Erwachsenen-Basketball
Nach dem überzeugenden 93:62-Erfolg gegen Nürnberg fahren die GIESSEN 46ers mit viel Selbstbewusstsein zu Phoenix Hagen.
39 gegen Koblenz, 17 gegen Bochum, 31 gegen Nürnberg: Nach drei klaren Siegen in Serie mit einer Differenz von zusammengerechnet plus 87 fahren die GIESSEN 46ers am Sonntag (16 Uhr) voller Selbstbewusstsein zum Vorrundenabschluss in der BARMER 2. Basketball-Bundesliga ProA ins südliche Westfalen. Doch Cheftrainer „Frenki“ Ignjatovic tritt auf die Euphoriebremse: „Für unser Match in Hagen bedeuten die letzten Resultate gar nichts!“
Rumms statt Triple-Wumms? Mitnichten! „Ich freue mich, wie sich die Mannschaft entwickelt hat. Wir befinden uns aber noch immer in einem Lernprozess, der noch lange nicht abgeschlossen ist. Wir haben Reserven, die es zu entdecken und weiterzuentwickeln gilt. Gerne natürlich auch in Hagen, wo wir einiges gutzumachen haben“, erinnert sich der Serbe eher ungern an die beiden Niederlagen in der Ischelandhalle, die er mit seinem Team in den ersten beiden Jahren seines Wirkens an der Lahn zu quittieren hatte.
Deutlich forscher formulierten die Helden des Abends, die wenige Minuten zuvor die Nürnberg Falcons mit 93:62 (51:41) aus der Osthalle gefegt hatten, ihr Vorhaben für das Duell der beiden Erzrivalen des Unterhauses schlechthin. „Es wird Zeit, auch mal in Hagen die Punkte zu klauen“, wusste beispielsweise Luis Figge, dass die 46ers so gut drauf sind, um nicht als Außenseiter an die Volme zu reisen. Und Kapitän Robin Benzing bekannte: „Siege führen natürlich zu Selbstvertrauen. Wir wissen aber, dass wir am Sonntag schon einen perfekten Auftritt brauchen, um im Spitzenspiel bestehen zu können.“
Einen solchen (fast) perfekten Auftritt legten die 46ers in einer gut gefüllten Osthalle zumindest in Halbzeit zwei aufs Parkett, in der der Tabellenvorletzte aus Franken nur noch magere 21 Punkte zustande gebracht hatte. „Deren US-Boys auf unter 20 Punkte gehalten zu haben, war echt einmalig“, freute sich „Frenki“ Ignjatovic über seinen voll aufgegangenen Matchplan, wenngleich die „Falken“ aus den Staaten am Ende doch für 30 Zähler gesorgt hatten. Was aus Gießener Sicht aber dennoch aller Ehren wert war …
„Heute haben wir bei den 46ers Erwachsenen-Basketball gesehen. Gießen hat eine erfahrene Männer-Truppe, wir aber sind eine Rookie-Mannschaft“, legte Gäste-Trainer und -Geschäftsführer Ralph Junge offen und ehrlich die Finger in die eigenen Wunden. „Simon Krajcovic hat uns auseinandergebaut, Robin Benzing hat alle Spielsituationen richtig gelesen“, arbeitete der 55-Jährige einige der Unterschiede zwischen beiden Teams, die spätestens im zweiten Durchgang offensichtlich zu Tage traten, heraus. „Wir aber benötigen mehr Disziplin und müssen unser Ego zurückstellen, um erfolgreich zu sein.“
Bei den Hausherren indes lief die Kugel flott. „Jeder kennt inzwischen seine Rolle. Wir haben den Ball gut bewegt und sind gerade gegen deren US-Boys sehr routiniert und abgezockt zu Werke gegangen“, freute sich Robin Benzing über eine abermals tadellose Vorstellung der Seinen. Eine, die sich früh angedeutet hatte, die sich von Minute zu Minute entwickelte und die schließlich einen würdigen Abschluss fand. „Weil wir inzwischen nicht nur eingespielt sind, sondern weil wir auch jede Menge Erfahrung und Qualität mitbringen“, wie Luis Figge treffend analysierte.
Es war eine Qualität, die Nürnberg von der ersten Minute an leidgeprüft zu spüren bekam. Kyle Castlin traf zwar ausnahmsweise einmal nicht zweistellig, legte aber den aus dem Programm der Minnesota Timberwolves kommenden Gabe Kalscheur, den er zu vier Punkten degradierte, an die Kette. Kevin McClain sprudelte nur so vor Einsatzwillen, was nicht nur Sardaar Calhoun im Infight beim 19:9 (7.) des Deutsch-Amerikaners, der darüber hinaus bei einer Flugeinlage auf 60:48 (24.) stellte, zu spüren bekam. Mladen Vujic zeigte Julius Wolf mehrfach unter beiden Brettern, wer den besseren Body besitzt. Jonathan Maier hatte nicht nur bei seinem Tip-in zum 56:46 (22.) die Finger im Spiel. Robin Benzing streute immer mal wieder einen Dreier ein, wenn es ihm nötig schien. Luis Figge sammelte acht Rebounds und damit doppelt so viele, wie bei seinem bisherigen Season-High, ein. Viktor Kovacevic ließ halb Nürnberg bei einem Solo von Ost nach West zum 58:46 (24.) stehen. Und Simon Krajcovic zeigte einmal mehr, dass er der überragende Floor General der gesamten ProA ist.
Da fiel es am Ende auch nicht ins Gewicht, dass die Gießener Quoten von der Freiwurflinie, wo acht Punkte liegenblieben, am offensiven Brett (nur neun Ballgewinne) und bei den Assists (12) ausbaufähig waren. Was „Frenki“ Ignjatovic allerdings so überhaupt nicht stehen lassen wollte: „Wir haben mit 31 Punkten Differenz gewonnen, hatten aber angeblich sechs Assists weniger als Nürnberg?“, zog der 58-Jährighe die Stirn ungläubig in Falten. „Das muss ich mir heute Nacht zu Hause alles noch einmal in Ruhe anschauen“, sah der Gießener Coach eine deutliche Differenz zwischen der eigenen Wahrnehmung und der offiziellen Statistik.
Die seine 46ers aber als eine der heißesten Mannschaften der gesamten ProA rund um Weihnachten und Silvester führt. Die Partie bei Phoenix Hagen kann also kommen …
Gießen: Ziring (5), Castlin (7), McClain (15), Benzing (13), Maier (11), Figge (5), Nyama, Kovacevic (11), Vujic (13), Krajcovic (13).
Nürnberg: Monteroso (2), Calhoun (3), Saffer (7), Eckert, Köpple (18), Feneberg (2), Taylor (8), Wolf (5), Okafor (n.e.), Kalscheur (4), Stoiber, Forrest (13).
UND SONST NOCH …
- Unsere Starter: Kyle Castlin, Kevin McClain, Jonathan Maier, Viktor Kovacevic, Simon Krajcovic.
- Unser Konditions-Wunder: Simon Krajcovic (31:01 Minuten).
- Unser stärkster Rebounder: Luis Figge (8).
- Unser erfolgreichster Passgeber: Kyle Castlin (3).
- Unsere höchste Führung: 93:60, 39. Minute.
- Unsere erfolgreichste Serie: 14:0 zum 93:60, 39. Minute.
- Unsere emotionalen Beobachter: 2491 Zuschauer in der Osthalle.
- Unser nächster Auftritt: Sonntag, 5. Januar, 16 Uhr bei Phoenix Hagen.
Der Beitrag Erwachsenen-Basketball erschien zuerst auf GIESSEN 46ers.