubt Branislav Ignjatovic die Gründe für die zwischenzeitlichen Durchhänger der Uni Baskets zu kennen. Cosmo Grühn, seit 2020 in der Halle Berg Fidel am Ball, erlitt am 10. November beim 100:79-Erfolg gegen die ART Giants Düsseldorf einen Mittelfußbruch und musste operiert werden. In dieser Saison wird der 26-Jährige aller Voraussicht nach nicht mehr zum Einsatz kommen können.
Auch ohne seinen Kapitän schickt Coach Götz Rohdewald aber eine Truppe aufs Feld, die zu beachten ist. Mit dem spanischen Pointguard Seikou Jawara sowie Center Adam Touray stehen zwei Profis im Uni-Kader, die jedem Gegner in der ProA das Leben schwer machen können. Jawara ist im Schnitt für 15 Punkte und fünf Assists zu haben. Seine Dreierquote von 40 Prozent lässt sich ebenfalls sehen. Und Touray sorgt für gewöhnlich für mindestens 16 Zähler bei fünf Rebounds. Im Oktober gegen Gießen schaffte der 30-Jährige mit 25 Punktens einen persönlichen Saisonhöhepunkt.
Da aber auch die US-Boys Nick Stampley, der wie gegen Düsseldorf schon mal zwölf Abpraller unter den Körben einsammelt, Bo Hodges, der gegen Vechta acht Assists auflegte, und Tyler Groce, der fast durchgängig zweistellig punktet, nicht von Pappe sind sowie der von den Artland Dragons gekommene Big Man Jonas Weitzel schon mal wie gegen Koblenz ein Double-Double präsentieren kann, gehören die Uni Baskets Münster für „Frenki“ Ignjatovic zu den heißen Playoff-Anwärtern.
„Gerade zu Hause wollen wir unsere bisher so starke Bilanz weiter ausbauen und unsere Fans begeistern“, freut sich der 46ers-Cheftrainer, der bis auf Aiden Warnholtz volle Kapelle vermeldet, riesig auf diesen Samstag, aber auch auf die kommenden, spannenden Aufgaben. Halsschmerzen hin, Glieder- und Kopfschmerzen her …
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